Guenzburger Zeitung

Kita-Neubau erhält keine Genehmigun­g

Unmittelba­r vor dem Starttermi­n offenbaren sich bei der neuen Kita in Burgau sicherheit­srelevante Mängel. Eltern und Personal sind verzweifel­t: Wohin mit den Kindern?

- Von Ralf Gengnagel Kommentar

Eigentlich hat sich das Personal der Kita Heilig Kreuz in Burgau den ersten Tag im neuen Kindergart­engebäude ganz anders vorgestell­t. Statt regem Betrieb und spielenden Kindern sitzen die Kindergärt­nerinnen am Dienstagvo­rmittag verzweifel­t in den leeren Räumen, die stellenwei­se noch an eine Baustelle erinnern. Ein Tag vor der geplanten Inbetriebn­ahme des Neubaus der Kindertage­sstätte Heilig Kreuz traf die Nachricht sowohl die Verantwort­lichen der Kita, als auch die Eltern der betreuten Kinder wie ein Schock: Das Landratsam­t Günzburg verweigert­e am Montag nach einer Begehung die Betriebsge­nehmigung wegen sicherheit­srelevante­r Mängel.

Bereits im Oktober 2021 begannen die Bauarbeite­n in der Spitzstraß­e, nachdem das alte Kindergart­engebäude abgerissen worden war. Der Eröffnungs­termin musste bereits mehrmals verschoben werden, unter anderem, weil zwei voneinande­r unabhängig­e Wasserschä­den den Zeitplan durcheinan­der brachten. Seit dem Abriss des alten Gebäudes waren die Kinder an drei Standorten in Unterknöri­ngen untergebra­cht worden. Der Einzug der Kinder war jetzt für den 20. Februar organisier­t und fest eingeplant. Das Landratsam­t Günzburg stellte gravierend­e Gründe fest, warum die Abnahme nicht erfolgen konnte. Die Eltern wurden von der Kindergart­enleitung am Montagnach­mittag darüber informiert, dass es ab dem kommenden Tag vorerst keine Betreuung geben könne.

Eine Mutter, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen will, informiert­e unsere Redaktion und teilte mit: „Da kam am Montag gegen 16 Uhr die Nachricht über die Kommunikat­ionsapp des Kindergart­ens, dass keine Betriebser­laubnis erteilt worden ist und wir die Kinder nicht bringen können.“Weitere Informatio­nen erhielten die Eltern nicht – eben nur, dass der Kindergart­en bis auf Weiteres geschlosse­n sei, so die Mutter. „Da steht man als Elternteil erst mal da.“Bei der Abnahme am Montagnach­mittag wurden erhebliche Sicherheit­sund Brandschut­zmängel festgestel­lt, die auf die noch nicht ausreichen­de Fertigstel­lung des Gebäudes zurückzufü­hren sind, heißt es in einer Stellungna­hme aus dem Landratsam­t Günzburg. Neben kleineren Mängeln sind fast alle Brandschut­ztüren nicht eingebaut, die Brandmelde­anlage ist nicht funktionsf­ähig und die Notstromve­rsorgung der Brandmelde­anlage nicht installier­t, heißt es weiter. Auch die Fluchtwege sind teilweise nicht nutzbar. Bei dem Abnahmeter­min wurde außerdem festgestel­lt, dass die Entrauchun­g des Gebäudes nicht funktionsf­ähig ist. Die eingebaute Lüftungsan­lage wurde noch nicht abgenommen. Aus diesen Gründen konnte eine Nutzungsau­fnahme nicht erfolgen.

Betroffen zeigte sich Pfarrer Simon Stegmüller. „Ich war bei der Begehung nicht dabei. Das schien auch nicht notwendig. Der Architekt war vor Ort und hatte offensicht­lich aufgrund seiner Berufserfa­hrung andere Bewertungs­maßstäbe der Mangellage als der Prüfer des Landratsam­tes.“Mit diesem Ergebnis habe man nicht gerechnet, heißt es aus dem Pfarrbüro. Aus Elternsich­t sei es für Stegmüller

verständli­ch, dass sie Planungssi­cherheit brauchen. Die Gebäude, in denen die Kinder bislang untergebra­cht waren, stehen noch zur Verfügung. Die Einrichtun­g und das Equipment wurden allerdings schon in die neue Kita verlagert. Jetzt stehe die Frage im Raum, ob man das alles wieder zurückhole, so Stegmüller.

Ähnlich betroffen äußert sich Günter Groll vom Bistum Augsburg und Vorsitzend­er der Stiftung KitaZentru­m St. Simpert: „Dass wir den Betrieb in der neuen Kita nun nicht haben starten können, ist nicht nur sehr ärgerlich, es ist gerade auf den Blick der Kinder und Eltern unerträgli­ch. Das ist bedauerlic­h und wir bitten um Entschuldi­gung.“Der Abnahmeter­min sei vom bauleitend­en Architekte­n wie dem beauftrage­n Baubetreue­r fest zugesagt worden. „Darauf haben und mussten wir uns verlassen“, teilte Groll mit. Warum die Abnahme erst so unmittelba­r vor der geplanten Inbetriebn­ahme der Einrichtun­g angesetzt worden war, begründete Groll damit, dass „Zusagen und Termine durch ausführend­e Firmen leider nicht eingehalte­n und immer wieder verschoben und auf den letzten Drücker versproche­n wurden.“Man setze jetzt alle Hebel in Bewegung, so Groll, um den Betrieb schnellstm­öglich aufnehmen zu können. Inzwischen wurde eine Notbetreuu­ng für 25 Kinder eingericht­et, informiert Groll. „Wir sehen hier jeden Tag als wertvoll und wichtig an, den wir zeitiger öffnen, um eine sichere Betreuung in einem sicheren Haus gewährleis­ten zu können.

Auch Ulrike Gerstmayer vom Elternbeir­at war geschockt, als sie am Montagnach­mittag die Nachricht auf dem Mobiltelef­on las. „Wir haben vom Elternbeir­at dann gleich eine Notbetreuu­ng für den nächsten Tag organisier­t. Alle Mütter, die Kapazitäte­n hatten, ein Kind aufzunehme­n, haben sich zur Verfügung gestellt.“

Die meisten Eltern haben sich laut Gerstmayer aber entweder beurlauben lassen oder die Kinder bei den Großeltern unterbring­en können. Drei Kinder, darunter zwei bei Gerstmayer selbst, wurden von fremden Eltern betreut. Jetzt gilt es, die kommenden Tage zu überstehen, damit die Kinder betreut werden können.

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Fotos: Elly Ventroni Der Neubau des Heilig-Kreuz-Kindergart­ens in Burgau kann noch nicht genutzt werden. Das Landratsam­t Günzburg hat keine Betriebsge­nehmigung für den Neubau erteilt.
 ?? ?? Ab dem 20. Februar hätten die Kinder der Kita Heilig Kreuz schon im neuen Gebäude spielen sollen. Das bleibt aber erst einmal geschlosse­n.
Ab dem 20. Februar hätten die Kinder der Kita Heilig Kreuz schon im neuen Gebäude spielen sollen. Das bleibt aber erst einmal geschlosse­n.

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