Kein Paket-Service mehr in zentraler Lage
Die Filiale in der Sedanstraße wird nach 2024 die Postdienstleistungen nicht mehr anbieten. Der Günzburger Oberbürgermeister kritisiert die Standortentscheidung. Was das für Kunden bedeutet.
Sich schon heute nicht mehr um morgen sorgen. Das steht auf einem der Werbeplakate der Postbank in den Fenstern der Postbank-Filiale in der Sedanstraße in Günzburg. Das mag auf die Vorsorgeangebote der Bank, die dort beworben werden, vielleicht zutreffen – nicht aber auf die vielen Bürgerinnen und Bürger im Landkreis und die Angestellten in der Filiale an zentraler Stelle in der Innenstadt.
Das Gerücht hält sich schon länger in Günzburg, wie eine Mitarbeiterin der Filiale bestätigt. Jetzt ist es offiziell: Im Laufe des Jahres werden in der Filiale in der Sedanstraße 10 die Postdienstleistungen eingestellt.
Das bestätigt ein Sprecher der Deutschen Bank AG auf Nachfrage unserer Redaktion. Die Postbank ist eine Niederlassung der Deutschen Bank mit Hauptsitz in Frankfurt am Main. „Ob die Filiale künftig ohne Postdienstleistungen
fortgeführt wird, ist noch nicht abschließend entschieden. Dazu finden derzeit Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern statt“, teilt der Pressesprecher weiter mit. Doch warum diese Entscheidung? Beobachtet man um die Mittagszeit oder am späten Nachmittag den Zulauf der Kundinnen und Kunden, scheint es so, als sei die Filiale an zentraler Lage gut frequentiert. Die Kurzzeitparkplätze vor dem Gebäude sind dann meist voll belegt, viele huschen noch schnell mit dem Paket im Arm nach der Arbeit an den Schalter, um dies abzugeben – oder ein dort verstautes Päckchen abzuholen.
Zu Herausnahme der Postdienstleistungen aus dem Finanzcenter in Günzburg schreibt der Sprecher, die Bank prüfe auf Basis des Kundenverhaltens laufend das Vertriebsnetz. „Wir stellen fest, dass Kundinnen und Kunden immer häufiger auch das breite und wachsende Netz der Deutschen Post aus Partnerfilialen, Packstationen und Poststationen nutzen.
Insbesondere die Formate mit flexibleren oder durchgehenden Öffnungszeiten erfreuen sich zunehmender Beliebtheit, ebenso wie die Online-Angebote der Deutschen Post.“Diese stelle sicher, so der Sprecher der Deutschen Bank AG, dass „ein Partner im Einzelhandel in der Nähe dieses Angebot übernimmt“.
Die neue Partnerfiliale, wo die
OB Gerhard Jauernig
Kunden die Dienstleistungen nutzen können, soll am 23. April am Bahnhofplatz 7 in Günzburg eröffnet werden. Darüber informiert die Stadt. Oberbürgermeister Gerhard Jauernig begrüßt grundsätzlich die Entscheidung, dass es weiterhin ein Angebot in Günzburg gibt, kritisiert den Standort allerdings scharf: „Diese Standortentscheidung hat uns vor wenigen
Tagen vollkommen überrascht und wir wurden als Stadt Günzburg vor vollendete Tatsachen gestellt. Das hat nichts mit gutem Stil und offener Kommunikationsund Diskussionskultur zu tun.“Vor allem die Menschen vor Ort werden von diesem Entschluss schwer getroffen, macht Jauernig deutlich. „Das Service-Angebot wird deutlich schlechter. Vor allem ältere Menschen, die bislang diese Dienstleistungen in der Sedanstraße barrierefrei in Anspruch nehmen konnten, haben nun einen erheblichen Nachteil. Das ist eine weitere Folge des immer stärker um sich greifenden Privatisierungswahns. Die Postkunden erfahren einen weiteren starken Qualitätsverlust – und müssen zudem an einen viel dezentraleren Standort ausweichen, der fußläufig deutlich schlechter zu erreichen ist.“
Im Oktober 2023 hat die Deutsche Bank AG darüber informiert, dass im Rahmen der Weiterentwicklung der Postbank zur „Mobile-First“Bank das Filialnetz der
Postbank an die veränderte Nachfrage angepasst werde. Die Anzahl der bundesweiten eigenen Standorte soll laut Informationen des Sprechers von 550 bis Mitte 2026 schrittweise auf 300 reduziert werden. Zu den damit verbundenen Maßnahmen der Schließungen würden Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern stattfinden. „In diesen Gesprächen werden auch die endgültigen Standorte und Termine festgelegt. Informationen dazu veröffentlichen wir zu gegebener Zeit“, erklärt der Sprecher weiter.
Die Postbank veröffentlicht keine regionalen Angaben zu ihren Filialen, Kunden oder der Nutzung einzelner Produkte und Services. „Aus Sicherheitsgründen (Überfallprävention) nennen wir auch die Anzahl der Mitarbeitenden in unseren Filialen nicht“, antwortet der Unternehmenssprecher auf die Nachfrage, wie viele Angestellte von einer möglichen Filialschließung in Günzburg betroffen sein könnten und was mit den Jobs passiere.
„Das Service-Angebot wird deutlich schlechter.“