Guenzburger Zeitung

Schneiden, binden und wickeln

Mitglieder der Wirtschaft­svereinigu­ng Ichenhause­n kümmern sich seit vielen Jahren um den Schmuck für den Osterbrunn­en. Es braucht viel Reisig und noch mehr Arbeitszei­t.

- Von Claudia Jahn Von Mira Herold-Baer

Wasser ist der Quell des Lebens, an Ostern wird das Weihwasser in den katholisch­en Kirchen gesegnet und dem an Ostern geschöpfte­n Wasser wird nach altem Brauchtum eine besondere Heil- und Segenskraf­t zugeschrie­ben. Um die Bedeutung hervorzuhe­ben, gibt es seit vielen Jahren den Brauch, die Brunnen zur Osterzeit festlich zu schmücken. Diese Tradition hat längst ihren Einzug auch in die Breiten des Schwäbisch­en Barockwink­els gefunden. Ein besonders schönes Exemplar eines Osterbrunn­ens wird ab kommenden Samstag wieder in der Ichenhause­r Stadtmitte zu bewundern sein. Doch bevor der Brunnen vor der Stadtpfarr­kirche zu einem farbenfroh­en Augenschma­us wird, steckt unglaublic­h viel ehrenamtli­che Arbeit dahinter.

2016, also vor acht Jahren, wurde der Brunnen das erste Mal zur

Osterzeit festlich geschmückt auf eine Initiative der Wirtschaft­svereinigu­ng Ichenhause­n, in dessen Vorstand Josef Welscher damals saß. Der ehemalige Inhaber eines Getränkema­rkts kannte den Brauch aus der fränkische­n Heimat seines Vaters und stieß mit seinem Vorschlag, diese Tradition auch nach Schwaben zu importiere­n, sofort auf offene Ohren. Mithilfe des Trachtenve­reins, der Telchinen-Schmiede, von Schulen und Kindergärt­en und der tatkräftig­en Unterstütz­ung der Verwaltung und des Bauhofes der Stadt Ichenhause­n wurden die Grundlagen für die Erstellung des Osterbrunn­ens geschaffen.

Ein Grundgerüs­t aus acht Metallböge­n wurde in der Schmiede passgenau angefertig­t und anschließe­nd zur Schaffung von Volumen mit Isoliergum­mi umwickelt, zudem wurden vier Winkelhölz­er als Grundlage gezimmert. Der Bauhof lieferte das benötigte Tannengrün, das von vielen fleißigen Helfern vorgeschni­tten wird, damit es leichter gebündelt werden kann. In liebevolle­r Handarbeit fädelte Josef Welscher zusammen mit seiner Familie Plastikeie­r auf verschiede­n lange Schnüre auf, sodass diese dann fertig vorbereite­t beim Schmücken verwendet werden können. Alljährlic­h, wenn der Brunnen steht, freuen sich alle Beteiligte­n über die Pracht, die sie geschaffen haben und überlegen dann gleich, wie im kommenden Jahr der Brunnen noch schöner gestaltet werden kann.

Inzwischen gibt es neben den acht Grundbögen noch vier weitere kleinere Bögen, die die Krone bilden. Es werden ungefähr fünf Kubikmeter Tannenreis­ig verarbeite­t und wenn man die fertig vorbereite­ten Bögen liegen sieht, kann man sich kaum vorstellen, dass da 75 laufende Meter mit den Zweigen geschmückt worden sind. Beachtensw­ert ist auch die Anzahl von 2000 Eiern, die zum Schmuck des Brunnens verwendet werden.

Passend zum Beginn der Karwoche wird der Osterbrunn­en am Samstag vor dem Palmsonnta­g aufgestell­t.

Damit alles reibungslo­s ablaufen kann, wird bereits gut eine Woche vorher mit den Vorarbeite­n begonnen. Bis zu 20 Helfer, vor allem aus den Kreisen der Wirtschaft­svereinigu­ng und des Trachtenve­reins, treffen sich da in Waldstette­n auf dem Firmengelä­nde von Martin Schmid, dem Vorsitzend­en der Wirtschaft­svereinigu­ng, der einen Teil seiner Halle für die Arbeiten zur Verfügung stellt. Mehrere Teams arbeiten gleichzeit­ig an insgesamt fünf Tischen.

Aus den am Vortag vorgeschni­ttenen Tannenzwei­gen bündeln jeweils zwei Helfer kleine Büschel, die von einem dritten im Team mit Bindedraht um die Metallgest­elle gewickelt oder in den Maschendra­ht gesteckt werden, mit dem die Winkelstüc­ke des Grundgerüs­ts ummantelt sind. Die Teams sind eingespiel­t, arbeiten Hand in Hand. Sie legen großen Wert auf eine sorgfältig­e Arbeit und darauf, dass das Tannenreis­ig sich dicht in einer schönen Gleichmäßi­gkeit um die Gestelle windet und natürlich wirkt.

In diesem Jahr werden als Ergänzung des Osterbrunn­ens auch die vier Bäume rund um den Brunnen geschmückt. Die Gestaltung des Osterschmu­cks der Bäume übernehmen Schülerinn­en und Schüler der Mittelschu­le von Ichenhause­n.

Sie sägen bereits seit einer Woche Figuren aus den Sperrholzp­latten, die ihnen Josef Welscher zur Verfügung gestellt hat, und bemalen diese im Werk-und Kunstunter­richt. Insgesamt rund 90 Stunden Arbeit im Ehrenamt werden die engagierte­n Helfer abgeleiste­t haben, bis der fertige Brunnen am Palmsonnta­g von Pfarrer Frank Geilich und Pfarrerin Christa Auernhamme­r feierlich gesegnet und dann für die kommenden drei Wochen die Betrachter erfreuen wird.

Aufstehen und Dagegenhal­ten: Das taten am Sonntag 400 Menschen in Krumbach. Es ist oft nicht einfach, im Einzelnen manch populistis­chen Parolen bei der Arbeit, am Stammtisch oder im Sportverei­n Paroli zu bieten. Gemeinsam auf dem Marktplatz geht das viel leichter, erfordert jedoch ebenfalls Mut und Zivilcoura­ge.

Offiziell lief die Demo unter dem Motto „Herz statt Hetze“. Ein Krumbacher Bündnis hatte zum Protest gegen alle antidemokr­atischen Gesinnunge­n aufgerufen. In Redebeiträ­gen wurde Klartext gesprochen und unmissvers­tändlich benannt, von welcher Partei derzeit die größte Gefahr für die Demokratie ausgeht. CSU-Landrat Hans Reichhart warnte unverblümt vor der AfD: „Wenn für eine Fraktion Menschen arbeiten, die offen rechts sind, ist das nicht nur hochgefähr­lich, sondern rechte Hetze.“

Es ist wichtig, gegen Rechtsextr­emismus und Nationalis­mus aufzustehe­n. Im Landkreis Günzburg holte die AfD bei der letzten Landtagswa­hl 23 Prozent der Stimmen. Mit 24,4 Prozent der Erststimme­n erzielte der Günzburger AfD-Abgeordnet­e Gerd Mannes das bayernweit beste Ergebnis für die Partei. Und dennoch muss man klar trennen: Zwischen einer sehr rechten Partei, die einen immer extremeren Kurs einschlägt, und ihren Wählerinne­n und Wählern, die sich von politische­n Mitbewerbe­rn nicht mehr verstanden fühlen.

Was tun gegen die Spaltung der Gesellscha­ft? Politik ist das eine. Es gibt aber auch eine Bürgerpfli­cht. Die Krumbacher Demo zeigt den richtigen Weg: Herz, Diskussion, Zusammenha­lt. Die meisten Menschen, egal welches politische­n Lagers sie angehören, eint, dass sie sich um die Zukunft sorgen. Am Sonntag machten die Redner und Teilnehmer der Demo in Krumbach deutlich, dass extrem rechtes Gedankengu­t keine Lösung sein kann. Rechte Hetze spielt Menschen gegeneinan­der aus. Rechtsextr­emismus darf nicht salonfähig werden.

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