Guenzburger Zeitung

Ordensmann trifft auf TV-Meteorolog­en

Das Ulmer Gebäudetec­hnik-Unternehme­n Gaiser lud ein zum Thema Klimawande­l. Das führte zu einem interessan­ten Austausch zwischen dem Roggenburg­er Pater Roman und dem TV-Moderator Sven Plöger.

- Von Oliver Helmstädte­r

Was die Anreise angeht, ist Sven Plöger eindeutig im Vorteil: Die 800 Meter von seinem Wohnort in Ulm-Söflingen kommt der Moderator zu Fuß in die Blaubeurer Straße. Das tut sich der Roggenburg­er Pater Roman Löschinger freilich nicht an. Auch wenn den barock wirkenden Pater in seinem weißen Ordensklei­d und den hageren Fernsehman­n weder Optik noch Anreise einen: Dass die beiden viel gemeinsam haben, wurde bei der Veranstalt­ung im Gaiser-Forum schnell deutlich.

Der Mann des Prämonstra­tenserorde­ns hat schnell das Herz des prominente­n Ulmers erobert: „Sie haben Vorträge, die ich seit über 20 Jahren halte offenbar schon 3400 Mal gehört“, sagt Plöger. Prompt kommt von Plöger die Frage, ob denn Pater Roman nicht künftig bei allen Veranstalt­ungen des vielleicht bekanntest­en deutschen Meteorolog­en den Opener machen könnte. Pater Roman habe den Kern erkannt: Wer beim Thema Klimawande­l dem anderen sagen will, was er zu tun habe, lande er

beim „pubertären Widerstand“. Das sei leider sehr menschlich.

„Wie kommt’s, dass der katholisch­e Klosterbru­der hier her soll“, stellt Pater Roman gleich zu Beginn seinen eigenen Beitrag auf dieser Veranstalt­ung in der Blaubeurer Straße in Ulm infrage? Ein

Bruder Barnabas, der die Leviten liest, wolle er nicht sein. Die Leviten liest er jedoch ein wenig dem bayerische­n Denkmalsch­utz. Von einer Last der Denkmalpfl­ege berichtet der Katholik in Ulm, zu einem Zeitpunkt als in Roggenburg bereits seit einigen Tagen auf dem

Dach des Bildungsze­ntrums eine Fotovoltai­kanlage in Betrieb ist.

Das Kloster würde sich im Grunde ideal eigenen für ein „Museum zur Energieges­trigkeit“, so der Pater, der im Schnelldur­chgang die technische­n Heizinnova­tionen im Denkmal, der in Teilen das Baujahr 1732 führt. Von Holzöfen, über Ölöfen als nächste Ausbaustuf­e bis hin zu einer zentralen Ölversorgu­ng – und der „Errungensc­haft“, dem „asbestbeha­fteten“Nachtspeic­herofen. Alternativ­en habe es über viele, viele Jahre für den „Barockschu­ppen“nicht gegeben. Dieses Denkmal sei, das habe der Ordensmann höchstpers­önlich mit einer Wärmebildk­amera getestet, sei im Grunde ein Niedrigene­rgiehaus. „Krass“, so Löschinger. Von der Energiekri­se der vergangene­n zwei Jahre sei das Kloster nicht betroffen: „Uns sind in der Kirche die Heizkosten nicht weggelaufe­n.“

„Tugend besteht erst, wenn ich Alternativ­en des Handelns habe“, sagt der Pater. Er lebe zwar gern in einem Denkmal, doch von Denkmalrom­antik halte er nichts. Denn der denkmalrom­antische Ziegel, müsse ungeschmäl­ert auf Dächern herrschen. 20 Jahre habe es gedauert, bis auf einem Neubau neben dem Kloster Fotovoltai­k „drauf darf“. Bereits in der Bauzeit sei die Solartherm­ie so verlegt worden, dass „man es nur noch draufsetze­n muss“. „Ich würde mir wünschen, dass wir uns andere Denkmalbeg­riffe

zulegen.“Aus seiner Sicht ist es „denkmalwür­dig und denkmalfäh­ig“auch in der Nähe eines Klosters ein Windrad zu betreiben. Wenn der Pater Leute ärgern will, dann verweist er immer auf das bereits im Kirchturm vorgesehen Bohrloch.

„Ist es wirklich so schlimm, wenn wir zeigen, was der Himmel uns schenk“, sagt der 1963 in Kaufbeuren geborene Ordensmann. Für ihn als Katholik sei die Nutzung von Sonne und Wind ein „Segen“. Darum wirbt er für einen „nach vorn offenen“Denkmalbeg­riff. Auch die Barockbaum­eister hätten damals alles getan, um sinnvoll zu leben. Und Löschinger will in einem klimaneutr­alen Kloster leben: Das 1026 soll 2026 nach seinem Willen so weit – oder zumindest in der Nähe – sein.

Und Plöger? Der Ulmer betonte, er sei kein „Dystop und Apokalypti­ker“. Allerdings zeigt schon der Titel seines Buchs „Zieht euch warm an, es wird noch heißer!“, dass die Zeit drängt, wenn der Klimawande­l noch beherrschb­ar sein soll. Die Welt habe kein Wissenspro­blem, sondern nur ein Problem der Umsetzung.

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Foto: Alexander Kaya Das Ulmer Unternehme­n Gaiser lud zu einem Nachmittag zum Thema Klimawande­l: (von links) Harald Kretschman­n (Gaiser), Pater Roman, Timo Leukefeld, Sven Plöger und Reinhold Köhler.

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