Dorfladen: Ein Nachmieter ist noch nicht in Sicht
Andrea Karsten-Arnold wird am 16. März zum letzten Mal hinter der Theke des Dorfladens stehen. Bürgermeisterin Doris Egger will Leerstand vermeiden.
Das Ende des Dorfladens in Haldenwang rückt näher. Andrea Karsten-Arnold und ihr Mann Jürgen Karsten, die den Laden seit 2016 betrieben haben, werden wie angekündigt in Kürze aufhören. Da sich bisher kein potenzieller Nachfolger bei der Gemeinde gemeldet hat, beginnt Karsten-Arnold ab dem 4. März mit dem Ausverkauf, zwölf Tage später wird sie zum letzten Mal hinter der Theke stehen. Dann werden die Räume an der Hauptstraße geräumt und renoviert. Lange leer stehen lassen will sie die Bürgermeisterin Doris Egger auf keinen Fall. „Ich hoffe, dass sich noch eine Lösung auftut.“
Im Oktober 2016 waren Karsten-Arnold und ihr Ehemann mit dem Dorfladen neben dem Rathaus in Haldenwang gestartet. Der Laden kam gut an und hatte schnell seine treue Stammkundschaft bis aus dem südlichen Landkreis und dem angrenzenden Augsburger Raum. Nach 2021, dem laut Ehepaar „besten Jahr, das wir je hatten“, ging der Umsatz zurück. Das war allerdings nicht der Hauptgrund dafür, dass das Ehepaar jetzt nach sieben Jahren aufhört. Größtes Problem seien die Nachwehen der Coronakrise und das Finanzamt, das neben einer Nachzahlung für das umsatzstarke Jahr 2021 auch noch satte Vorauszahlungen für die Jahre 2022 und 2023 forderte. Diese Kosten hätten sie aufgefressen, wie es KarstenArnold
ausdrückte. Sie und ihr Mann beschlossen schweren Herzens, den Laden aufzugeben.
Seit Beginn dieses Jahres steht fest, dass das Duo das Geschäft nicht weiterführt. Am 1. April werden die Schlüssel abgegeben. Die Gemeinde sucht seitdem per Annonce einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin. In einem Gespräch mit unserer Redaktion im Januar hatte Bürgermeisterin Doris Egger noch davon gesprochen, dass sich eine potenzielle Nachfolgerin vorgestellt und eine weitere Person Interesse bekundet habe. Jetzt teilte Egger auf Nachfrage mit, dass sich die Kandidaten leider zurückgezogen hätten. Sie sei aber weiter auf der Suche und führe Gespräche. „Ich bleibe hartnäckig dran und frage, wo ich fragen kann.“
Von der Hoffnung, den Dorfladen nahtlos übergeben zu können, hat sich die Bürgermeisterin verabschiedet. „Das schaffen wir nicht. Die aktuelle Lage ist schwierig“, sagt Egger. Dass die Räume nach dem Auszug der bisherigen Betreiber dann leer stehen, daran mag die Rathauschefin nicht denken. „Leerstand will ich auf jeden Fall vermeiden.“Bevor das passiere, müsse man sich überlegen, die Räume anderweitig zu nutzen. Doch am liebsten wäre Egger ein kleines Geschäft, das zumindest die Grundversorgung abdeckt. „Das ist unser oberstes Ziel.“Der Dorfladen sei nicht nur ein Laden, sondern ein Treffpunkt gewesen. „Mein Wunsch wäre es, weiter so eine Anlaufstelle zu haben.“
Was sie von einer Genossenschaft
hält? Zumindest ist der Begriff in Haldenwang schon gefallen. Egger hätte nichts dagegen, betont aber auch, dass sie als Bürgermeisterin eine solche Genossenschaft nicht initiieren könne. „Das muss von den Bürgern kommen, und da müssen dann die Bürger ran.“Andrea Karsten-Arnold hat schon mit dem Ausräumen begonnen. Erstes Inventar ist auch schon verkauft. Ab 4. März beginnt der Abverkauf der Lebensmittel und Artikel des täglichen Gebrauchs.
Bis zum 16. März wird sie noch ihre Kundschaft bedienen, dann wird zugesperrt, renoviert und gestrichen. Zum 1. April gibt Karsten-Arnold den Schlüssel ab. Dass treue Kunden ihr immer wieder Abschiedsgeschenke bringen, sie loben für ihren Einsatz, der weit über das normale Maß hinausgegangen sei, und sie am liebsten nicht gehen lassen wollen, sei Balsam für die Seele, erzählt sie am Telefon. Alle, die sich fragen, was nach der Ladenaufgabe aus der 53-Jährigen werde, kann KarstenArnold beruhigen. Sie habe schon eine Weiterbeschäftigung. Wo, verrät sie aber nicht.