Baubeginn für das Hochwasserrückhaltebecken in Burgau ist in trockenen Tüchern
Das Projekt zum Schutz vor Überschwemmungen ist genehmigt, geplant und jetzt auch vorfinanziert. Die Ausschreibungen beginnen, der Baubeginn 2025 ist gesichert.
Als Reinhard Löffler vom Wasserwirtschaftsamt Donauwörth einen Vertrag aus seiner Mappe zog, muss sich das für alle Beteiligten wie ein vorgezogenes Geschenk vom Osterhasen angefühlt haben. Das Stück Papier bedeute, dass der Hochwasserschutz in Burgau endlich praktisch umgesetzt werden kann, freute sich Bürgermeister Martin Brenner (CSU) bei der Vertragsunterzeichnung. Die Maßnahmen zum Hochwasserschutz in Burgau waren immer wieder mit vielen Fragezeichen versehen. Die Frage, wann mit dem Bau des Hochwasserrückhaltebeckens begonnen werde, beschäftigte nicht nur die Stadt, den Landkreis und die Behörden, sondern auch die Bürgerinnen und Bürger, die von den Maßnahmen betroffen und ohne Schutz den Gefahren eines Jahrhunderthochwassers ausgesetzt sind. Mit der Vertragsunterzeichnung habe man nun die Voraussetzungen geschaffen, dass nicht noch weitere kostbare Jahre vergehen, bis der erste Spatenstich erfolgt.
Im Februar hatte das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth schlechte Nachrichten für die Stadt Burgau. Ein zeitnaher Baubeginn für das Rückhaltebecken konnte nicht in Aussicht gestellt werden. Der beim Freistaat aktuell angemeldete Mittelbedarf für staatliche Wasserbauvorhaben übersteige das im Jahr 2024 voraussichtlich zur Verfügung stehende Budget der Haushaltsmittel für Schwaben, lautete die Begründung. Das habe zur Folge, dass die Hochwasserschutzmaßnahmen bayernweit priorisiert werden müssen. Das Hochwasserrückhaltebecken (HRB) Burgau sei nach Angaben der Behörde nicht der höchsten Priorität zuzuordnen, weil bisher noch keine vertraglichen Verpflichtungen eingegangen worden seien. Somit liege das Projekt weiterhin auf Eis.
Damit der Bau des Regenrückhaltebeckens nicht noch weitere kostbare Jahre auf die lange Bank geschoben werde, entschied der Burgauer Stadtrat, eine zinsfreie Vorauszahlung zu leisten, damit nicht das ganze Projekt ins Stocken gerate. Ein Finanzierungsumfang in Höhe von 2,2 Millionen Euro müsse vor Beginn der Vergabeverfahren in Form von Vereinbarungen zwischen dem Freistaat, vertreten durch das Wasserwirtschaftsamt Donauwörth, und der Stadt Burgau gesichert sein, wie Kämmerer Tobias Menz in einer der vergangenen Sitzungen erläuterte.
„Wir haben soeben aus einem Fragezeichen ein Ausrufezeichen gemacht“, sagte Landrat Hans Reichhart, als die Tinte auf der Vertragsunterzeichnung noch nicht einmal ganz trocken war. Weil die Stadt Burgau das Geld vorschieße, könne schon jetzt mit der praktischen Umsetzung des Hochwasserschutzes begonnen werden. Allein das Rückhaltebecken in Burgau habe ein Rückstauvolumen von 1,3
Millionen Kubikmeter Wasser. „Diese Dimensionen, was da an Wasser zurückgehalten werden kann, müsse man sich mal vor Augen führen.“Reichhart nannte den kompletten Hochwasserschutz Mindeltal ein Jahrhundertprojekt, was auch die Ausgaben in Höhe von 160 Millionen Euro eindrucksvoll aufzeigen. Die Maßnahmen seien erforderlich, damit primär Schaden von Leib und Leben, aber auch
wirtschaftlicher Schaden abgewendet werden kann.
Die vergangenen Jahre und Jahrzehnte waren geprägt von sehr viel Arbeit, bekräftigte Brenner. „Es ist aber jetzt ein wichtiges Zeichen an die Menschen, dass es endlich losgeht. Das ist ein Startschuss.“Es drehe sich nicht mehr nur um die Arbeit hinter den Kulissen, jetzt sehe man draußen auch die Umsetzung. Der Rathauschef betonte nach der Unterzeichnung auf einem der für das Rückhaltebecken vorgesehenen Grundstücke, wie wichtig es sei, dass gebaut werde und der Beginn nicht noch um Jahre verzögert werde. „Das hier ist eine ganz gefährdete Gegend. Auch die Industriebauten und Unternehmen weiter östlich liegen ebenfalls im Gefahrenbereich.“Jetzt müsse man anpacken, um die Sicherheit für die Bürgerinnen und Bürger sowie für die Wirtschaft herzustellen.
Viele Gespräche wurden geführt und es habe intensive Arbeit auf allen Ebenen gekostet, fasste Landtagsabgeordnete Jenny Schack (CSU) zusammen und lobte den Erfolg. „Das letzte Hochwasser war 1994 und wir wollen kein Neues erleben“, sagte sie. Sie sei der Stadt Burgau deshalb sehr dankbar, weil sie mit dieser Finanzierungsvereinbarung in Vorleistung geht. „Das zeigt, dass die Kommune, die Landkreisund Landesebene sehr gut zusammenarbeiten und Dinge voranbringen“. Jetzt folgen die Ausschreibungen an die Firmen, informierte Löffler. Baubeginn sei 2025. Nach aktuellem Stand werde laut Löffler mit dem ersten Baulos, dem Drosselbauwerk an der Mindel, begonnen. Die Bauzeit werde mehrere Jahre in Anspruch nehmen.