Guenzburger Zeitung

Restaurant Cavallino bleibt geschlosse­n

Ein Stück Günzburger Gastronomi­e-Tradition nimmt ein Ende. Persönlich­e und wirtschaft­liche Gründe haben die Inhaber des Cavallinos zu diesem Schritt bewogen.

- Von Claudia Jahn

Mitte Februar hat das beliebte italienisc­he Restaurant Cavallino am Marktplatz zum letzten Mal seine Türen für die Gäste geöffnet. Die beiden Wirtsleute Cornelia Bucur und Antonio Sabella geben damit ihr Lebenswerk auf, das sie mit viel Engagement und auch großer Freude gemeinsam aufgebaut und als Familienbe­trieb geführt haben. Es sind sowohl persönlich­e als auch wirtschaft­liche Gründe, die sie zu diesem für viele Günzburger sehr überrasche­nden Schritt veranlasst haben.

Es war ein Stück Italien, das die beiden ihren vielen Stammgäste­n vor allem im Sommer schenkten, wenn auf den gut besuchten Tischen auf dem Marktplatz gute mediterran­e Küche geboten wurde. Die Atmosphäre, zu der auch das südländisc­he Temperamen­t der Chefin beitrug, schuf einen Wohlfühlch­arakter, der die Besucher lange über die Mahlzeit hinaus zum Sitzenblei­ben animierte. Die Kombinatio­n aus der charmanten Wirtin und dem talentiert­en Koch war die entscheide­nde Grundlage für die Erfolgsges­chichte des Lokals, welches sie vor 16 Jahren übernommen hatten. Das Paar lebte für sein Geschäft und seine Gäste, zu denen sie manch freundscha­ftliche Beziehung pflegten.

Sabella, der das Kochen in seiner Heimatstad­t Neapel von der Pike auf gelernt hatte, kam 1991 nach Deutschlan­d, um dort seinen Bruder in dessen Restaurant in Senden zu unterstütz­en. Ihm gefiel es so gut in Schwaben, dass er einige Jahre später den Entschluss fasste, sich selbststän­dig zu machen. Nach der Trennung von seiner ersten Frau gab er zunächst die Selbststän­digkeit auf und arbeitete ab 2005 in einem neu eröffneten Lokal in Ulm als Chefkoch. Es war wohl ein Fingerzeig des Schicksals, dass genau in diesem Lokal auch seine spätere Lebensgefä­hrtin als Aushilfe angeheuert hatte und ihn schon bald mit ihrer Lebensfreu­de und ihrer Dynamik ansteckte.

Die junge, in Rumänien geborene Bucur hatte schon Jahre zuvor ihre Liebe zur Gastronomi­e entdeckt und sich entschiede­n, nach Deutschlan­d zu gehen, um dort Geld zur Unterstütz­ung ihrer Familie zu verdienen. Über verschiede­ne Stationen fand sie dann den Weg nach Ulm und richtete als Küchenhilf­e Salattelle­r und Vorspeisen an. „Ich habe alles zubereitet, was der Chef vorgab“, erzählte sie von den Anfangszei­ten ihres Kennenlern­ens. Der Küchenchef erkannte bald die Qualitäten seiner jungen Mitarbeite­rin, und so dauerte es nur ein knappes Jahr, bis zum geschäftli­chen Verhältnis eine private Beziehung hinzukam. Als sich 2008 die Gelegenhei­t ergab, die als italienisc­hes Restaurant Cavallino umfirmiert­en Rößle-Stuben am Günzburger Marktplatz zu übernehmen, griffen die beiden, ohne zu zögern, zu. Das war die Gelegenhei­t, auf die sie gewartet hatten: ihr Können zum Wohle der Gäste in einem eigenen Restaurant zur Geltung zu bringen.

Es dauerte nicht lange, bis sich die beiden einen großen Stammkunde­nkreis geschaffen hatten. Nach einem erfolgreic­hen Start konnten sie den Besitzer der Immobilie davon überzeugen, die rustikale Ausstattun­g des Lokals auszutausc­hen und den Räumlichke­iten ein modernes, ansprechen­des Ambiente zu verpassen. Auch wenn der Weg aus der im Innenhof gelegenen Küche zum Marktplatz doch recht weit war, fingen sie vor etwa zehn Jahren an, auch die Gastronomi­e

im Freien auszubauen. Waren es anfänglich nur ein paar Tische, die im Sommer draußen aufgestell­t waren, so wurden es nach und nach mehr.

Corona und gesundheit­liche Probleme des Restaurant­besitzers machten der Erfolgsges­chichte des Paares einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Vom Verdiensta­usfall während der Pandemie konnten sich die Wirtsleute nicht mehr richtig erholen, zumal Sabella nach einem Herzinfark­t arbeitstec­hnisch stark zurückrude­rn musste. Mit Tränen in den Augen nehmen die beiden nun Abschied von dem Lokal, das ihr Leben in den letzten 16 Jahren so entscheide­nd geprägt hat und in dem sie viele schöne Feiern und gesellige Abende für ihre Gäste ausrichten durften. Jetzt versucht das Paar, erst einmal Abstand zu gewinnen und wird dann entscheide­n, wie es in Zukunft weitergehe­n wird.

 ?? Foto: Claudia Jahn ?? Mit schwerem Herzen haben die beiden Gastgeber Cornelia Bucur und Antonio Sabella nach 16 Jahren ihr Lebenswerk, das Cavallino in Günzburg, aufgegeben.
Foto: Claudia Jahn Mit schwerem Herzen haben die beiden Gastgeber Cornelia Bucur und Antonio Sabella nach 16 Jahren ihr Lebenswerk, das Cavallino in Günzburg, aufgegeben.

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