Kita-Neubau erhält keine Genehmigung
Unmittelbar vor dem Starttermin offenbaren sich bei der neuen Kita in Burgau sicherheitsrelevante Mängel. Eltern und Personal sind verzweifelt: Wohin mit den Kindern?
Eigentlich hat sich das Personal der Kita Heilig Kreuz in Burgau den ersten Tag im neuen Kindergartengebäude ganz anders vorgestellt. Statt regem Betrieb und spielenden Kindern sitzen die Kindergärtnerinnen am Dienstagvormittag verzweifelt in den leeren Räumen, die stellenweise noch an eine Baustelle erinnern. Ein Tag vor der geplanten Inbetriebnahme des Neubaus der Kindertagesstätte Heilig Kreuz traf die Nachricht sowohl die Verantwortlichen der Kita, als auch die Eltern der betreuten Kinder wie ein Schock: Das Landratsamt Günzburg verweigerte am Montag nach einer Begehung die Betriebsgenehmigung wegen sicherheitsrelevanter Mängel.
Bereits im Oktober 2021 begannen die Bauarbeiten in der Spitzstraße, nachdem das alte Kindergartengebäude abgerissen worden war. Der Eröffnungstermin musste bereits mehrmals verschoben werden, unter anderem, weil zwei voneinander unabhängige Wasserschäden den Zeitplan durcheinander brachten. Seit dem Abriss des alten Gebäudes waren die Kinder an drei Standorten in Unterknöringen untergebracht worden. Der Einzug der Kinder war jetzt für den 20. Februar organisiert und fest eingeplant. Das Landratsamt Günzburg stellte gravierende Gründe fest, warum die Abnahme nicht erfolgen konnte. Die Eltern wurden von der Kindergartenleitung am Montagnachmittag darüber informiert, dass es ab dem kommenden Tag vorerst keine Betreuung geben könne.
Eine Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, informierte unsere Redaktion und teilte mit: „Da kam am Montag gegen 16 Uhr die Nachricht über die Kommunikationsapp des Kindergartens, dass keine Betriebserlaubnis erteilt worden ist und wir die Kinder nicht bringen können.“Weitere Informationen erhielten die Eltern nicht – eben nur, dass der Kindergarten bis auf Weiteres geschlossen sei, so die Mutter. „Da steht man als Elternteil erst mal da.“Bei der Abnahme am Montagnachmittag wurden erhebliche Sicherheitsund Brandschutzmängel festgestellt, die auf die noch nicht ausreichende Fertigstellung des Gebäudes zurückzuführen sind, heißt es in einer Stellungnahme aus dem Landratsamt Günzburg. Neben kleineren Mängeln sind fast alle Brandschutztüren nicht eingebaut, die Brandmeldeanlage ist nicht funktionsfähig und die Notstromversorgung der Brandmeldeanlage nicht installiert, heißt es weiter. Auch die Fluchtwege sind teilweise nicht nutzbar. Bei dem Abnahmetermin wurde außerdem festgestellt, dass die Entrauchung des Gebäudes nicht funktionsfähig ist. Die eingebaute Lüftungsanlage wurde noch nicht abgenommen. Aus diesen Gründen konnte eine Nutzungsaufnahme nicht erfolgen.
Betroffen zeigte sich Pfarrer Simon Stegmüller. „Ich war bei der Begehung nicht dabei. Das schien auch nicht notwendig. Der Architekt war vor Ort und hatte offensichtlich aufgrund seiner Berufserfahrung andere Bewertungsmaßstäbe der Mangellage als der Prüfer des Landratsamtes.“Mit diesem Ergebnis habe man nicht gerechnet, heißt es aus dem Pfarrbüro. Aus Elternsicht sei es für Stegmüller
verständlich, dass sie Planungssicherheit brauchen. Die Gebäude, in denen die Kinder bislang untergebracht waren, stehen noch zur Verfügung. Die Einrichtung und das Equipment wurden allerdings schon in die neue Kita verlagert. Jetzt stehe die Frage im Raum, ob man das alles wieder zurückhole, so Stegmüller.
Ähnlich betroffen äußert sich Günter Groll vom Bistum Augsburg und Vorsitzender der Stiftung KitaZentrum St. Simpert: „Dass wir den Betrieb in der neuen Kita nun nicht haben starten können, ist nicht nur sehr ärgerlich, es ist gerade auf den Blick der Kinder und Eltern unerträglich. Das ist bedauerlich und wir bitten um Entschuldigung.“Der Abnahmetermin sei vom bauleitenden Architekten wie dem beauftragen Baubetreuer fest zugesagt worden. „Darauf haben und mussten wir uns verlassen“, teilte Groll mit. Warum die Abnahme erst so unmittelbar vor der geplanten Inbetriebnahme der Einrichtung angesetzt worden war, begründete Groll damit, dass „Zusagen und Termine durch ausführende Firmen leider nicht eingehalten und immer wieder verschoben und auf den letzten Drücker versprochen wurden.“Man setze jetzt alle Hebel in Bewegung, so Groll, um den Betrieb schnellstmöglich aufnehmen zu können. Inzwischen wurde eine Notbetreuung für 25 Kinder eingerichtet, informiert Groll. „Wir sehen hier jeden Tag als wertvoll und wichtig an, den wir zeitiger öffnen, um eine sichere Betreuung in einem sicheren Haus gewährleisten zu können.
Auch Ulrike Gerstmayer vom Elternbeirat war geschockt, als sie am Montagnachmittag die Nachricht auf dem Mobiltelefon las. „Wir haben vom Elternbeirat dann gleich eine Notbetreuung für den nächsten Tag organisiert. Alle Mütter, die Kapazitäten hatten, ein Kind aufzunehmen, haben sich zur Verfügung gestellt.“
Die meisten Eltern haben sich laut Gerstmayer aber entweder beurlauben lassen oder die Kinder bei den Großeltern unterbringen können. Drei Kinder, darunter zwei bei Gerstmayer selbst, wurden von fremden Eltern betreut. Jetzt gilt es, die kommenden Tage zu überstehen, damit die Kinder betreut werden können.