Blumen und Musik für den heiligen Valentin
Am Samstag können Paare in Krumbach den Valentinssegen empfangen. Mesner Gerhard Heinisch hat einen besonderen Bezug zum zweiten Schutzpatron der Stadtpfarrkirche.
Mesner Gerhard Heinisch hat Blumen mitgebracht. Der 54-Jährige steht am linken Seitenaltar der Krumbacher Stadtpfarrkirche St. Michael und verziert den golden umrahmten Glaskasten, in dem Überreste des heiligen Valentin liegen sollen. Zumindest hat man das viele Jahre lang geglaubt. Dieses Jahr findet in der Kirche wieder die Valentinsmesse statt. Zum ersten Mal nach Corona. Paare haben am Samstag die Möglichkeit, den Valentinssegen von Stadtpfarrer Josef Baur zu erhalten. „Und jede Frau bekommt auch noch eine Rose dazu“, erklärt Mesner Gerhard Heinisch, während er einen Blumenmix arrangiert.
Dass man zum Valentinstag seinen Liebsten Blumen überreicht, ist auf den Namensgeber selbst zurückzuführen. Dieser verheiratete nämlich trotz eines Verbots des Kaisers Claudius II. Liebespaare
in einer christlichen Zeremonie. Dabei schenkte er Überlieferungen nach jedem Brautpaar Blumen. Valentin wurde wegen solcher Regelverstöße am 14. Februar 269 enthauptet. Im fünften Jahrhundert entstand zu seinen Ehren ein Gedenktag, der in Deutschland aber erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts populär wird. Seitdem nutzen immer mehr Paare den Tag, um gemeinsam Zeit zu verbringen und sich zu beschenken. Valentinsmessen gibt es wenige. Die Krumbacher Messe sei in der Region einzigartig, erzählt Heinisch. Genauso wie die musikalische Untermalung. Thomas Bäurle aus Krumbach komponierte die Musik zur Valentinsmesse nach einem Vorschlag von Kirchenmusiker Michael Dolp. „Für mich klang die Idee zuerst nicht ernst gemeint“, sagt Dolp. Doch Bäurle setzte sie in die Tat um. So entstand das Werk „Missa in honorem Sancti Valentini“für Chor, vier Solisten, kleines Orchester und Orgel. Inzwischen ist die Komposition seit 15 Jahren fester Bestandteil jenes Gottesdienstes in St. Michael. Sie wird nur einmal im Jahr aufgeführt. Die Krumbacher Valentinsmesse findet immer an dem Samstag statt, der am nächsten zum 14. Februar liegt. Somit wird auch automatisch eine Kollision mit den Aschermittwochgottesdiensten vermieden. Der Aschermittwoch ist heuer nämlich am selben Tag wie das Fest der Liebenden.
Doch nicht nur Paare können am Samstag den Valentinssegen empfangen. „Und natürlich darf jeder die Messe besuchen“, sagt Mesner Heinisch augenzwinkernd. Sogar der Schutzpatron der Verliebten und Paare selbst wird anwesend sein. Zwar nicht der echte heilige Valentin, auch wenn man das lange glaubte, da Urkunden früher darauf hindeuteten. Der Krumbacher Valentin ist ein sogenannter Katakombenheiliger, den Johannes Delfin der Stadt
Krumbach 1734 geschenkt hat. Unter einem Katakombenheiligen versteht man menschliche Überreste oder Reliquien, die in Katakomben in Rom oder anderen unterirdischen Begräbnisstätten gefunden wurden. Sie sind oft mit den frühen Christen verbunden, die während der Verfolgungen im Römischen Reich lebten und starben.
Und wer ist jetzt der Krumbacher Valentin wirklich? „Eigentlich weiß man nicht einmal, ob es ein Mann oder eine Frau ist“, sagt der Mesner. Dennoch hat „Valentin“seinen festen Platz im Seitenaltar, in dem er seit seiner Neueinkleidung und Reinigung in den 1970er-Jahren liegt. Zum Festtag schmückt der 54-Jährige die Vitrine jedes Jahr aufs Neue mit bunten Blumen. Zu Valentin, der neben Michael der zweite Schutzpatron der Stadtpfarrkirche ist, hat Heinisch eine besondere Verbindung. Grund ist ein beinahe lebensbedrohlicher Sturz während den kirchlichen Renovierungsarbeiten Anfang des Jahrtausends. Der Mesner ist gelernter Maler und Lackierer und half bei der Erneuerung der Kirchendecke. „Plötzlich brach das Brett auf dem Gerüst, auf dem ich stand“, erzählt er nüchtern. Doch es sei ihm gelungen, reflexartig die Arme auszubreiten und sich an den noch intakten Holzplatten festzuhalten. So habe er sich vor einem freien Fall aus zehn Metern Höhe retten können. Großes Glück im Unglück, wie auch der Mesner selbst findet: Valentin habe die schützende Hand über ihn gehalten. „Er hat mir gezeigt, dass ich noch länger gebraucht werde.“
Für Heinisch bedeutet das Valentinsfest, sich wieder mehr Zeit für sich selbst zu nehmen. Und er freut sich auf die einmalige Messe am Samstag. Vor der Pandemie sei die Kirche immer voll gewesen, wie der Mesner betont. Manche reisten sogar von Weitem an, um sie zu erleben.