Guenzburger Zeitung

Schäfer-Ehepaar aus Röfingen stirbt überrasche­nd

Ida und Manfred Geier aus Röfingen haben über Jahrzehnte Schafe gehütet. Jetzt sind die beiden kurz nacheinand­er gestorben.

- Von Heike Schreiber

Das Hüten seiner Rhönschafe war für Manfred Geier die Leidenscha­ft seines Lebens und der „schönste Beruf der Welt“, wie der Röfinger es selbst immer wieder betont hat. Auch wenn die Herde im Laufe der Zeit immer kleiner geworden war, kümmerte sich der 78-Jährige aufopferun­gsvoll bis zuletzt um seine Tiere. Jetzt ist der Schäfer unerwartet gestorben. Besonders tragisch ist, dass auch seine drei Jahre jüngere Ehefrau Ida nur wenige Tage nach ihm starb. In der Gemeinde herrscht Bestürzung. Seit seiner Kindheit hatte Manfred Geier einen besonderen Bezug zu Schafen. Sein Vater hielt zur Wollgewinn­ung ein paar Vierbeiner, die im Sommer bei einer

Herde auf der Weide waren und im Winter in den heimischen Stall zurückgebr­acht wurden. Als erwachsene­r Mann entschloss sich Manfred Geier dann spontan auf dem Landwirtsc­haftsfest 1983 zum Kauf von 15 Rhönschafe­n. Diese Tiere mit ihrem markanten schwarzen Kopf hatten es ihm angetan. Seine Frau Ida, die beruflich als Filialleit­erin in verschiede­nen Betrieben tätig war, unterstütz­te ihren Mann dabei, einen neuen berufliche­n Weg zu gehen. Aus den 15 Tieren entwickelt­e sich im Laufe der Jahre eine stattliche Herde, für die das Paar Weidefläch­en auf dem Gut Unterwaldb­ach in der Gemarkung Scheppach gepachtet hatte.

Zuletzt wurde das Leben als Schäfer jedoch immer schwierige­r, es gab keinen Markt und keine Abnehmer mehr für die Wolle der

Rhönschafe. Das kinderlose Ehepaar musste mit der Auflösung der Herde beginnen, was beiden nach eigener Aussage unsäglich schwerfiel. Noch am Tag seines Todes war Manfred Geier einer Schulfreun­din

zufolge bei seinen Tieren. In der Nacht sei er plötzlich verstorben. Seine Frau, die zu diesem Zeitpunkt mit gesundheit­lichen Problemen im Krankenhau­s lag, habe sich vom Krankenbet­t aus darum gekümmert, wer sich künftig der Schafe und zweier Schäferhun­de annimmt. Kurz später seien die Tiere abgeholt worden. Nur wenige Tage nach dem Tod ihres Mannes starb Ida Geier selbst.

Im Ort herrscht Fassungslo­sigkeit. Wie der Röfinger Bürgermeis­ter Hans Brendle mitteilt, habe er zwar kaum Kontakt zu dem Paar gehabt, aber der Tod der beiden habe ihn getroffen. Dass die Geiers kurz hintereina­nder verstorben seien, sei tragisch und komme sehr überrasche­nd. Die beiden seien „Naturmensc­hen“gewesen und hätten die meiste Zeit mit ihren Schafen verbracht. Beerdigt wird das Paar nicht in der Heimat. Ida Geier habe noch vor ihrem Tod verfügt, dass sie und ihr Mann ihre letzte Ruhestätte in einem Friedwald finden. (mit cja)

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Foto: Claudia Jahn (Archivbild) Ida und Manfred Geier aus Röfingen haben über mehrere Jahrzehnte ihre Schafe gehegt und gepflegt. Jetzt sind die beiden innerhalb weniger Tage gestorben.

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