Guenzburger Zeitung

So wird Günzburgs Wald fit für die Zukunft

Trockenes Wetter und ein Pilz aus Asien machen den heimischen Bäumen zu schaffen. Das tut die Stadt, damit der Stadtwald wieder wächst.

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Günzburg In Günzburg wurden im Stadtwald im vergangene­n Jahr 20.400 Bäume gepflanzt, teilt Stadtförst­er Kevin Rees in seinem Jahresberi­cht mit. Diese enorme Zahl werde laut Rees dieses Jahr noch einmal deutlich übertroffe­n, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Stadt. „Aktuell liegen Spenden für mehr als 28.000 neue Bäume vor. Ich bin optimistis­ch, dass wir im Jahr 2024 die Zahl von 30.000 Neupflanzu­ngen übertreffe­n werden“, berichtet Günzburgs Stadtförst­er. Die geplanten Einnahmen aus den Holzverkäu­fen in Höhe von 255.000 Euro fielen nach Angaben der Stadtverwa­ltung im vergangene­n Jahr mit 475.000 Euro deutlich höher aus als prognostiz­iert. Grund hierfür seien die stark gestiegene­n Preise im Energiehol­zsektor, teilt Rees mit. 4300 Festmeter Holz wurden vergangene­s Jahr eingeschla­gen, das sind 1600 Festmeter mehr als der durch das Forstbetri­ebswerk als langjährig­es Mittel ausgegeben­e Hiebsatz.

Der Günzburger Stadtwald ist vor allem durch die trockene und warme Witterung der Jahre 2018, 2019 und 2020 sowie eines 2008 aus Asien eingeschle­ppten Pilzes geschädigt, der das Eschentrie­bsterben auslöst. Der Schadholza­nteil am Gesamteins­chlag betrug bei den Eschen 100 Prozent, führt Rees aus. Bei der Fichte ging dieser Wert durch intensive Pflegemaßn­ahmen auf immerhin nur noch 31 Prozent zurück. „Wir versuchen immer, so viele Bäume wie möglich zu erhalten – auch wenn sie kaum mehr einen Nutzen haben. Wir müssen aber die Sicherung öffentlich­er Einrichtun­gen wie Straßen, gewidmeten Waldwegen, Bebauungsr­ändern oder Sportanlag­en gewährleis­ten, damit sich die Menschen dort gefahrlos aufhalten können“, erklärt der Stadtförst­er.

Gleichzeit­ig ergeben sich in Zeiten des Klimawande­ls tief greifende Veränderun­gen im Stadtwald, der aktuell von Eschen geprägt ist. Stieleiche­n, Hainbuchen, Winterlind­en, Feldahorn, Waldkiefer, Eiben, Vogelkirsc­hen, Edelkastan­ie und viele weitere Baumarten werden statt der Esche gepflanzt, die auf etwa einem Drittel der Waldfläche

Günzburgs vorkommt. „Wenn ein großflächi­ger Bestand von nur einer Baumart da ist und abstirbt – wie aktuell bei der Esche – sieht man die gravierend­en Verluste. Wenn man allerdings mischt, hat man viele andere Baumarten, die überleben und das Risiko großer Eingriffe minimieren“, sagt Rees über den Vorteil dieser Diversität. Günzburgs Stadtförst­er betont, dass die großen und sichtbaren Maßnahmen im Stadtwald noch in diesem Jahr abgeschlos­sen sind. „Wir kümmern uns aktuell um die Aufforstun­gsflächen und reduzieren den

Holzeinsch­lag ab dem nächsten Jahr deutlich“, gibt Rees einen Ausblick auf den kommenden Winter. Die Maßnahmen finden ganz bewusst gehäuft von Anfang Oktober bis Ende März statt, um den Tieren Ruhe in der Setz- und Brutzeit zu ermögliche­n.

Im Hintergrun­d findet gerade eine umfassende Eichenkart­ierung im Günzburger Stadtwald statt. Die Alteichen tragen erheblich zur Biodiversi­tät im Großraum und insbesonde­re in den Auwaldgebi­eten bei. Ein Erhalt dieser Relikte ist eines der obersten Ziele der städtische­n Forstverwa­ltung und wird

durch die städtische­n Forstwirte mittels GPS-koordinier­ter Vermessung am Tablet kartiert. Gefördert wird die Maßnahme im Anschluss über das „Vertragsna­turschutzp­rogramm Wald“. Günzburgs Oberbürger­meister Gerhard Jauernig hebt die Bedeutung des Stadtwalds hervor und sagt: „Für viele Günzburger ist unser Stadtwald ein wichtiges Naherholun­gsziel.

Kinder, Mamas und Papas und Senioren gehen dort spazieren, treiben Sport und lernen die Natur besser kennen. Damit sie das alles sicher machen können und unser Wald den Klimawande­l übersteht,

sind Neupflanzu­ngen genauso nötig wie Holzeinsch­läge.“Die städtische Umweltfach­kraft Christine Hengeler verweist auf das Förderprog­ramm Bäume und Grün, wo Einzelmaßn­ahmen bis zu 2500 Euro bezuschuss­t werden. Oder an die Gemeinscha­ftsaktion der Stadt Günzburg, der Sparkasse Günzburg-Krumbach und der Baumschule Haage, die 100 Bäume an Bürger verschenkt hat. Seit 2020 gibt es zudem eine Baumpflanz­aktion für Neugeboren­e. Für jedes der jährlich etwa 200 in Günzburg geborenen Kinder pflanzt die Stadt einen Baum. (AZ)

 ?? Foto: Julia Hofer (Symbolbild) ?? Der Querschnit­t dieser vor einiger Zeit gefällten Esche zeigt gräuliche Verfärbung­en, die auf einen Pilzbefall hindeuten. Auch im Günzburger Stadtwald hat der Pilz Schäden hinterlass­en.
Foto: Julia Hofer (Symbolbild) Der Querschnit­t dieser vor einiger Zeit gefällten Esche zeigt gräuliche Verfärbung­en, die auf einen Pilzbefall hindeuten. Auch im Günzburger Stadtwald hat der Pilz Schäden hinterlass­en.

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