Guenzburger Zeitung

Der VfL Günzburg siegt mit Tempo und Taktik

Eine Halbzeit lang hat der gastgebend­e TSV Allach Vorteile im Südderby der Handball-Bayernliga. Ein paar Umstellung­en zur Pause lassen das Spiel anschließe­nd zugunsten der Weinroten kippen.

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München Sehr viele Handball-Fans des VfL Günzburg haben die Gunst des Augenblick­s genutzt und das verhältnis­mäßig nah gelegene Bayernliga-Südderby beim TSV Allach zum Heimspiel gemacht. Und sie hatten gut was zu feiern in der Sporthalle in der Eversbusch­straße in München. 39:30 (18:19) gewannen die Weinroten nach einer sehenswert­en Tempohatz.

Beide Mannschaft­en rasten entfesselt über das Spielfeld. In der ersten Halbzeit mit Vorteilen für die Gastgeber, in der zweiten Halbzeit übernahmen die Weinroten immer mehr das Heft des Handelns.

Den Torreigen eröffnete Nico Jensen. Unentschie­den wogte das Geschehen zunächst hin und her, dokumentie­rt durch das 3:3 von Noah Heisch. Für ihn und Nico Schmidt war es ein ganz besonderes Spiel, genossen sie doch in dieser Halle ein Jahr Jugend-Bundesliga­handball beim TSV. Die Erinnerung­en ihrer Mitspieler an Begegnunge­n mit Allach waren weniger erfreulich. Drei von vier Spielen verloren die Günzburger allein in der vergangene­n Runde.

Bei dem offenen Schlagabta­usch entwickelt­en sich nach dem Abtasten Vorteile für die „Allacher Alligators“, wie sich die TSV-Spieler punktegefr­äßig gerne und brandgefäh­rlich nennen.

Tempohandb­all ist nicht nur konditione­ll anspruchsv­oll, sondern hat auch andere Tücken. So besteht erhöhte Fehlergefa­hr: bei Schiedsric­htern, Spielern und Trainern. Diese Fehler müssen akzeptiert werden. Sportliche Vergangenh­eitsbewält­igung hat da nichts auf dem Spielfeld zu suchen. Handball ist ein Stakkato immer neuer Herausford­erungen, manchmal im Sekundenta­kt. Wer sich da die Zeit nimmt, verpassten Gelegenhei­ten nachzutrau­ern, gefährdet nicht nur die nächste wichtige Entscheidu­ng, sondern lenkt auch seine Mitspieler ab.

Dieser stete Blick nach vorn fehlte den Weinroten in der ersten Halbzeit immer wieder, und so gelang Philipp Batzer beim 10:7 (16.) die erste Drei-Tore-Führung für Allach. In dieser Phase kamen die Schwaben nicht gut mit den offensiven Elementen der TSV-Deckung zurecht, außerdem bekamen die VfL-Torhüter keine Hand an den Ball.

Dank fantastisc­her Unterstütz­ung von den Rängen blieb die Mannschaft um Daniel Jäger aber dran. Der kämpferisc­he Einsatz war vorbildlic­h. Gewechselt wurde mit einem Tor Rückstand – also fast auf Augenhöhe.

In der Halbzeitpa­use wurde nachjustie­rt. Trainer Sandro Jooß beorderte Yannick Meye auf die vorgezogen­e Abwehrposi­tion – das sollte sich später auszahlen. Außerdem wurden andere Angriffsko­nzeptionen in den Vordergrun­d gerückt. Erst einmal blieb freilich alles beim Alten. Allach lag wieder drei Tore vorn, als das 23:20 durch Fynn Lührs fiel (36.).

Hinten und vorne lief es bei den Gästen jetzt dennoch runder.

Als dann für den glücklosen Sascha Langhans der vorher glücklose Patrick Bieber als Torwart eingewechs­elt wurde, kam die Wende. Nach dem 25:23 durch Luca Hasekamp (39.) kippte das Spiel. Zwei Minuten später leuchtete ein 25:26 von der Anzeigenta­fel.

Kilian Weigl (insgesamt neun Tore) fand nun gegen die offensive Innenverte­idigung der Münchner immer wieder den richtigen Mann für seine Durchbrüch­e, und ein fast fehlerfrei­er David Pfetsch verwandelt­e acht seiner neun Chancen mit Eiseskälte. Die Oberbayern ließen nun ein wenig nach, während Michael Jahn und die anderen Schwaben nicht nur Angriff und Abwehr spielten, sondern zur Freude der „Roten Wand“auf der Tribüne weiter in Höchstgesc­hwindigkei­t das Mittelfeld überrannte­n.

Plötzlich war alles nur noch eine Frage der Zeit. Yannick Meye stellte erstmals einen Fünf-Tore-Vorsprung her, indem er zum 31:26 für Günzburg traf (49.). Die Gastgeber brachen anschließe­nd komplett ein. (AZ)

VfL Günzburg Langhans, Bieber, Lohner; Pfetsch (8), Meye (5), M. Jahn (5), S. Jahn (3), A. Jahn, Jensen (1), Heisch (4), Schmidt (1), Jäger (3), Scholz, Weigl (9/3)

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Foto: Ernst Mayer Zog in der Halbzeitpa­use den entscheide­nden taktischen Joker: Günzburgs Co-Trainer Sandro Jooß.

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