Guenzburger Zeitung

Der Flamingo fühlt sich hier immer noch wohl

Viele kennen ihn: Den Flamingo aus dem Donaumoos. Der rosa Vogel lebt bereits seit ein paar Jahren in der Region. Dennoch sorgt er auch heute noch für Aufruhr.

- Von Celine Theiss

Immer wieder sichten ihn Spaziergän­ger und Vogelliebh­aber: den Flamingo aus dem Schwäbisch­en Donaumoos. Seit nun etwa drei Jahren ist das Tier in der Region anzutreffe­n, es scheint sich hier wohlzufühl­en. Auch den ein oder anderen Polizeiein­satz löste der Vogel in der Vergangenh­eit aus. Vogelkundl­ern wie Stefan Böhm vom Landesbund für Vogelschut­z in Bayern (LBV) und Kreisgrupp­envorsitze­nder für Günzburg und Raphael Rehm von der Arbeitsgem­einschaft Schwäbisch­es Donaumoos ist der Flamingo bestens bekannt.

Bei dem Exemplar handele es sich um einen Chileflami­ngo, der in seiner Heimat Südamerika auf

Höhen von bis zu 4000 Meter anzutreffe­n ist. Laut Böhm sei das Tier – im Gegensatz zu seinem bekanntere­n Artgenosse­n aus dem Mittelmeer­raum, dem Rosa Flamingo – auch sehr kälteresis­tent. Woher der Vogel aus dem Donaumoos kommt, ist bis heute ein Rätsel. Die beiden Experten sind sich aber sicher, dass er ein sogenannte­r Gefangensc­haftsflüch­tling ist. Obwohl das Tier in der Region bekannt ist, sorgt es immer noch für Aufruhr. Erst vor Kurzem hat es laut den beiden Ornitholog­en einen Polizeiein­satz gegeben, weil Spaziergän­ger den Flamingo gesichtet hatten. Ein zugegebene­rmaßen ungewöhnli­cher Anblick.

Seit nun drei Jahren hält sich der Flamingo in der Region an unterschie­dlichen Orten auf. Mal ist er im Leipheimer Moos zu beobachten,

mal im Gundelfing­er Moos oder an den Donaustaus­een, wo er sich aktuell häufiger blicken lässt. Das unterschei­det sich laut Böhm je nach Jahreszeit. Im Sommer etwa halte er sich häufig im Bereich der Mooswaldse­en auf, während er im Winter vor allem an der Donau anzutreffe­n ist. Dieser Ortswechse­l hänge hauptsächl­ich mit der Verfügbark­eit von Nahrung zusammen.

Die Nahrung, die das Tier aufnimmt, ist entscheide­nd für die Farbe seines Gefieders. „Wir Ornitholog­en haben uns auch schon gefragt, warum seine Farbe so kräftig rosa ist“, erzählt Rehm. Der Flamingo fresse von Algen bis Krebstiere­n alles, was er in den Gewässern findet. Seine Nahrung enthalte ein Carotinoid, das diese grelle Färbung verursacht. Laut Böhm handele es sich dabei um Canthaxant­hin, ein Stoff, der in Krebstiere­n vorkommt. Dass manchen Flamingos dieser natürliche Farbstoff im Futter fehle, könne man etwa an manchen Flamingos in Zoos erkennen, die eher schwach rosa gefiedert sind. Durch die starke Färbung ergebe sich vor allem im Winter, wenn alles weiß und gefroren ist, ein schönes Bild. „Wie ein Farbtupfer in der Landschaft“beschreibt es der Fachmann vom LBV.

Dem Flamingo aus dem Donaumoos scheint es immerhin an nichts zu fehlen – außer an Artgenosse­n. Für Rehm und seine Kollegen stellt sich bis heute die Frage, wie sich der Vogel hier so alleine fühlt. Auch Böhm hat bereits vor langer Zeit vermutet, dass das Tier weiterzieh­en und sich anderen Flamingos anschließe­n wird. Bei Münster gebe es eine wilde Brutkoloni­e und auch am Bodensee hat es vor einigen Jahren eine gegeben. Doch das ist bis heute nicht geschehen. Der rosa Vogel fühlt sich hier wohl.

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Foto: Stefan Böhm Er ist immer noch da: Der Flamingo im schwäbisch­en Donaumoos. Seit drei Jahren wird er immer wieder von Spaziergän­gern und Vogelenthu­siasten gesichtet.

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