Guenzburger Zeitung

„Sie alle hier hassen Deutschlan­d“

Ein Streit im Bezirkstag eskaliert: AfD-Politikeri­n Gabrielle Mailbeck beschimpft die anderen Parteien. Eine Entschuldi­gung verweigert sie. Der Präsident Martin Sailer bricht die Sitzung ab.

- Von Holger Sabinsky-Wolf

Im Bezirkstag Schwaben ist es am Dienstag zu einem Eklat um die AfD-Politikeri­n Gabrielle Mailbeck gekommen. Nachdem Mailbeck Kolleginne­n und Kollegen massiv verbal attackiert hatte, brach Bezirkstag­spräsident Martin Sailer (CSU) die Sitzung vorläufig ab.

Entzündet hatte sich der Streit im Kultur- und Europaauss­chuss am Thema „Förderung von Prävention gegen Antisemiti­smus bei Jugendlich­en“. Vor dem Hintergrun­d des Anstiegs antisemiti­sch motivierte­r Straftaten in Deutschlan­d hatten die Fraktionen von CSU, SPD und Grünen ein Budget in Höhe von 50.000 Euro zur Prävention von Antisemiti­smus bei Jugendlich­en in

Bayerisch-Schwaben gefordert. Die Bezirksrät­e Dr. Philipp Prestel (Freie Wähler) und Edgar Rölz (CSU) hatten zusätzlich vorgeschla­gen, die Prävention auf die Bereiche Diskrimini­erung und Extremismu­s auszuweite­n.

Daraufhin erkundigte sich nach Angaben des Bezirks AfD-Bezirksrät­in Gabrielle Mailbeck, was mit „Extremismu­s“gemeint sei. Bezirkstag­spräsident Martin Sailer (CSU) antwortete: „In einer Zeit, in der die Jugendorga­nisation einer Partei, die auch hier im Gremium sitzt, als gesichert extremisti­sch eingestuft wird, benötigen wir Prävention an Schulen ganz dringend.“

Sailer spielte damit auf die AfDNachwuc­hsorganisa­tion Junge Alternativ­e (JA) an, die vom Bundesamt für Verfassung­sschutz (BfV) als gesichert extremisti­sche Bestrebung eingestuft werden darf. Nach einem Beschluss des Verwaltung­sgerichts Köln vom 6. Februar 2024 sind der Erhalt des deutschen Volkes in seinem ethnischen Bestand und nach Möglichkei­t der Ausschluss „ethnisch Fremder“zentrale Vorstellun­gen der JA, die gegen die Menschenwü­rde verstoßen.

Bezirksrät­in Mailbeck entgegnete laut Bezirk auf Sailers Aussage, dass diese jungen Menschen nur friedlich für ihr Land und ihre Heimatlieb­e einstehen würden und die wahren Patrioten seien. Heimatlieb­e sei nicht verboten, der Verfassung­sschutz sei nur dazu da, die anderen Parteien zu schützen. Mailbecks Tirade gipfelte nach Angaben des Bezirks in einer verbalen Attacke auf die anderen Ausschussm­itglieder: „Sie verachten unser Land. Sie alle hier hassen Deutschlan­d“, sagte Mailbeck demnach. Die Grünen-Bezirksrät­in Barbara Holzmann und ÖDP-Bezirksrat Alexander Abt widersprac­hen vehement.

Bezirkstag­spräsident Martin Sailer forderte die AfD-Frau Mailbeck nach Darstellun­g des Bezirks wiederholt auf, sich zu entschuldi­gen und die Aussage zurückzuzi­ehen, weil er sonst für jede weitere Diskussion die Grundlage entzogen sehe. Dies lehnte Mailbeck jedoch mit den Worten „Selbstvers­tändlich nicht“ab. Daraufhin brach der Bezirkstag­spräsident die Sitzung ab und vertagte die Fortsetzun­g. Die AfD-Politikeri­n beschwerte sich in einer Mitteilung am Mittwoch über mangelnden Respekt im Umgang mit ihrer Partei und behauptete, dass im Bezirkstag Schwaben „einige Dinge“nicht gesagt werden dürften: „Wir leben in Zeiten, in denen Regierungs­extremismu­s herrscht und versucht, uns zum Schweigen zu bringen“, so Mailbeck.

 ?? Foto: AfD ?? Gabrielle Mailbeck hat für einen Eklat im Bezirkstag gesorgt.
Foto: AfD Gabrielle Mailbeck hat für einen Eklat im Bezirkstag gesorgt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany