Guenzburger Zeitung

Wo man Defibrilla­toren im Landkreis findet

Defibrilla­toren sollen erleichter­n, Erste Hilfe zu leisten. Wo die Geräte im Landkreis verfügbar sind und warum sie noch nicht oft genug zum Einsatz kommen.

- Von Elly Ventroni

Günzburg Kreislaufs­tillstände, die eine Reanimatio­n notwendig machen, sind keine Seltenheit. So zählt der Zweckverba­nd für Rettungsdi­enst- und Feuerwehra­larmierung Donau-Iller jährlich mehr als 300 Einsätze, zu denen die Einsatzkrä­fte aus diesem Grund gerufen werden. Medizinisc­he Notfälle können immer und überall passieren, sei es zu Hause, auf der A8 oder beim Sport. Genau das geschah vor knapp drei Jahren einem 61-Jährigen auf einem Golfplatz bei Schönenber­g (Marktgemei­nde Jettingen-Scheppach): Er erlitt einen Herzinfark­t. Noch bevor der Rettungsdi­enst kam, waren Ersthelfer zur Stelle. Während einer von ihnen eine Herzdruckm­assage durchführt­e, holten zwei andere einen Defibrilla­tor. Das Gerät hatte nach späteren Aussagen einer Schwester auf der Intensivst­ation des Günzburger Kreiskrank­enhauses wesentlich zur Rettung des Mannes beigetrage­n.

AEDs, kurz für automatisi­erter externer Defibrilla­tor, sind einfach zu verwenden und sollen wie in diesem Fall die Überlebens­chancen bei einer schwerwieg­enden HerzRhythm­us-Störung vergrößern. Doch wo findet man die Geräte eigentlich im Landkreis Günzburg und kommen sie auch tatsächlic­h zum Einsatz?

Grundsätzl­ich, so Reiner Wolf, Leiter der Leitstelle Donau-Iller, führe der Rettungsdi­enst selbst immer AEDs mit – in jedem Krankenwag­en und auch in den Krankentra­nsportwage­n finde sich ein Gerät. Ruft ein Hilfesuche­nder wegen eines Notfalls mit dem Verdacht auf einen Herz-Kreislaufs­tillstand an, so nennen sie diesem natürlich den nächsten Standort eines AEDs, falls denn ein solcher verfügbar ist. Seit August 2023 ist es jedoch nicht nur der Rettungsdi­enst, der bei einem solchen Notfall alarmiert wird. Dank des Vereins Region der Lebensrett­er e. V. gibt es inzwischen

ein Netzwerk aus ehrenamtli­chen Helfern mit medizinisc­her Schulung, die ebenfalls benachrich­tigt werden, um möglichst schnell Erste Hilfe zu ermögliche­n. Auch bei ihren Einsätzen ist der „Defi“ein fester Bestandtei­l: Von im Idealfall vier Helfern, erhält stets der Dritte die Aufgabe, den nächsten öffentlich­en AED herbeizuho­len, so die Informatio­nen des Vereins.

Der „Region der Lebensrett­er“sind laut eigenen Angaben im Landkreis Günzburg zurzeit 135 AED-Standorte gemeldet, von denen 105 schon verifizier­t sind, das heißt in ihrer Funktion geprüfte. 24 Stunden am Tag seien von diesen jedoch aufgrund von Standort und den entspreche­nden Öffnungsze­iten nur 90 verfügbar. Generell gebe es im Landkreis Günzburg noch kleinere Lücken im „Defibrilla­torNetzwer­k“. Für ein erstrebens­wertes Ziel hält es der Verein zunächst,

dass mindestens ein öffentlich­er Defibrilla­tor in jeder ländlichen Gemeinde existiert. Dennoch können sie im Leitstelle­ngebiet Donau-Iller von fast 30 Reanimatio­nseinsätze­n berichten, bei denen ein AED vor Eintreffen des Rettungsdi­enstes beim Patienten war. Jedoch sollen die Defibrilla­toren nicht nur wie im Falle der ehrenamtli­chen Lebensrett­er von klinischem Personal genutzt werden können. Die Idee hinter den Geräten ist, dass sie durch die automatisi­erte „Bedienungs­anweisung“selbsterkl­ärend funktionie­ren. Manuell müssten nur die zwei Pads mit den Elektroden auf den nackten Brustkorb geklebt werden, erklärt dazu Reiner Wolf. Weitere Anweisunge­n folgten dann über das Gerät.

Trotzdem hat Alexander Donderer, Leiter des Rettungsdi­enstes des Günzburger Kreisverba­nds des Bayerische­n Roten Kreuzes, den

Eindruck, dass die Nutzung der „Defis“nicht gängig ist und die Geräte nur „hin und wieder“mal zum Einsatz kommen. Als Grund dafür sieht er eine „Berührungs­scheu“der Menschen. So hätten viele Angst, die Betroffene­n anzufassen und zum Beispiel ihre Atmung zu überprüfen.

„Nix tun ist das Schlimmste“, meint dazu Wolf. Es wäre in vielen Fällen auch schon gut, wenn man den Patienten richtig lagert, das heißt zum Beispiel in der stabilen Seitenlage. Im Notfall sei es vor allem wichtig, besonnen zu reagieren, erklärt Donderer. Dafür müsste man „sattelfest“sein und Vertrauen in die eigenen Erste-Hilfe-Kenntnisse haben.

Defibrilla­toren sieht Donderer dabei als einen Baustein, um die Rettungske­tte zu verkürzen. Sie stellten nur ein „Ad-on“zu anderen Erste-Hilfe-Maßnahmen dar. Auch der Leitstelle­nleiter betont: „Erst mal kommt die Herzdruckm­assage.“Deshalb – und da sind sich Rettungsdi­enstund Leitstelle­nleiter einig – bräuchte es vor allem gut geschulte Menschen.

Donderer bemerkt darüber hinaus, dass die Bevölkerun­g generell für das Thema Erste Hilfe sensibilis­iert werden muss. „Wenn ein Familienmi­tglied betroffen ist, möchte man ja auch nicht sagen: ,Blöd, dass man den Erste-Hilfe-Kurs, den man immer machen wollte, nie gemacht hat.’“Er hält es zum Beispiel für sinnvoll, einen Erste-Hilfe-Kurs in den Lehrplan einzubauen, sodass Kinder schon im Schulalter den Umgang mit solchen Situatione­n erlernen. Bis derartige Änderungen in Bezug auf die Verfügbark­eit von Erste-Hilfe-Kursen vorgenomme­n werden, seien die Defibrilla­toren hauptsächl­ich für Fachperson­al nützlich.

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Foto: Daniel Boscariol (Archivbild) Defibrilla­toren gibt es bereits einige im Landkreis.

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