Sie ist Projektingenieurin – und Saloon-Dame
Nathalie Wolber spielt in „Zieh oder Flieh“eine durchtriebene Saloon-Besitzerin – und zeigt, dass sie auch singen kann.
Der Wilde Westen fängt nicht erst hinter Hamburg an, sondern schon in Gundremmingen. Jedenfalls ist das bei der Theatergruppe der SpVgg so und noch bis zum 9. März im Foyer des Auwald-Sportzentrums. Die Getränke sind scharf und die Gäste sind hart – in dem Saloon auf der Bühne wird gepokert, geschossen und gerauft. Trotzdem hat Besitzerin Jacky alles im Griff, aber es steckt ein dunkles Geheimnis in ihr. Gespielt wird sie von Nathalie Wolber, die in diesem Jahr zum vierten Mal in Gundremmingen auf der Bühne steht – dieses Mal in der Hauptrolle.
In der Vergangenheit war die 31-jährige Projektingenieurin aus Haldenwang schon einmal eine Hippie-Dame, eine auf einen Heiratsantrag
wartende Blondine und eine Wellness-Barfrau. Jetzt befindet sie sich in ihrer Rolle als Saloon-Betreiberin in einer Welt, in welcher der Westen zwischen tanzenden Saloon-Ladies, zwielichtigen Whiskey-Gesichtern und nicht immer in den Genuss von Feuerwasser kommenden Indianern wilder und unberechenbarer nicht sein kann. Man fordere sich in der Schauspielerei in seiner Rolle immer wieder selbst heraus, erklärt Nathalie Wolber, die auch im Musikverein Haldenwang-Hafenhofen Klarinette und Saxofon spielt. In dem Stück halte sie ihre Stimme etwas tiefer und rauer, um dem Western-Slang etwas entgegenzukommen, aber auch, um als Frau bestehen und das Sagen haben zu können. „In meinem Beruf ist das nicht anders“, fügt sie lachend hinzu.
In „Zieh oder Flieh“wird Wolber
sogar singen – natürlich ein Cowboylied, bei dem nicht nur einige der Mitspielerinnen und -spieler beim Refrain, dem „Ja, ja, jippi, jippi, je“einfallen, sondern Bardamen und Whisky-Gesichter auch noch mittanzen. Für sie selbst sei das ein ganz neues, ein ganz anderes Gefühl, wenn sie da ganz allein vor dem Publikum stehe, fährt sie fort. „Die Leute werden dann schon mitgehen und genauso mitsingen.“
Das Schöne sei, dass die Regie die Rollen derjenigen Person zuweise, bei der sie meine, dass diese sie auch spielen könne. „Man findet sich in dieser wieder, jeder macht seine eigene und persönliche Note daraus.“Eine Art Lieblingsrolle gibt es für Wolber im Grunde nicht. Es sollte aber zumindest nicht unbedingt etwas Griesgrämiges sein. „Ich bin jemand, der gerne lacht.“
Neu bei der Theatergruppe ist Mathias Kapfer – er spielt den Postkutschenkutscher Bunnes, der mehrmals die Woche zu Jackys Saloon kommt. Nicht immer, aber diesmal wieder dabei ist Michael Werner, der als feuriger Mexikaner Jose con Carne einen der WhiskyMänner verkörpert. Quasi als Wiedereinsteiger steht Marco Koch nach 15 Jahren auf der Bühne: als Sheriff Wally Earp, Klavier spielend, aber äußerst ängstlich. Zu Recht: Wer im Wilden Westen nämlich falschspielt, der wird erschossen.