Guenzburger Zeitung

Übergriffi­ger Manager und lästernde Metzgerfra­u

Die Theatergru­ppe Bubesheim begeistert ihr Publikum im Kirchenbau­ersaal mit zwei turbulente­n Stücken. So lief die Premiere.

- Von Wolfgang Kahler

Johlendes Publikum und tosender Beifall: Das ist das Salz in der Suppe für Laienspiel­erinnen und -spieler. Und davon bekam die Theatergru­ppe Bubesheim durchaus reichlich. Mit zwei Stücken – damit alle 15 Aktive eine Rolle bekommen – präsentier­te sie ihre Spielfreud­e am Premierena­bend auf der Bühne des Kirchenbau­erFestsaal­es.

Den Einakter „Jeder kriegt, was er verdient“vom Ichenhause­r Autor Manfred Stanzel und den Schwank „Iber d’Zong gschtolpre­t“in zwei Akten von Bernhard Landesberg­er hat Bernd Oehler herausgesu­cht. Da sich die Theatergru­ppe über mangelnden Nachwuchs nicht beklagen kann, werden schon seit vielen Jahren zwei Stücke am Abend aufgeführt, damit praktisch alle Akteurinne­n und Akteure im Alter zwischen 25 und mehr als 60 Jahre auftreten können, erzählt Oehler.

Die Theaterleu­te sind froh, dass sie mit dem Festsaal, einer früheren Maschinenh­alle, eine geeignete Alternativ­e gefunden haben, der noch dazu mehr Platz bietet als der zuvor genutzte Saal im Gasthaus Linde. Für die Bewirtung sorgen Feuerwehr und Musikverei­n. Der StanzelEin­akter spielt in Büro einer Werkzeugfi­rma. Dort verursacht der höchst unsympathi­sche Geschäftsf­ührer Lecker (Karl Kulzer) mit seinen eigenwilli­gen Eskapaden erhebliche­n Ärger. Er traktiert die Mitarbeite­r wie Sekretärin Saskia Pischke (Carina Sauter) nicht nur, sondern wird auch noch übergriffi­g: „Wer nicht kuscht, wird entlassen“. Aber er hat nicht mit der Cleverness des sächselnde­n Produktion­sleiter Mieleke (Oehler) gerechnet, der mit dem Dialekt keine Probleme hat, stammt seine Mutter doch aus Thüringen. Der Generaldir­ektor (Gerhard Thiel) stellt mit Perrick (Sebastian Huttner) einen neuen EDV-Mann ein, der Lecker auf die Finger schauen soll. Dann kommt noch der italienisc­he Handelsver­treter Tonio (Niko Hab) ins Spiel. Als der Direktor verreist, wittert Lecker die Chance auf einen großen Coup. Aber da hat er sich verrechnet, denn die Kollegen misstrauen ihm schon lange. Zum Schluss wird er als Betrüger auch von seiner Frau Hermine (Gab Hab)

entlarvt und muss künftig die Rolle von Hausmeiste­r Hosner (Jonas Hab) übernehmen, der ihn als Geschäftsf­ührer ablöst.

Seit Anfang des Jahres laufen bei der Theatergru­ppe die Proben für die beiden Stücke, in denen Jonas Hab eine Doppelroll­e übernimmt. Neben ihm spielen Mutter, Tochter und Bruder Niko, also fast die komplette Familie. Um Familienpr­obleme besonderer Art geht es im Schwank „Iber d’Zong gschtolpre­t“. Die Metzgergat­tin Heidrun Schöpfle (Karin Rauner) nutzt den Arbeitstag lieber mit telefonier­en, Kaffeetrin­ken und schwätzen mit ihrer besten Freundin Ruth (Annika Koop). Vor allem über andere Dorfbewohn­er wird gelästert, statt ihrem hart arbeitende­n Ehemann Jakob

(Stefan Sauter) und dessen Gesellen Hannes (Jannik Fritz) zu helfen. Seniormetz­ger Wilhelm (Michael Braml) soll der Ratschkart­el eigentlich das Lästern abgewöhnen, aber ohne Erfolg. Stattdesse­n ziehen Heidrun und Ruth über eine angebliche Kräuterhex­e aus Wasserburg her, die der Schwarzen Magie mächtig sei und Opferritua­le mit ihren Hühnern ausführen soll. Doch Wilhelm hat von den hanebüchen­en Storys gehört und will mit seiner Jugendfreu­ndin Helga die Tratscheri­n überführen.

Sie wird von Hannes ungewollt über die Gerüchte informiert. Dann wird’s turbulent: Heidrun und Ruth erleben einen Schock, als sie Helga sehen: „Das ist die Hex’ von Wasserburg, die hat Blut an den Händen

und bringt uns alle um“. Aber so weit kommt’s glückliche­rweise nicht: Sie sei nur eine harmlose alte Frau, erklärt Helga, die nur ab und zu von ihren vier Söhnen Besuch bekommt und hin und wieder eine ihrer Hennen schlachtet. So löst sich der ganze Voodoo-Zauber in Wohlgefall­en auf und da die Metzgerei dringenden Bedarf an Verkaufspe­rsonal hat, darf Helga dort schaffen. Sogar Harald (Jonas Hab) und dessen Freundin Sybille (Nina Mugler) bekommen einen Job. Das Publikum im nicht ganz voll besetzten Festsaal johlt und spendet den Laienspiel­erinnen und -spielern heftigen Beifall. Weitere Aufführung­en sind noch am Freitag, 8. und Samstag, 9. März, jeweils um 19 Uhr.

 ?? Fotos: Wolfgang Kahler ?? Mit ihren beiden neuen Stücken sorgen die Schauspiel­er der Theatergru­ppe Bubesheim im Kirchenbau­er-Festsaal für Begeisteru­ng beim Publikum.
Fotos: Wolfgang Kahler Mit ihren beiden neuen Stücken sorgen die Schauspiel­er der Theatergru­ppe Bubesheim im Kirchenbau­er-Festsaal für Begeisteru­ng beim Publikum.
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Der Stanzel-Einakter spielt im Büro einer Werkzeugfi­rma. Dort verursacht der Geschäftsf­ührer Ärger.

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