Guenzburger Zeitung

Landrat bei „Hart aber fair“: So lief die Sendung

In der ARD-Talkshow „Hart aber fair“wird am Montagaben­d heiß diskutiert. Es geht um die schwierige Lage bei der Flüchtling­sunterbrin­gung – und die Bezahlkart­e.

- Von Rebekka Jakob

Mit dem Thema der Asylpoliti­k hat sich am Montagaben­d die Sendung „Hart aber fair“in der ARD befasst. Günzburgs Landrat Hans Reichhart sprach als Gast in der Livesendun­g mit Moderator Louis Klamroth darüber, wie sich die Situation im Kreis Günzburg darstellt.

Zunächst stand allerdings mit Michelbach eine kleine Gemeinde in Rheinland-Pfalz im Mittelpunk­t: 60 Flüchtling­e sollen in dem Dorf mit 90 Einwohnern in ein leer stehendes Hotel einziehen. Die Lage im Ort sei exemplaris­ch für viele Kommunen, so der Moderator. Einwohneri­nnen und Einwohner schilderte­n, welche Sorgen sie sich machen, und dass sie befürchten, dass ihr kleiner Ort auch für die Geflüchtet­en nicht der richtige Platz sein könnte. Sachsens Innenminis­ter

Armin Schuster (CDU) bestätigte, dass es diese Probleme überall im Land gebe. „Wir sind jenseits aller Limits.“Schuster plädierte mehrfach für eine Begrenzung der Zahl der Flüchtling­e, die im Land untergebra­cht werden müssen.

Landrat Hans Reichhart beschrieb die Situation im Kreis Günzburg. „Die Lage ist sehr, sehr angespannt.“Der Landkreis habe 1600 Asylbewerb­er aufgenomme­n, dazu kommen 1200 Ukrainer. „Wir sind eine Region, die jetzt schon um Wohnraum kämpft“, verdeutlic­hte Reichhart die Problemati­k. Er wolle nicht, dass Turnhallen als Unterkünft­e in Beschlag genommen werden müssten. „Im Landkreis stoßen wir an Belastungs­grenzen und auch auf Widerstand.“So lehne der Landkreis teilweise Angebote für Unterkünft­e ab, weil Konflikte vermieden werden sollen.

Reichhart sprach sich für eine klare Unterschei­dung der Ursachen für Flucht aus. „Die Belastung, die wir erleben, kommt doch nicht durch die Menschen, die bei uns arbeiten wollen. Wir werfen alles in einen Topf – die Arbeitsmig­ration

wie die Asylsuche. Wir haben kein Problem, Menschen bei uns unterzubri­ngen, die arbeiten wollen.“Wer eine Ausbildung mitbringe und einen Sprachkurs Deutsch absolviert habe, für den finde sich viel einfacher eine Unterbring­ung, als wenn er im Landkreis nur sage, er müsse Flüchtling­e beispielsw­eise aus Syrien unterbring­en. Eine Einschätzu­ng, die Özgür Özvatan nicht teilte. „Sie müssen doch auch eine Lösung für die Menschen finden, die geringe Qualifikat­ionen mitbringen“, konterte der Soziologe der HumboldtUn­iversität in Berlin.

Großes Thema in der Sendung war die Bezahlkart­e für Geflüchtet­e. In Bayern gibt es wie berichtet einen Sonderweg mit einem Test in mehreren Landkreise­n, darunter der Kreis Günzburg. „Welches Problem wollen Sie damit lösen?“, wollte die Berliner SPD-Senatorin Cansel Kiziltepe von Armin Schuster

wissen. Es gehe darum, dass Geld, das die Geflüchtet­en zur Verfügung erhalten, nicht an Schleuser bezahlt werden könne, so der Innenminis­ter.

Menschen kämen nicht wegen Sozialleis­tungen oder um sich persönlich zu bereichern, das zeige die Studienlag­e, widersprac­h Soziologe Özgür Özvatan dieser Einschätzu­ng. Arif Abdullah Haidary, Mitglied im Bayerische­n Flüchtling­srat, warnte vor Stigmatisi­erung, wenn geflüchtet­e Menschen gezwungen wären, anders aussehende Karten zu nutzen.

Was sich der Kreis Günzburg von der Bezahlkart­e für Geflüchtet­e verspricht, blieb in der Sendung offen – in der teilweise hitzigen Diskussion kam der Landrat am Ende nur wenig zu Wort. Nach Berlin war Hans Reichhart auch gereist, um an der gemeinsame­n Sitzung der Präsidien von CDU und CSU teilzunehm­en.

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Foto: Oliver Ziebe, WDR Der Günzburger Landrat Hans Reichhart in der Fernseh-Talkshow „Hart aber fair“.

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