Günzburg geht bei der Kinderbetreuung in die Offensive
Die Große Kreisstadt wächst weiter, und damit auch der Bedarf an Betreuungsplätzen. Wie die Stadt damit umgeht – und wo demnächst gebaut wird.
Die Große Kreisstadt wird immer größer – zumindest, was ihre Einwohnerzahl anbelangt. Kurz nach dem Amtsantritt von OB Gerhard Jauernig vor gut 20 Jahren sah die Lage noch anders aus: Eine Studie habe damals im Landkreis Günzburg einen deutlichen Rückgang der Bevölkerung in den kommenden Jahren prognostiziert, erinnerte der Oberbürgermeister in der Stadtratssitzung. Doch es kam anders: Nicht nur der Landkreis legte kräftig an Einwohnerinnen und Einwohnern zu und ist jetzt das Zuhause von über 131.000 Menschen, auch die Große Kreisstadt ist in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen. Bald werden es 23.000 Menschen sein, die in Günzburg leben.
Mit dem Anstieg der Bevölkerung steigt auch der Bedarf an Betreuungsplätzen für die Kleinsten – und der Rechtsanspruch, den Eltern auf Plätze in der Kita haben, lässt die Nachfrage weiter steigen. Dem großen Bedarf will Günzburg mit einer Kita-Offensive begegnen, sagte Oberbürgermeister Jauernig in der Stadtratssitzung. Dazu gehört, dass die Stadt nicht nur den üblichen Weg geht und selbst Kindertagesstätten baut, sondern andere Wege nutzt. Aktuelles Beispiel ist der am Montag beschlossene Bau einer Kita durch einen Investor.
Bereits im vergangenen Sommer hatte der Bauausschuss die Pläne für das ehemalige Hotel Zettler auf dem Tisch. An der Ichenhauser Straße will ein Investor Wohnungen für Senioren unterbringen – und dazu eine Kindertagesstätte mit 30 Krippen- und 50 Kitaplätzen. An den Baukosten von knapp fünf Millionen Euro will sich die Stadt mit einem Zuschuss von 3,8 Millionen Euro beteiligen, 50 Prozent davon sind Fördermittel. Sobald die Kita fertig ist, wird die Stadt die Räume der Einrichtung mieten, ein freigemeinnütziger Träger soll den Betrieb übernehmen. Wenn alles läuft wie geplant, ist Baubeginn Januar 2025 und im Herbst 2026 könnte die Kita eröffnen.
Einen Vorschlag zum Träger der Kita brachte Thomas Ermer (CSU) ins Gespräch: Er wünscht sich eine Bereicherung der städtischen KitaOffensive durch ein inklusives oder integratives Kinderhaus, zu dem Plätze für Kinder mit erhöhtem Förderbedarf, eine schulvorbereitende Einrichtung und Heilpädagogische Tagesstätte kommen könnten. „Das wäre ein Highlight für Günzburg“, so der CSUStadtrat. Derzeit unterhält die Lebenshilfe Donau-Iller in Limbach eine solche Einrichtung. Laut Ermer hätte die Lebenshilfe auch Interesse, in Günzburg ein entsprechendes Kinderhaus zu betreiben.
Für Günzburg und Umgebung wäre dies eine tolle Bereicherung. Zudem habe die bereits Personal und genügend Erfahrung. Oberbürgermeister Jauernig begrüßte die Idee und sprach von Bemühungen, die Lebenshilfe auch mit einem weiteren Investor für eine Kita zusammenzubringen. Der Gedanke der Integration bei der Kinderbetreuung sei ausgesprochen wichtig: „Die Stadt ist dann erfolgreich, wenn sie alle Menschen zusammenbringt“, so der OB.
Martin Endhardt (GBL/Grüne) brachte im Zusammenhang mit dem generationenübergreifenden Projekt in Günzburg die Gebäude der Altenheime in der Innenstadt ins Gespräch, die in einigen Jahren auf den Markt kommen werden, wenn der gemeinsame AltenheimNeubau bezogen wird. Er sehe dies als Thema auf Landkreisebene: Es gäbe viele Möglichkeiten, wo es besser sei, altes nicht nur wegzureißen, sondern neue Wohnformen in alten Gebäuden einzurichten.
Der Stadtrat stimmte dem KitaProjekt ebenso einstimmig zu wie der befristeten Schaffung von Krippenplätzen am Leitenweg im Kinderhaus Wurzelzwerge. Die Plätze entstehen hier befristet, bis die Kita in der Ichenhauser Straße eröffnen kann. Dazu mietet die Stadt Containermodule an, die mit Wärmedämmung, Warmwasserheizung, sowie kontrollierte Beund Entlüftung mit Wärmerückgewinnung für die Gruppenräume ausgestattet sind. Einem Angebot der Fachfirma zufolge kommen damit auf die Stadt Kosten für Transport, Montage und später Demontage sowie den Kran von knapp 21.000 Euro sowie monatliche Mietkosten von 8140 Euro zu.