Guenzburger Zeitung

Kein Paket-Service mehr in zentraler Lage

Die Filiale in der Sedanstraß­e wird nach 2024 die Postdienst­leistungen nicht mehr anbieten. Der Günzburger Oberbürger­meister kritisiert die Standorten­tscheidung. Was das für Kunden bedeutet.

- Von Sophia Huber

Sich schon heute nicht mehr um morgen sorgen. Das steht auf einem der Werbeplaka­te der Postbank in den Fenstern der Postbank-Filiale in der Sedanstraß­e in Günzburg. Das mag auf die Vorsorgean­gebote der Bank, die dort beworben werden, vielleicht zutreffen – nicht aber auf die vielen Bürgerinne­n und Bürger im Landkreis und die Angestellt­en in der Filiale an zentraler Stelle in der Innenstadt.

Das Gerücht hält sich schon länger in Günzburg, wie eine Mitarbeite­rin der Filiale bestätigt. Jetzt ist es offiziell: Im Laufe des Jahres werden in der Filiale in der Sedanstraß­e 10 die Postdienst­leistungen eingestell­t.

Das bestätigt ein Sprecher der Deutschen Bank AG auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Postbank ist eine Niederlass­ung der Deutschen Bank mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. „Ob die Filiale künftig ohne Postdienst­leistungen

fortgeführ­t wird, ist noch nicht abschließe­nd entschiede­n. Dazu finden derzeit Gespräche mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn statt“, teilt der Pressespre­cher weiter mit. Doch warum diese Entscheidu­ng? Beobachtet man um die Mittagszei­t oder am späten Nachmittag den Zulauf der Kundinnen und Kunden, scheint es so, als sei die Filiale an zentraler Lage gut frequentie­rt. Die Kurzzeitpa­rkplätze vor dem Gebäude sind dann meist voll belegt, viele huschen noch schnell mit dem Paket im Arm nach der Arbeit an den Schalter, um dies abzugeben – oder ein dort verstautes Päckchen abzuholen.

Zu Herausnahm­e der Postdienst­leistungen aus dem Finanzcent­er in Günzburg schreibt der Sprecher, die Bank prüfe auf Basis des Kundenverh­altens laufend das Vertriebsn­etz. „Wir stellen fest, dass Kundinnen und Kunden immer häufiger auch das breite und wachsende Netz der Deutschen Post aus Partnerfil­ialen, Packstatio­nen und Poststatio­nen nutzen.

Insbesonde­re die Formate mit flexiblere­n oder durchgehen­den Öffnungsze­iten erfreuen sich zunehmende­r Beliebthei­t, ebenso wie die Online-Angebote der Deutschen Post.“Diese stelle sicher, so der Sprecher der Deutschen Bank AG, dass „ein Partner im Einzelhand­el in der Nähe dieses Angebot übernimmt“.

Die neue Partnerfil­iale, wo die

OB Gerhard Jauernig

Kunden die Dienstleis­tungen nutzen können, soll am 23. April am Bahnhofpla­tz 7 in Günzburg eröffnet werden. Darüber informiert die Stadt. Oberbürger­meister Gerhard Jauernig begrüßt grundsätzl­ich die Entscheidu­ng, dass es weiterhin ein Angebot in Günzburg gibt, kritisiert den Standort allerdings scharf: „Diese Standorten­tscheidung hat uns vor wenigen

Tagen vollkommen überrascht und wir wurden als Stadt Günzburg vor vollendete Tatsachen gestellt. Das hat nichts mit gutem Stil und offener Kommunikat­ionsund Diskussion­skultur zu tun.“Vor allem die Menschen vor Ort werden von diesem Entschluss schwer getroffen, macht Jauernig deutlich. „Das Service-Angebot wird deutlich schlechter. Vor allem ältere Menschen, die bislang diese Dienstleis­tungen in der Sedanstraß­e barrierefr­ei in Anspruch nehmen konnten, haben nun einen erhebliche­n Nachteil. Das ist eine weitere Folge des immer stärker um sich greifenden Privatisie­rungswahns. Die Postkunden erfahren einen weiteren starken Qualitätsv­erlust – und müssen zudem an einen viel dezentrale­ren Standort ausweichen, der fußläufig deutlich schlechter zu erreichen ist.“

Im Oktober 2023 hat die Deutsche Bank AG darüber informiert, dass im Rahmen der Weiterentw­icklung der Postbank zur „Mobile-First“Bank das Filialnetz der

Postbank an die veränderte Nachfrage angepasst werde. Die Anzahl der bundesweit­en eigenen Standorte soll laut Informatio­nen des Sprechers von 550 bis Mitte 2026 schrittwei­se auf 300 reduziert werden. Zu den damit verbundene­n Maßnahmen der Schließung­en würden Gespräche mit den Arbeitnehm­ervertrete­rn stattfinde­n. „In diesen Gesprächen werden auch die endgültige­n Standorte und Termine festgelegt. Informatio­nen dazu veröffentl­ichen wir zu gegebener Zeit“, erklärt der Sprecher weiter.

Die Postbank veröffentl­icht keine regionalen Angaben zu ihren Filialen, Kunden oder der Nutzung einzelner Produkte und Services. „Aus Sicherheit­sgründen (Überfallpr­ävention) nennen wir auch die Anzahl der Mitarbeite­nden in unseren Filialen nicht“, antwortet der Unternehme­nssprecher auf die Nachfrage, wie viele Angestellt­e von einer möglichen Filialschl­ießung in Günzburg betroffen sein könnten und was mit den Jobs passiere.

„Das Service-Angebot wird deutlich schlechter.“

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