Neuer Metzger übernimmt in Günzburg
Seit dem Sommer hungerten die Günzburger nach einer Metzgerei in der Innenstadt. Der Betreiber hat zuletzt auch in Neu-Ulm ein Traditionsgeschäft übernommen.
Wer um die Mittagszeit in Günzburgs Innenstadt unterwegs ist, sucht momentan eines vergebens: Eine Metzgerei, die ein schnelles Mittagessen oder die Grundlage für eine Brotzeit anbietet. Die gibt es nämlich seit dem vergangenen Sommer nicht mehr. Doch das wird sich bereits in wenigen Wochen ändern: In die Altstadt zieht ein neuer Metzger in die Räume ein, die seit dem Auszug der Metzgerei Kleiber leer stehen.
Wie groß der Hunger in Günzburg danach ist, endlich wieder eine Metzgerei in die Innenstadt zu bekommen, zeigt sich vor dem Geschäft: Die Plakate, die Bernhard Klein an die Türen des Ladens gehängt hat, fallen auf und werden von den Passantinnen und Passanten zwischen Wohlwollen und Begeisterung registriert. Auch per
Mail hatte der Geschäftsführer schon die ersten Willkommensgrüße eines Günzburger Unternehmers auf dem Handy, kaum, dass die Plakate hingen. „Klasse, dass ihr kommt“, liest er aus der Nachricht vor.
Die Durst- oder in diesem Fall Hungerstrecke dauerte seit dem vergangenen Sommer: Nach 37 Jahren in Günzburg hatte die Metzgerei Kleiber den Standort aus betriebswirtschaftlichen Gründen geschlossen – sehr zum Bedauern zahlreicher Stammkunden. Seit 2008 hatte die Metzgerei-Kette Kleiber aus Memmingen die Filiale am Durchgang vom Bürgermeister-Landmann-Platz zur Altstadt betrieben, mit der Schließung verschwand die letzte Metzgerei aus der Innenstadt. Es folgten Verhandlungen mit mehreren Metzgern aus der Region, unter anderem mit der Krumbacher Traditionsmetzgerei Diem, doch die Anbieter
sagten aus unterschiedlichen Gründen ab.
Dass mit der Kette aus Reutlingen nun ein Nachfolger gefunden wurde, sorgt nicht nur bei den hungrigen Passantinnen und Passanten in der Innenstadt für Vorfreude, sondern auch für Erleichterung im Rathaus. „Wir können als Stadt keine Läden eröffnen. Aber was wir machen können, ist die Voraussetzungen dafür schaffen und die Menschen an einen Tisch bringen“, sagt Oberbürgermeister Gerhard Jauernig.
Die Verbindung mit der Metzgerei Oskar Zeeb kam durch Beate Agemar zustande. Der Wirtschaftsbeauftragten der Stadt gebühre das Lob dafür, die Beteiligten miteinander ins Gespräch gebracht zu haben, betont Oberbürgermeister Jauernig. Sie knüpfte die Kontakte zwischen Familie Rottler, der das Gebäude gehört, der Metzgerei Kleiber, die dem Nachfolger die Einrichtung des Ladens übergibt, und dem neuen Betreiber mit Sitz in Reutlingen. Und sie konnte auch bei der Suche nach Mitarbeitenden helfen: Drei ehemalige Kleiber-Mitarbeiter sind im achtköpfigen Team dabei, mit denen Zeeb in Günzburg startet.
Bernhard Klein, selbst kein gelernter Metzger, sondern Kaufmann, betont den handwerklichen Hintergrund der fast 100 Jahre bestehenden Firma. „Wir sind zwar etwas größer als Kleiber, aber dennoch ein Handwerksbetrieb.“Das Familienunternehmen Oskar Zeeb beschäftigt nach eigenen Angaben 320 Mitarbeiter und verfügt über eine zentrale Produktion in Reutlingen, mit der ihre 29 bestehenden Filialen täglich mit frischer Ware beliefert werden. Das Geschäft in Günzburg sei dank der Vorgänger „top eingerichtet“und das Team startklar.
In Günzburg werde es künftig neben Fleisch und Wurst auch ein Käsesortiment geben, außerdem werden Salate, Frischkäse und Fertiggerichte angeboten. Auch einen Mittagstisch wird es in der Metzgerei geben, mit Gerichten zum Mitnehmen und auch zum Essen vor Ort, eventuell wird es sogar die Möglichkeit geben, draußen vor dem Laden einen Imbiss einzunehmen. Im vergangenen Jahr hatte die Metzgerei Zeeb auch in Ulm und Neu-Ulm eine Traditionsmetzgerei übernommen: Das Reutlinger Unternehmen führt seit November die Filialen von GeydanGnamm in Ulm und Neu-Ulm weiter.
Metzgerei Zeeb eröffnet in Günzburg ihre 30. Filiale.