Große Umzugsaktion am Birketweiher
Damit Fische und Mikrofauna keinen Schaden bei der Ufersanierung nehmen, wurde in einer Aktion durch den Fischereiverein der Bestand abgefischt und umgesiedelt.
Das ganze Jahr über erfreuen die zwei Teiche des Birketweihers nicht nur die Anwohner des gleichnamigen Stadtgebiets, sondern auch viele Spaziergänger mit wunderschönen Uferanlagen, Enten und Schwänen, die sich dort wohlfühlen. Der südliche Uferbereich soll demnächst entschlammt und einer größeren Befestigungsaktion unterzogen werden. Deshalb wird das Wasser abgelassen.
Nur wenige wissen, dass die Weiher keinen natürlichen Ursprung haben, sondern im 14. Jahrhundert als Wasserspeicher für die Oberstadt rund um den Marktplatz angelegt wurden. Eine damals gegrabene Ableitung des Deffinger Baches bei Leinheim versorgt bis heute die Weiher mit Wasser. Zur Verbesserung der Qualität des eingeleiteten Bachwassers wurden zwei Weiher geschaffen. Einer, in dem sich der Schlamm und der Schmutz des zufließenden Wassers
erstmals absetzen kann, bevor dieses so auf natürliche Weise gereinigt durch ein Filtersystem in den unteren Teich abfließt. Über einen sogenannten Ablassfilter wird das Wasser von dort weiter in den Stadtbach geleitet. Im Mittelalter war der Wasserspeicher im Birket nicht nur für die Trinkwasserversorgung der Oberstadt von Bedeutung, er lieferte auch Löschwasser im Brandfall. Seit mehr als 100 Jahren dient der Weiher nun nur noch der Naherholung und der Fischzucht.
Um die Pflege des Wassers mit seinem Fischbestand sowie der Uferanlagen kümmert sich heute der 1952 gegründete Fischereiverein Günzburg. Die Pflege des Zuchtbestands entsprechend der regionalen Artenvielfalt ist für Michael Vormittag, den Zweiten Vorsitzenden des Fischereivereins, und seine Vereinskameraden dabei sehr wichtig. Dafür notwendig sei ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, erklärt er, die für eine möglichst naturnahe
Aufzucht heimischer Fischarten wie Barsche, Karpfen und Weißfische von Bedeutung sind. So sind beispielsweise Teichmuscheln nicht nur als biologischer Filter für die Reinheit des Wassers von großer Wichtigkeit, sie dienen auch als Ablageplatz für den Laich der Bitterlinge. Einheimische Krebsarten wie der Edelkrebs sorgen für die Erhaltung des Mikroklimas.
Wie flexibel die Mitglieder des Fischereivereins sind, stellten sie in den letzten Tagen unter Beweis. Auf Bitten des städtischen Bauamtes wurde jetzt der Bestand an Muscheln und Kleinlebewesen in akribischer Handarbeit eingesammelt und umgesiedelt. Durch allmähliches Ablassen des Wassers sammelten sich Fische und auch Krebse im Restbestand des Wassers und konnten so mit Netzen eingefangen und in entsprechenden Bassins sortiert zu ihrem neuen Lebensraum gebracht werden. Bei dieser Aktion ist körperliche Kraft, sehr viel Fingerspitzengefühl und Schnelligkeit gefragt. Das große, über die gesamte Breite des Weihers gespannte und mit Blei beschwerte Netz wird mehrmals von sieben Fischern in Wathosen vom einen Ende des Teiches bis zum anderen gezogen. Dort werden die Fische mit Keschern aus dem Wasser gehoben und auf gut befeuchtete Stahltische zum Sortieren gebracht und in vorbereitete, mit Frischwasser befüllte Container geworfen.
Immer wieder fahren die beiden Gewässerwarte Stefan Micheler und Florian Volk mit den Containern an den Mooswaldweiher, den Wasserburger See oder die Kammel, wo die Tiere ausgesetzt werden. Interessant zu erfahren ist, dass für Fische mit scharfen Kammschuppen ein extra großer, 1000 Liter fassender Bottich bereitsteht, damit diese genügend Platz haben und ihre Artgenossen oder auch andere Fische nicht verletzen.
Auch nach Abschluss der Bauarbeiten wird es noch eine Weile dauern, bis der Birketweiher seine volle Funktionsfähigkeit wiedererlangen wird, heißt es seitens des Fischereivereins. Durch das Ablassen des Wassers und die damit verbundene Trockenheit wird die Mikrofauna stark beeinträchtigt und sich nach der Wiederbefüllung erst allmählich wieder erholen. Diesen Prozess werden die Mitglieder des Fischereivereins engmaschig begleiten und erst, wenn die Wasserqualität wieder das erforderliche Niveau erreicht hat, mit dem Einsetzen der Fische, Krebse und Muscheln beginnen. Für Michael Vormittag ist es zusammen mit seinen Vereinskameraden ein großes Anliegen, durch die Arbeit im Ehrenamt intakte Gewässer mit ihrer Artenvielfalt auch kommenden Generationen zu erhalten.
Tiere kommen in Mooswaldweiher, Wasserburger See und Kammel.