Ordensmann trifft auf TV-Meteorologen
Das Ulmer Gebäudetechnik-Unternehmen Gaiser lud ein zum Thema Klimawandel. Das führte zu einem interessanten Austausch zwischen dem Roggenburger Pater Roman und dem TV-Moderator Sven Plöger.
Was die Anreise angeht, ist Sven Plöger eindeutig im Vorteil: Die 800 Meter von seinem Wohnort in Ulm-Söflingen kommt der Moderator zu Fuß in die Blaubeurer Straße. Das tut sich der Roggenburger Pater Roman Löschinger freilich nicht an. Auch wenn den barock wirkenden Pater in seinem weißen Ordenskleid und den hageren Fernsehmann weder Optik noch Anreise einen: Dass die beiden viel gemeinsam haben, wurde bei der Veranstaltung im Gaiser-Forum schnell deutlich.
Der Mann des Prämonstratenserordens hat schnell das Herz des prominenten Ulmers erobert: „Sie haben Vorträge, die ich seit über 20 Jahren halte offenbar schon 3400 Mal gehört“, sagt Plöger. Prompt kommt von Plöger die Frage, ob denn Pater Roman nicht künftig bei allen Veranstaltungen des vielleicht bekanntesten deutschen Meteorologen den Opener machen könnte. Pater Roman habe den Kern erkannt: Wer beim Thema Klimawandel dem anderen sagen will, was er zu tun habe, lande er
beim „pubertären Widerstand“. Das sei leider sehr menschlich.
„Wie kommt’s, dass der katholische Klosterbruder hier her soll“, stellt Pater Roman gleich zu Beginn seinen eigenen Beitrag auf dieser Veranstaltung in der Blaubeurer Straße in Ulm infrage? Ein
Bruder Barnabas, der die Leviten liest, wolle er nicht sein. Die Leviten liest er jedoch ein wenig dem bayerischen Denkmalschutz. Von einer Last der Denkmalpflege berichtet der Katholik in Ulm, zu einem Zeitpunkt als in Roggenburg bereits seit einigen Tagen auf dem
Dach des Bildungszentrums eine Fotovoltaikanlage in Betrieb ist.
Das Kloster würde sich im Grunde ideal eigenen für ein „Museum zur Energiegestrigkeit“, so der Pater, der im Schnelldurchgang die technischen Heizinnovationen im Denkmal, der in Teilen das Baujahr 1732 führt. Von Holzöfen, über Ölöfen als nächste Ausbaustufe bis hin zu einer zentralen Ölversorgung – und der „Errungenschaft“, dem „asbestbehafteten“Nachtspeicherofen. Alternativen habe es über viele, viele Jahre für den „Barockschuppen“nicht gegeben. Dieses Denkmal sei, das habe der Ordensmann höchstpersönlich mit einer Wärmebildkamera getestet, sei im Grunde ein Niedrigenergiehaus. „Krass“, so Löschinger. Von der Energiekrise der vergangenen zwei Jahre sei das Kloster nicht betroffen: „Uns sind in der Kirche die Heizkosten nicht weggelaufen.“
„Tugend besteht erst, wenn ich Alternativen des Handelns habe“, sagt der Pater. Er lebe zwar gern in einem Denkmal, doch von Denkmalromantik halte er nichts. Denn der denkmalromantische Ziegel, müsse ungeschmälert auf Dächern herrschen. 20 Jahre habe es gedauert, bis auf einem Neubau neben dem Kloster Fotovoltaik „drauf darf“. Bereits in der Bauzeit sei die Solarthermie so verlegt worden, dass „man es nur noch draufsetzen muss“. „Ich würde mir wünschen, dass wir uns andere Denkmalbegriffe
zulegen.“Aus seiner Sicht ist es „denkmalwürdig und denkmalfähig“auch in der Nähe eines Klosters ein Windrad zu betreiben. Wenn der Pater Leute ärgern will, dann verweist er immer auf das bereits im Kirchturm vorgesehen Bohrloch.
„Ist es wirklich so schlimm, wenn wir zeigen, was der Himmel uns schenk“, sagt der 1963 in Kaufbeuren geborene Ordensmann. Für ihn als Katholik sei die Nutzung von Sonne und Wind ein „Segen“. Darum wirbt er für einen „nach vorn offenen“Denkmalbegriff. Auch die Barockbaumeister hätten damals alles getan, um sinnvoll zu leben. Und Löschinger will in einem klimaneutralen Kloster leben: Das 1026 soll 2026 nach seinem Willen so weit – oder zumindest in der Nähe – sein.
Und Plöger? Der Ulmer betonte, er sei kein „Dystop und Apokalyptiker“. Allerdings zeigt schon der Titel seines Buchs „Zieht euch warm an, es wird noch heißer!“, dass die Zeit drängt, wenn der Klimawandel noch beherrschbar sein soll. Die Welt habe kein Wissensproblem, sondern nur ein Problem der Umsetzung.