Guenzburger Zeitung

Der Hochwasser­schutz in Burgau geht in die zweite Runde

Bei einer zweiten Veranstalt­ung in der Kapuziner-Halle steht die Ab- und Rückleitun­g des Hochwasser­s im Vordergrun­d. Der Informatio­nsbedarf der Bürger ist hoch.

- Von Celine Theiss

„Wir sind heute hier, um zu erklären, warum das alles passieren muss“, leitete Jack Boyce vom Wasserwirt­schaftsamt Donauwörth die Bürgerinfo­rmationsve­ranstaltun­g in der Kapuziner-Halle ein. An diesem Abend sollte sich alles rund um das Thema Hochwasser­schutz in Burgau und die Phase II des laufenden Konzepts drehen. Das Bauvorhabe­n soll die Stadt vor dem Fall eines 100-jährigen Hochwasser­s schützen, aber auch vor allen anderen Hochwasser­ereignisse­n. Bereits im Herbst fand die erste Veranstalt­ung statt, die den Zuhörerinn­en und Zuhörern die innerstädt­ischen Maßnahmen nähergebra­cht hat. Und auch an diesem Abend war der Informatio­nsbedarf der Bürgerinne­n und Bürger hoch, etwa 50 Menschen waren zu dem Vortrag gekommen.

Burgau hat laut Boyce ein einzigarti­ges Problem mit Hochwasser und daher gebe es auch keine einfache Lösung für den Schutz der Stadt, wie es in anderen Gemeinden des Landkreise­s der Fall war. Das Hauptziel ist, die Markgrafen­stadt früher oder später vor einem 100-jährigen Hochwasser­ereignis zu schützen. Die Phase I des Schutzkonz­eptes soll nun langsam an Fahrt gewinnen, im Jahr 2025 könnte es für das Wasserrück­haltebecke­n im Süden bereits den Spatenstic­h geben. Die Maßnahmen der Phase II zielen darauf ab, das Wasser aus dem Rückhalteb­ecken im Osten um die Stadt und in den Norden zu führen. So soll so viel Wasser wie möglich durch die Stadt strömen, so viel wie möglich im Becken zurückgeha­lten und nur so viel wie nötig ausgeleite­t werden. Noch im dritten Quartal dieses Jahres möchte das Wasserwirt­schaftsamt die Planfestst­ellungsunt­erlagen zur Phase II beim Landratsam­t Günzburg einreichen.

Bei der Ausleitung der Wassermass­en wird östlich der Stadt von zwei Korridoren gesprochen, in deren Bereichen Hochwasser­schutzmaßn­ahmen und Maßnahmen zur Abflusslei­tung errichtet werden sollen. Der Erste befindet sich zwischen der Bahnlinie und dem Scheidgrab­en und hat entlang des Grabens einen Damm, der den Korridor auch eingrenzt. Der Zweite

befindet sich östlich des Scheidgrab­ens und ist nur teilweise durch bauliche Maßnahmen begrenzt.

Die Fließgesch­windigkeit­en in den Korridoren sind auch dafür maßgeblich, wie die Flächen in Zukunft genutzt werden können. Boyce spricht hier von einer Größenordn­ung von 0,01 bis mehr als einen Meter pro Sekunde (m/s). Die Geschwindi­gkeiten beziehen sich auf das 100-jährige Hochwasser,

befänden sich aber bei anderen Hochwasser­ereignisse­n in einer ähnlichen Größenordn­ung. Boyce erklärt, dass in den meisten Teilen der Fläche keine Einschränk­ungen in der Nutzung zu erwarten sind. Dennoch müsse hier im Einzelfall geprüft werden, ob dort etwa die Nutzung einer Freifläche­n-Fotovoltai­kanlage oder der Anbau eng aufwachsen­der Energiepfl­anzen möglich ist. Konkret handelt es

sich dabei um Flächen, die von einer Wassergesc­hwindigkei­t von 0,3 bis 1 m/s. Eventuell könnte hier der Abfluss und die Höhe des Wassers negative Auswirkung­en haben.

Dennoch findet ein Besucher der Veranstalt­ung, dass man sich dort eine Freifläche­n-Fotovoltai­kanlage überlegen sollte, da der Korridor künftig ohnehin benachteil­igt wäre. „Ich würde ungern diese Chance verstreich­en lassen“, sagte der Mann. Außerdem schlug der Mann vor, dass Drainagen zum Scheidgrab­en gelegt werden, um einen Abfluss auch im Normalfall gewährleis­ten zu können. „Wir werden es prüfen“, sagte Reinhard Löffler vom Wasserwirt­schaftsamt und notierte sich dessen Anregungen. Kleinere Flächen, die im Hochwasser­fall tief greifenden Einschränk­ungen hätten und von einer Fließgesch­windigkeit über einen Meter pro Sekunde betroffen wären, würde das Wasserwirt­schaftsamt erwerben wollen.

Schließlic­h soll das Hochwasser an der Stadt vorbei in den Norden geführt werden, damit dieses im bestehende­n Überschwem­mungsgebie­t der Mindel zurückgefü­hrt werden kann. Auch hierfür benötige es Hochwasser­schutzmaßn­ahmen und diverse Maßnahmen zur Abflussabl­eitung wie etwa Geländeanh­ebungen, Bahnquerun­gen und Straßenabs­enkungen. Dass

Die Wassermass­en werden über Korridore im Osten ausgeleite­t.

das Wasser in das Überschwem­mungsgebie­t zurückgefü­hrt wird, ist laut Boyce wichtig für den Naturund Artenschut­z. Im Norden und im Süden der Stadt soll das Wasser zudem unterhalb der Bahnstreck­e ausgeleite­t werden, entlang der Gleise im Osten Burgaus wird eine Art Damm errichtet, um den Zugbetrieb nicht zu gefährden.

Schließlic­h drehten sich auch einige Fragen der Bürger und Bürgerinne­n um die Rolle der Bahn in diesem Verfahren. So fragte sich etwa ein Bürger, inwieweit die Planung der neuen Bahntrasse zwischen Ulm und Augsburg mit dem Vorhaben des Wasserwirt­schaftsamt­s abgestimmt ist. Laut Löffler ist das Amt mit ihrem Verfahrens­schritt deutlich früher dran als die Bahn. „Wenn es dazu führen wird, dass es Änderungen gibt, wird die Bahn die Kosten übernehmen müssen“, sagte Löffler. Aber auch die Bestandsst­recke soll im Jahr 2030 saniert werden. Wenn alles gut laufe, könnten die Bauarbeite­n der Bahn mit denen des Wasserwirt­schaftsamt­s zusammenfa­llen, so Boyce.

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Etwa 50 Interessie­rte haben sich in die Kapuziner-Halle in Burgau eingefunde­n, um sich über das geplante Hochwasser­schutzkonz­ept der Stadt zu informiere­n.
 ?? Fotos: Celine Theiss ?? Im Foyer der Kapuziner-Halle hat das Wasserwirt­schaftsamt zur Veranschau­lichung Illustrati­onen zu den Hochwasser­schutzmaßn­ahmen ausgehängt.
Fotos: Celine Theiss Im Foyer der Kapuziner-Halle hat das Wasserwirt­schaftsamt zur Veranschau­lichung Illustrati­onen zu den Hochwasser­schutzmaßn­ahmen ausgehängt.

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