Guenzburger Zeitung

So wird das Fahrrad fit für den Frühling

Die meisten wissen, wie wichtig die Autopflege ist. Anders ist das aber beim Fahrrad. Experten aus dem Landkreis Günzburg geben Tipps für Wartung und Reparatur.

- Von Elly Ventroni

Die Tage werden länger und die Sonne zeigt sich bereits öfter. Für viele bedeutet das, dass sie sich nach dem Winter wieder auf das Fahrrad schwingen. Bei der ersten Fahrt kommt es dann nicht selten vor, dass es quietscht und knattert. Doch wie wird das Fahrrad wieder fit für den Frühling? Wir haben mit Fahrradexp­erten aus dem Landkreis gesprochen, die uns ihre Tricks und Kniffe verraten haben.

Uwe Schmidt, Inhaber des Fahrradlad­ens Uwes Radlschupp­en in Krumbach, merkt die erste Frühlingse­uphorie, wenn Ende Februar der erste große Kundenschw­ung kommt. Er berichtet, dass in seinem Geschäft die Wartezeit höchstens eine Woche beträgt, jedoch bei anderen und vor allem größeren Fahrradhän­dlern mit Wartezeite­n von bis zu drei Monaten gerechnet werden muss. „Wenn das Wetter gut ist, kommen alle auf einmal“, erzählt auch Silas Braun vom Fahrradges­chäft

Velo Kalcher in Günzburg.

Nicht immer braucht es eine Fahrradwer­kstatt, um das Zweirad wieder auf Vordermann zu bringen. „Zuerst einmal ist es wichtig, die Reifen aufzupumpe­n“, erklärt Schmidt. Der benötigte Reifendruc­k findet sich dabei auf dem Mantel des Reifens.

Während der Reifeninsp­ektion sei es auch sinnvoll zu checken, ob der Mantel porös geworden ist. Bei Fahrrädern, die draußen etwa in einem Schuppen untergeste­llt waren, könne das durch den Frost verursacht werden. Für das dann notwendige Wechseln des Reifens hat Braun zwei kleine Tipps: Bevor das Vorderrad ausgebaut wird, muss darauf geachtet werden, dass der Anschluss des Dynamos gezogen ist. Beim Ausbauen des Hinterrads sei es ratsam, zuvor in den höchsten Gang zu schalten.

Wenn das Fahrrad jedoch über den Winter genutzt wird, kann das Streusalz zum Problem werden. Dieses sorgt ebenfalls dafür, dass Reifen porös werden. Außerdem warnt Schmidt: „Salz frisst Aluminium.“Da die meisten Felgen aus Leichtmeta­ll bestehen, ist es wichtig, diese am Übergang zu den Speichen auf Risse zu kontrollie­ren. Das kann zum Beispiel durch das Abfahren der Speiche mit einem Lappen gemacht werden.

Salz kann darüber hinaus das Rosten der Kette auslösen. Um das vorzubeuge­n, muss diese regelmäßig geölt werden. Robert Lindner, der seit einiger Zeit als Zweiradmec­haniker beim Fahrradlad­en Glaß arbeitet, betont, dass hierbei weniger Öl mehr ist. Viele Leute würden dieses zu oft und in einer zu großen Menge verwenden, indem sie die gesamte Kette damit einschmier­ten. Das sei sogar kontraprod­uktiv, weil Öl ein „Staubfänge­r“sei. Durch diese Eigenschaf­t bleibt der Dreck daran haften und kann mit der Zeit in die Kette eingearbei­tet werden. Deshalb rät Lindner dazu, die Kette vor dem Ölen mit einem Lappen abzuwische­n. Anschließe­nd genüge es, ein paar wenige Tropfen auf die Rollen der Kettenglie­der zu geben. Um das Öl auf der

Kette zu verteilen, können die Fahrradbes­itzer locker mit einem Lappen um die Kette greifen, während sie gleichzeit­ig das Pedal drehen.

Wichtig ist außerdem, dass dabei kein Öl in die Bremsen gelangt. Dadurch können die Bremsbeläg­e irreversib­el zerstört werden. Schmidt empfiehlt deshalb, eine Tropfflasc­he zu benutzen. Bei der Verwendung einer Sprühflasc­he, sei es besser, das Öl zunächst auf einen Lappen zu geben.

Lindner erklärt, dass sich die Kette mit der Zeit dehnt, je nachdem wie viel Kraft auf sie einwirkt. Deswegen muss die Kette etwa alle 300 bis 400 Kilometer mit einer Kettenvers­chleißlehr­e – einem Metallstüc­k, das den Abstand der Glieder misst – überprüft werden. Dabei sei es wichtig, dass der längere Haken der Lehre nicht komplett in den Spalt zwischen den einzelnen Rollen fällt. Werkstattl­eiter Manuel Fuchs erklärt: „Wenn der Dehnungsgr­ad bereits zu weit ist, sind die Zahnkränze bereits ausgefress­en und die Ritzel kaputt.“Dann reiche es nicht mehr, die Kette

austausche­n zu lassen – es müsse ein neuer Zahnkranz her.

Für die Sicherheit beim Fahren sind zwei Dinge besonders wichtig: Licht und Bremsen. Ein Lichttest ist laut Schmidt unabdingba­r. Den kann jeder Fahrradbes­itzer selbst durchführe­n. Anders sei es jedoch bei den Bremsen. „Die wenigsten wissen, wie dick die Bremsbeläg­e sein müssen. Deswegen ist es sinnvoll, das ab und an kontrollie­ren zu lassen“, erklärt der Fahrradexp­erte. Ein eindeutige­s Indiz sei aber, wenn sich die Bremse bereits vollständi­g durchdrück­en lasse.

„Da die Motoren der E-Bikes mehr Kraft haben als der Durchschni­ttsfahrrad­fahrer, ist bei E-Bikes der Verschleiß von Ketten und Bremsen größer“, erklärt Schmidt. Deswegen sei es bei E-Bikes wichtig, diese etwa alle 2000 Kilometer checken zu lassen. Das empfiehlt auch Lindner. Außerdem müssen bei E-Bikes regelmäßig Softwareup­dates gemacht werden. „Wir spielen dann die neue Software drauf, so können Fehler beseitigt werden“, sagt er.

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Fotos: Elly Ventroni Die Kette sollte ab und an mit einer Kettenlehr­e überprüft werden. So sieht es aus, wenn alles passt.
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„Weniger Öl ist mehr“, erklärt Robert Lindner. So sollten die Finger nach dem Anfassen der Kette nicht aussehen.
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Vor dem Ausbauen des Vorderreif­ens muss der Anschluss des Dynamos gezogen werden.
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Auf dem Reifen kann der richtige Reifendruc­k nachgelese­n werden.

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