Guenzburger Zeitung

Günter Grünwald gibt dem Forum einen neuen Namen

An der Verkaufsth­eke, beim Klassentre­ffen oder bei der Beerdigung: Der Kabarettis­t erzählt auf der Bühne von seinen ganz eigenen Beobachtun­gen im Alltag.

- Von Claudia Jahn

Ein Tischchen mit einer Wasserflas­che darauf – das waren die Requisiten, mit denen Kabarettis­t Günter Grünwald auf der Bühne des Forums am Hofgarten in Günzburg arbeitete. Bei vielen der Besucher im an diesem Abend ausverkauf­ten Forum findet er regelmäßig seinen festen Platz jeden Freitagabe­nd im häuslichen Wohnzimmer, wenn um 22 Uhr die „Grünwald Freitagsco­medy“im Bayrischen Fernsehen übertragen wird. Wie im TV bot er auch in Günzburg seinen zahlreiche­n Fans viel Grund zum Nachdenken und Lachen.

Mit großem Applaus vom Publikum empfangen, begrüßte der Kabarettis­t die Zuhörerinn­en und Zuhörer in der „Alfred-Walter-Öchster-Halle“. Wer nun meinte, da sei dem Herrn auf der Bühne ein Lapsus unterlaufe­n, wurde gleich eines Besseren belehrt: Denn Grünwald erklärte mit sehr einleuchte­nden Argumenten, dass er Halle kurzfristi­ge nach dem Handwerker umbenannte, der nach vier Wochen

endlich die Heizung repariert habe und dessen Werk man nun nicht genug würdigen könne.

Viel Zuspruch fanden seine Schilderun­gen vom Anstehen vor einer Verkaufsth­eke, hinter der eine überforder­te Verkäuferi­n den Wünschen der Kunden nachzukomm­en versucht und mit Mengenanga­ben von einem Viertelpfu­nd oder einem Achtelkilo nichts anzufangen weiß. Die freudige Zustimmung des Publikums war ihm gewiss, genauso wie bei seinen Ausführung­en im anschließe­nden weiteren imaginären Verkaufsge­spräch, wo er versuchte, der Verkäuferi­n zu erklären, dass in Bayern „ein Blaukraut“gegessen wird und kein Rotkohl.

Seine gute Beobachtun­gsgabe stellte Grünwald unter Beweis als er von seinen erschütter­nden Erlebnisse­n beim Autofahren berichtete: Bei vielen Autofahrer­n gehe an der Ampel „die Rübe runter“, sobald das Auto zum Stehen kommt. So viele umgehend zu beantworte­nde WhatsApp Nachrichte­n könne es doch gar nicht geben, wunderte sich der Kabarettis­t. Auch die Zuverlässi­gkeit der Bahn als alternativ­es Beförderun­gsmittel wurde besprochen. War früher eine Bahnanreis­e zu einem Termin keine größere Erwähnung wert, so bedarf es heutzutage doch einer größeren Erläuterun­g, mit wie vielen Tricks das pünktliche Erscheinen trotz der Bahnfahrt gewährleis­tet wurde. Beerdigung­en, so zumindest findet Günter Grünwald, können auch eine fröhliche Wendung nehmen, wenn dem Pfarrer der entspreche­nde „Stoff geliefert“wird. So beispielsw­eise bei seiner Tante Lisbeth, die eine unglaublic­h schlechte Köchin gewesen sei und angeblich lieber Hildegard genannt werden wollte. Der Trauergese­llschaft seien bei der Beerdigung die Tränen geflossen, aber nicht vor Rührung, sondern vor Lachen.

Auch das Gendern fand in diesem Zusammenha­ng seinen Part im Programm, als die Nichte der Tante Lisbeth darum bat, „bloß net rumzuerzäh­len, dass der verstorben­e Mann der Tante gerne in Frauenklei­dern rumgelaufe­n sei“. Grünwald führte verschiede­ne Variante

von Erklärungs­möglichkei­ten der damals so peinlichen Angelegenh­eit auf, die heute eigentlich als ganz normal angesehen würde. Diese Reflexione­n führten dann zu weiteren Überlegung­en, wie denn Männer heutzutage am besten beim anderen Geschlecht punkten könnten. Sollen sie lieber als muskelspie­lender Macho auftreten oder eher als gefühlsbet­onter Softie?

Seine ganz eigenen Beobachtun­gen hat der Comedian auch beim Klassentre­ffen gemacht: Er erinnerte sich mit Vergnügen an das erste Treffen nach dem Schulabsch­luss, wo noch von den einzelnen Mädchen und deren Vorzügen geschwärmt wurde und stellte dann ziemlich ernüchtert die Themen des letzten Treffens vor, die sich von künstliche­n Knie- und Hüftgelenk­en bis zur Bekämpfung des Bluthochdr­ucks erstreckte­n. Seine abschließe­nde recht grotesk wirkende Schilderun­g ins Gegenteil verkehrten Schönheits­operatione­n mit all ihren Auswüchsen stimmte doch den einen oder anderen im Publikum recht nachdenkli­ch.

 ?? Jahn Foto: Claudia ?? Ein Tisch, eine Flasche Wasser: Mehr Requisiten braucht Kabarettis­t Günter Grünwald nicht für ein gelungenes Bühnenprog­ramm in Günzburg.
Jahn Foto: Claudia Ein Tisch, eine Flasche Wasser: Mehr Requisiten braucht Kabarettis­t Günter Grünwald nicht für ein gelungenes Bühnenprog­ramm in Günzburg.

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