Stadtjugendpflegerin hört überraschend auf
Nach nicht einmal drei Jahren beendet Petra Tophofen im Sommer ihr Engagement in Ichenhausen. Welche Gründe sie hat und welche Projekte sie noch umsetzt.
Petra Tophofen fehlten am Ende die Worte. Nachdem die Stadtjugendpflegerin dem Ichenhauser Stadtrat ausführlich und wortreich über ihre und die Tätigkeiten ihres Teams berichtet und Projekte für dieses Jahr vorgestellt hatte, versagte ihr die Stimme. Bürgermeister Robert Strobel musste übernehmen und teilte zur Überraschung aller mit, dass Petra Tophofen in Kürze nicht mehr Stadtjugendpflegerin sein werde. Die 63-Jährige scheidet auf eigenen Wunsch aus, Mitte Juni wird sie ihren letzten Arbeitstag haben. „Es fällt mir sehr schwer“, betont Tophofen gegenüber unserer Redaktion. Im Gespräch erklärt sie, warum sie sich zu diesem Schritt entschlossen hat.
Im November 2021 hat Petra Tophofen in Ichenhausen die vakant gewordene Stelle der Stadtjugendpflegerin übernommen. Zuvor hatte sich die gebürtige Augsburgerin vor allem beim Bayerischen Roten Kreuz über viele Jahre einen Namen gemacht. Für die gelernte Diplom-Pädagogin und Erzieherin erfüllte sich mit der Stelle im Büro Soziale Stadt Ichenhausen der Diakonie Neu-Ulm, das die Stadtjugendpflege
und das Quartiersmanagement umfasst, ein kleiner Traum. „Das ist das, was ich immer machen wollte. Das habe ich studiert, jetzt schließt sich der Kreis in meinem Berufsleben“, betonte Tophofen damals im Gespräch mit unserer Redaktion.
Petra Tophofen arbeitete zuletzt 15 Stunden in der Stadtjugendpflege und elf Stunden für das Quartiersmanagement. Regina Fluhr und Jennifer Echtle waren und sind auch weiterhin jeweils zwölf Wochenstunden für das Quartiersmanagement tätig. Dass es genau „mein Ding“ist, daran habe sich bis heute nichts geändert, sagt die inzwischen 63-Jährige. Es laufe „richtig gut“, die Arbeit mit den Kolleginnen, der Stadt und den Jugendlichen funktioniere und sei sehr konstruktiv. Beruflich gesehen hätte sie keinen Anlass, die Stelle aufzugeben. Ihr Vertrag, der zum Sommer ausläuft, wäre auch für weitere drei Jahre verlängert worden. Doch im familiären Umfeld gehe seit Kurzem alles drunter und drüber. Tophofen muss ihre kranken Eltern unterstützen, habe sich in den vergangenen Monaten schier zerrissen und sich jetzt gefragt, ob sie in einer solchen Lage weitere drei Jahre als Stadtjugendpflegerin stemmen könne. Sie habe sich gegen den Beruf und für die Familie entschieden. „Ich höre ganz ungern auf“, wiederholt sie. Ihren letzten Arbeitstag hat sie bewusst auf den 15. Juni gelegt.
An diesem Termin findet nach der erfolgreichen Premiere im vergangenen Sommer zum zweiten Mal der Tag der Jugend statt. Bei der ersten Ausgabe hatten zwölf Vereine rund um das Freibad, dem Jugendzentrum Mon Ami und auf dem Gelände mit den Sportplätzen verschiedene Aktionsstationen angeboten. Weil der Zeitpunkt in den Sommerferien schlecht gewesen sei, wurde der Tag deutlich früher angesetzt. Über eine weitere Aktion, die Tophofen am Herzen liegt, und eine Reihe von Projekten, die heuer anstehen, hatte Tophofen in der jüngsten Sitzung des Stadtrats ebenfalls berichtet.
Ein Graffitiprojekt, dem der Stadtrat im vergangenen Jahr zugestimmt hat, startet in den Osterferien an der Fahrradgarage der Grundschule. Wie Tophofen in der
Sitzung betonte, ist es gelungen, eine Förderung an Land zu ziehen, sodass 5000 Euro übernommen werden. Unter professioneller Anleitung des Graffitivereins Die Bunten sind Kinder aufgerufen, die verschandelte Wand der Fahrradgarage zu verschönern. Obwohl noch keine Flyer verteilt sind, haben sich Tophofen zufolge schon Interessierte gemeldet. Eigentlich sollte das Ferienprogramm-Format „Kunst im Bad“in Zusammenarbeit mit dem Schulmuseum auch im vergangenen Jahr im Freibad über die Bühne gehen. Wegen schlechten Wetters wurde es kurzfristig verlegt und ein Mitmachzelt im Schlosshof aufgebaut. Weil so viele Mädchen und Buben gekommen seien, auch solche, die im Freibad nicht zu finden waren und ansonsten auch nie an Kunstprojekten teilnehmen, soll die Variante Kunst im Zelt beibehalten werden.
Ihren Traum von einer Stadtrallye hat sich Petra Tophofen auch erfüllt. Sie arbeitete einen Rundgang mit zwölf Stationen aus. Ziel war es, das Interesse der Kinder für ihre Heimatstadt zu wecken und spielerisch die Geschichte zu Gebäuden und Plätzen zu erleben. Die Stadtrallye ist als Flyer frei verfügbar für Kinder und Familien, diese
Petra Tophofen hat ihren letzten Arbeitstag am Tag der Jugend.
liegen an diversen Orten aus. Einmal im Jahr wird im Büro Soziale Stadt eine Verlosung gestartet, unter allen Einsendungen werden Preise vergeben. Im vergangenen Jahr gingen laut Tophofen 51 Einsendungen ein, die erste Verlosung findet in Kürze statt. Nicht fehlen durfte bei der Auflistung der Quartiersgarten, der im Oktober 2022 eröffnet worden war. Laut Tophofen ist der Garten sehr gefragt. Sechs Familien hätten das Jahr über fleißig die Beete bepflanzt. Auch die Quartierszeitung Mittendrin ist wieder mit vier Ausgaben erschienen, die gedruckte Version wird allerdings nur an Bewohner der Kernstadt verteilt. In digitaler Form wird sie auf der Homepage der Stadt zur Verfügung gestellt.
Die Liste der Projekte und Termine ließe sich noch fortsetzen, doch das hätte die Sitzung des Stadtrats gesprengt. Nach ihrem letzten Tätigkeitsbericht übergab Petra Tophofen mit Tränen in den Augen an Bürgermeister Robert Strobel, der sie „früher als gedacht“vor dem Gremium verabschiedete. Er bedankte sich für ihren Einsatz, sie habe vom ersten Tag an engagiert gearbeitet. Ob und wann die Stelle neu ausgeschrieben wird, steht noch nicht fest.