Der FC Günzburg zieht den Joker
Durch das 3:1 gegen Griesbeckerzell verscheucht der Bezirksligist die ärgsten Abstiegsängste. Ein Könner ist neu im Team, steht sofort im Mittelpunkt. Was der Trainer zum Spiel sagt.
Sie hopsten über das jahreszeitenbedingt schon etwas mitgenommene Grün des Auwaldstadions, als hätten sie soeben etwas Großes gewonnen. Und vielleicht war dieses 3:1 tatsächlich etwas wirklich Wichtiges, mehr wert jedenfalls als schnöde drei Punkte. Seit dem überragenden DerbyAuftritt gegen den VfR Jettingen (über fünf Monate ist das her) hatten die Fußballer des FC Günzburg das Wohlgefühl des Sieges nicht mehr auskosten dürfen, waren unbequem nah an die Abstiegszone der Bezirksliga Nord gerutscht. Jetzt, im ersten Heimspiel 2024, gelang ihnen ein verdientes 3:1 (2:0) gegen den SC Griesbeckerzell. Ein Vater des Erfolgs war ein für diese Spielebene wunderbarer Fußballer, der den Günzburgern in dieser Frühjahrsrunde helfen will, wann immer es geht. FC-Coach Christoph Bronnhuber nannte ihn breit grinsend den „Joker“.
Eine Überraschung war es für die allermeisten der 100 Augenzeugen, dass plötzlich Maximilian Braun im Trikot des FC Günzburg auflief. Vier Spielzeiten lang war er Stammspieler beim damaligen Landes- und später Bayernligisten FC Gundelfingen gewesen, dann zog es ihn nach München, wo er aktuell – ausdrücklich als Hobby – für den SV Untermenzing in der Kreisliga antritt. Nun wird sich der bald 29-Jährige wieder Richtung Heimat orientieren – und schloss sich per Zweitspielrecht dem FC Günzburg an.
Erstaunlich, wie Braun ohne Vorlaufzeit sofort Dreh- und Angelpunkt im Spiel des Bezirksligisten war und auch beim gemeinsamen Jubeln sprach alles dafür, dass er ohne Wartezeit mitten im Team angekommen ist. Bronnhuber lobte den Einsatz des Mittelfeldspielers: „Dass er eine brutale Qualität hat und auch mithilft, da zu organisieren, hat uns unheimlich geholfen.“
Apropos Hilfe: Unterstützend mitwirken wollte auch Günzburgs Oberbürgermeister Gerhard Jauernig, der den Samstagnachmittag im Auwaldstadion verbrachte und bereits vor dem Anpfiff launig bemerkte: „Ich kann nicht überall helfen, aber heute schon.“
Die Gastgeber waren auch sofort im Bilde, setzten auf schnelle Beine und präzise Zuspiele und kamen zügig zur ersten dicken Chance, doch Tim Paulheim legte sich den Ball zu weit vor und verlor dann das Duell gegen den aus seinem Tor eilenden Peter Bauer (5.).
Der Führungstreffer war damit aber nur aufgeschoben. Eine Hereingabe von Christoph Wachs fand den mutterseelenallein im Strafraum stehenden Maximilian Lamatsch, der durfte sich den Ball noch gemütlich zurechtlegen und schob ihn letztlich nüchtern ins kurze Eck (8.). Als Paulheim seine inzwischen dritte gute Gelegenheit eiskalt zum 2:0 nutzte (25.), schien eine frühe Vorentscheidung gefallen – zumal Günzburg bis zum Pausenpfiff Herr der Lage blieb und den Vorsprung verdientermaßen mit in die Kabine nahm.
Die schöne Zwei-Tore-Führung überstand allerdings nur einige Sekunden des zweiten Durchgangs. Dann entschied Schiedsrichterin Paulina Koch auf Strafstoß für die Gäste. Es spricht für Bronnhuber, dass er den Elfmeterpfiff im Unterschied zu den allermeisten Fans am Spielfeldrand nicht kritisierte. „Er trifft ihn, glaube ich, klar“, sagte er achselzuckend über die Szene zwischen Ömer Güzel und Matthias Kefer. Marius Kefer ließ sich das vermeintliche Geschenk, das also keines war, nicht entgehen (47.).
Der Anschlusstreffer beflügelte die Griesbeckerzeller, die nun einige Lücken in den Abwehrverbund der Günzburger rissen.
Aber die Gastgeber mussten nicht lange zittern, denn Maximilian Lamatsch witterte wieder einmal eine Möglichkeit, wo an sich keine war. Denn wer außer ihm hätte geahnt, dass Gäste-Torwart Peter Bauer den Ball derart drollig in seinen eigenen Beinen verlieren könnte. Letztlich musste der
Schlussmann ins Dribbling gegen den Günzburger Torjäger, der ihm die Kugel vom Fuß klaute und sie ins leere Tor legte (56.). Kurz nach seinem Blackout ließ sich Bauer, immer noch kopfschüttelnd, auswechseln.
Echte Gefahr erzeugten die Gäste anschließend nicht mehr. Günzburg brachte das 3:1 sicher über die Zeit. Erleichtert fasste Bronnhuber zusammen: „Die Devise war, das Spiel zu gewinnen – egal wie.“