„Unsäglich“: Verdi kritisiert Staatsregierung
Verbesserungen in der Krankenpflege würden blockiert
Die Bayerische Staatsregierung und die sie tragenden Parteien brauchten sich nicht zu wundern, dass viele Menschen das Vertrauen in die Politik verlieren. Helga Springer-Gloning, Vorsitzende der Gewerkschaft Verdi im Landkreis Günzburg, und Verdi-Vorstandsmitglied Peter Mößle, der auch Personalratsvorsitzender in der Kreisklinik Günzburg ist, üben harsche Kritik an der Staatsregierung. Diese versuche im Bundesrat, völlig überraschend die Einführung einer über Jahre ausgehandelten Personalbemessung in der stationären Krankenpflege zu blockieren.
Eine solche Personalbemessung, die in den 90er-Jahren schon einmal sehr erfolgreich angewendet wurde, sei ein unverzichtbares Instrument, wenn man den derzeitigen Pflegenotstand wirksam bekämpfen wolle, so Springer-Gloning. Peter Mößle befürchtet erhebliche negative Auswirkungen auf die Arbeitsmotivation der in der Pflege Tätigen. Die Kolleginnen und Kollegen kämen aufgrund ihrer Arbeitsbelastung inzwischen schon oft „auf dem Zahnfleisch daher“.
Wenn sie jetzt sehen, dass die Bayerische Staatsregierung, „allen Lippenbekenntnissen zum Trotz“, ein zwischen den Akteuren im Krankenhausbereich fertig ausgehandeltes Maßnahmenpaket zur Verbesserung der Lage des Pflegepersonals plötzlich blockieren will, werde das zu weiteren Verschlechterungen in der Pflege führen.
Für Springer-Gloning wird sich das dann unvermeidbar auch negativ für die Patientinnen und Patienten auswirken müssen. Ihr drängt sich der Verdacht auf, dass die Bayerische Staatsregierung bewusst in Kauf nehme, dass Krankenhäuser wegen Personalmangel noch öfter Stationen schließen müssten, sich deren Defizit noch weiter erhöhe und deshalb ganze Kliniken schließen müssten.
Springer-Gloning und Mößle appellieren eindringlich an die Mandats- und Funktionsträger und die Mitglieder der CSU und der Freien Wähler in der Region, auf ihre Mitglieder in der Staatsregierung einzuwirken, „dass diese ihr unsägliches Verhalten doch noch stoppen. Sonst können die Folgen schlimm werden, auch wenn wir keine Traktoren zum Demonstrieren haben.“(AZ)