Radsport-Spektakel mit Blick auf Olympia
Mountainbike-Rennen in Krumbach und Obergessertshausen werden zum Augenschmaus für alle Fans. Die Aktiven wollen sich warmfahren für die Spiele in Paris. Lokalmatador Georg Egger setzt andere Prioritäten.
Krumbach/Obergessertshausen Ganz unter dem Eindruck der herannahenden Olympischen Spiele von Paris steht der Saisonauftakt der Mountainbiker in Krumbach und Obergessertshausen am 9./10. März. Bei den Bundesliga-Rennen im spektakulären Shorttrack am Samstag rund um das Krumbacher Schloss und im olympischen Cross-Country am Sonntag im Obergessertshauser Egger-Wald treffen erstmals fast alle deutschen Olympiakandidaten zu einem Schlagabtausch aufeinander. Im Fokus vieler Fans steht natürlich der Lokalmatador: Georg Egger.
Ausgerechnet die deutsche Meisterin Leonie Daubermann (KTM Factory Racing) aus Gessertshausen dagegen muss voraussichtlich auf einen Start verzichten. Eine hartnäckige Erkältung hindert die 24-Jährige derzeit am Training. Ein Start mache unter diesen Umständen wenig Sinn, betont Daubermann: „Auch wenn es schade ist, ausgerechnet beim Heimrennen nicht dabei zu sein.“
So liegt es denn an den anderen deutschen Frauen, sich auch gegen die internationale Konkurrenz durchsetzen. Caroline Bohé aus Dänemark und Isla Short aus Großbritannien (beide Factory Racing)
etwa treffen auf die beiden deutschen Nachwuchshoffnungen Nina Benz, 25, aus Laichingen auf der Schwäbischen Alb und Sina van Thiel, 21, aus Sonthofen, die für das Lexware-Team fahren.
Aus Sonthofen kommt auch eine der beiden Mütter im Feld: Während die deutsche Querfeldein-Meisterin Elisabeth Brandau schon seit Wochen wieder Rennen im Ausland fährt, ist es für Nadine Perks-Rieder (jb Brunex Superior) ihr erstes Rennen nach der Geburt ihres Sohnes vor 18 Wochen. Beide haben das Ziel „Paris 2024“noch im Visier und wollen vor allem am Sonntag in Obergessertshausen (Start 14 Uhr) beweisen, dass sie noch nicht zum alten Eisen zählen.
Nach zwei erfolgreichen Weltcup-Jahren ist Luca Schwarzbauer (Canyon-CLLTV) aus Weilheim an der Teck schon fast gesetzt für Paris. Doch eine ganze Reihe Herausforderer werden in diesem Frühjahr um den zweiten deutschen Olympia-Startplatz kämpfen. Allen voran der deutsche Meister Max Brandl (Lexware) und sein Teamkollege David List (beide Freiburg) sowie Julian Schelb (Stop&Go Marderabwehr).
Sie treffen in Obergessertshausen auf den Grundstückseigentümer und Streckendesigner Georg Egger (Speed Company), für den sein Heimrennen aber wie schon im Vorjahr nur einen untergeordneten Stellenwert hat. Eine Woche später startet in Kapstadt das Cape Epic, das wohl härteste Mountainbike-Rennen der Welt, das Egger vor zwei Jahren mit seinem Partner Lukas Baum überraschend gewonnen hatte. „Ich werde daher jetzt am Wochenende nicht top ausgeruht an den Start gehen können. Das Cape Epic ist mir wichtiger“, sagt Egger, in dessen Familienwald das Rennen am Sonntag ausgetragen wird.
„Die Vorbereitung der vergangenen Wochen war alles andere als Cross-Country-spezifisch“, betont der Sportsoldat, „aber das Rennen im spanischen Chelva vor drei Wochen hat gezeigt, dass es funktioniert.“Probleme mit der Schaltung verhinderten in dem international hochklassig besetzten Feld allerdings eine bessere Platzierung als den 14. Platz.
Unter den Augen von Bundestrainer Peter Schaupp werden die Protagonisten erstmals in diesem Jahr vollzählig gegeneinander antreten: „Es ist schon ein Unterschied, ob man wie im Weltcup über fünf Startreihen verteilt ist oder alle in der ersten Reihe stehen“, sagt Max Brandl, der sich auf beide Rennen am Wochenende freut.
Da er zwei eher schwache Jahre hinter sich hat, möchte der 26-Jährige Punkte für den Weltcup sammeln, um wieder zu den besten 40 der Welt zu gehören, die dabei im Shorttrack starten dürfen. Deswegen sei es für ihn wichtig, in Krumbach am Samstag schon mal Praxiserfahrung zu sammeln: „Das ist natürlich auch eine gute Vorbelastung für Sonntag.“
Für Veranstalter Anton Sieber und sein Team vom MSC Wiesenbach ist das Wochenende mit zwei Rennen an unterschiedlichen Orten eine besondere Herausforderung, die aber in den vergangenen Jahren immer erfolgreich geklappt hat. „Mit 350 Teilnehmern aus 16 Nationen aus ganz Europa, von der Ukraine bis Norwegen, von Großbritannien bis in die Schweiz, sind wir sehr zufrieden“, berichtet Sieber.
Gemeinsam mit Egger hat er die Strecke für 2024 erneut leicht verändert, sodass nun einerseits eine spektakuläre Abfahrt (Sieber spricht vom „Free Fall“) hinzugekommen ist und gleichzeitig die kompakte Strecke noch zuschauerfreundlicher gestaltet werden konnte. „Sie ist auch jetzt deutlich witterungsbeständiger“, so Sieber, der mit Grauen an die Schlammschlacht 2020 zurückdenkt.
„Jetzt ist alles fahrbar“, ergänzt Egger, der sich vor etlichen Jahren die Strecke in den elterlichen Wald gezimmert hatte, um zukunftsorientiert an seinen Schwächen zu arbeiten. „Deswegen sollte die Strecke eigentlich eher leichter werden als schwerer, wenn ich hier gewinnen will“, lacht Egger. „Wir haben die Anstiege ein bisschen verlängert und morsche Holzhindernisse entfernt.“
Durch die neue Anfahrt zum „Free Fall“wird auch der mittelalterliche Burgstall weniger in Mitleidenschaft gezogen, „sehr zur Freude des Landratsamts, das derartige Rennen ja genehmigen muss“, wie Egger betont.