Zum Weltfrauentag regnet es bunte Rosen
Weltweit müssen Frauen um ihre Rechte kämpfen. Aber auch im Landkreis Günzburg gibt es noch viel zu tun. Wo der Weltfrauentag ansetzt und was dazu alles geplant ist.
Inspiration für Inklusion – darum soll es dieses Jahr am Weltfrauentag, 8. März gehen. Seit 1975 machen die Vereinten Nationen mit diesem Tag auf die Rechte von Frauen aufmerksam – und auf den Umstand, dass zwischen Recht haben und Recht bekommen noch eine immense Lücke klafft. Auf der ganzen Welt – aber auch in Deutschland und im Landkreis Günzburg sind Chancengleichheit, Selbstbestimmung und auch der Schutz vor Gewalt und Diskriminierung noch immer nicht selbstverständlich. Deswegen haben sich mehrere Organisationen aus dem Landkreis zusammengeschlossen und werben am Freitag in Günzburg und darüber hinaus für Frauenrechte. Und die Inspiration aus dem Jahresmotto kommt dabei nicht zu kurz.
Hildegard Knef wünschte sich in ihrem großen Hit „Für mich soll’s rote Rosen regnen“– in
Günzburg und im Landkreis werden es bunte Rosen sein, nach denen Frauen am Freitag Ausschau halten sollten. Was genau sie mit den gehäkelten Kunststücken vorhaben, wollen die Organisatorinnen noch nicht verraten. Allerdings: Wer die Rosen erblickt, darf sie gerne mit dem #rosesforrights auf den Sozialen Netzwerken teilen. Und wer möchte, darf sich eine der Rosen pflücken.
Rund 1250 Häkelrosen sind in den vergangenen Wochen entstanden – etwa während der Kurse der Volkshochschule Günzburg, bei Treffen des Familienstützpunkts, in den Runden des katholischen Frauenbundes und der Kommunalen Jugendarbeit, beim Rotary Club und auch bei vielen Frauen daheim. „Die Idee zu der Aktion Roses4Rights kommt aus Aschaffenburg, dort fand sie zum ersten Mal statt“, erklärt Vhs-Leiterin Claudia Schoeppl. Bei der Zahl der entstandenen Rosen hat Günzburg allerdings die Unterfranken bereits überflügelt, darauf sind die
Initiatorinnen schon ein wenig stolz.
Stolz sind sie auch darauf, was durch das gemeinsame Häkeln noch entstanden ist: Die Frauen kamen über die gemeinsame Handarbeit ins Gespräch über ihre Rechte, über Erfahrungen beispielsweise mit Gewalt oder Diskriminierung. Und über unterschiedliche, oft längst überholte Rollenbilder, die noch immer in den Köpfen sitzen. „Diese sind auch in den Parteiprogrammen gerade von rechten Parteien so aufgeschrieben“, sagt Susanne Czudnochowski, Gleichstellungsbeauftragte im Landratsamt. „Man muss sich da schon fragen: Ist das die Art von Leben, die ich mir für meine Tochter wünsche?“
Zum Weltfrauentag haben sich die Organisatorinnen Vertreter des Vereins SOLWODI Augsburg eingeladen, die ab 19 Uhr in der Aula des Maria-Ward-Gymnasiums Günzburg über Frauen in schwierigen Situationen, aber auch mögliche Auswege und Hilfen für diese
Frauen sprechen wollen. „Wir wollten nicht nur eine fröhliche Aktion mit den Rosen starten, sondern auch die Realität zeigen“, so Schoeppl. Einen optimistischen Ausklang bekommt der Weltfrauentag dennoch: Nach dem gemeinsamen Austausch engagierter Frauen gibt es Musik der Günzburger Band Smile a while rund um Tanja Sedlmeier.
Die über 1200 Rosen, die in den vergangenen Wochen nach der Anleitung von Hannah Sperandio entstanden sind, werden auch nach dem Aktionstag weiterblühen. „Wir können nur vernetzt etwas erreichen. Jetzt haben wir ein offenes Netzwerk gestartet, das noch weitere Teilnehmende aufnehmen kann und auch in Zukunft zusammenarbeiten wird“, blickt Claudia Schoeppl nach vorne.
Die DGB-Frauen würdigen den Weltfrauentag mit einer eigenen Aktion. Unter dem Motto „Vereinbarkeit gestalten“informieren und diskutieren sie am Freitag in der
Zeit von 9.30 bis 12 Uhr in Günzburg in der Zebrano-Passage (zwischen Bürgermeister-LandmannPlatz und Wätteplatz). Auch die katholische Betriebsseelsorge wird sich an der Aktion beteiligen. Der DGB-Kreis schreibt in seinem Aufruf unter anderem: „Ohne bessere Rahmenbedingungen für eine Vereinbarung von Beruf und Familie wird sich der viel beklagte Fachkräftemangel nicht bekämpfen lassen.“
Deshalb fordert der DGB im Landkreis mehr und qualitativ gute Betreuungsangebote für Kinder und Jugendliche mit bedarfsgerechten Öffnungszeiten, eine soziale Gebührengestaltung für diese Einrichtungen, mehr und qualitativ gute Betreuungsangebote für Pflegebedürftige, mehr gebundene Ganztagsklassen an den Schulen im Landkreis, Arbeitszeiten, die es Frauen und Männern ermöglichen Erwerbsarbeit und Familien- und Sorgearbeit gemeinsam zu gestalten sowie mehr Tarifbindung und Mitbestimmung.