Hat ein Ruheforst bei Haldenwang eine Chance?
Ähnlich wie im Unterallgäu möchte ein Unternehmen im Kreis Günzburg einen Naturfriedhof einrichten. Was der Gemeinderat Haldenwang zu dem Thema sagt.
Im Dezember hatte Michael Freiherr von Freyberg-Eisenberg im Gemeinderat in einer Kurzvorstellung zu dem Projekt eines Ruheforstes im Angerholz, dem Wald im Süden Haldenwangs informiert. Am Mittwoch stand das Konzept und dessen Umsetzung mit der Firma Ruhe Forst GmbH in der Sitzung des Gemeinderats zur Diskussion. Das Unternehmen ist in Deutschland mit 85 Ruheforststandorten vertreten, Partner sind Waldbesitzer, darunter Städte und Kommunen, wie auch Forstbetriebsgemeinschaften oder Privatpersonen. Bereits vor zwei Jahren wurden in Babenhausen und Schnerzhofen die ersten Naturfriedhöfe im Unterallgäu eingeweiht, auch bei Haselbach soll ein Ruheforst entstehen.
Die Urne werde in einem ausgewählten Waldgebiet in einem Ruhebiotop beigesetzt, erklärte Ruheforst-Geschäftsführer Jost Arnold. Dies sei ein kleines, dokumentiertes Areal in der Nähe eines Baumes oder einer Baumgruppe wie auch bei Sträuchern oder einem Findling. Die Nutzungsdauer betrage bis zu 99 Jahre, die Beisetzungsstelle sei dauerhaft gekennzeichnet, die Grabpflege übernehme die Natur. Angedacht sei eine Fläche von elf Hektar, in den kommenden 20 Jahren seien drei Hektar vorgesehen. Der Rest stelle eine Ersatzfläche dar, womit nur ein einziges Verfahren erforderlich sei. Der Wald werde als solcher erhalten und nicht als Forst genutzt. Die Zufahrt wäre über die Totenhühle am östlichen Ortsende von Haldenwang vorstellbar.
Michael Demeter sah die dortige Staubbelastung, aber auch den zusätzlichen Verkehr durch Haldenwang äußerst kritisch. Dieter Reitenauer schloss sich an: Es kämen vorrangig Personen von auswärts und Feldwege würden zusätzlich frequentiert. Das Projekt habe seine Berechtigung, wäre aber mit zusätzlichen Belastungen für den Ort verbunden. Ein Friedhof gehöre in die Hand der Kirche oder der Gemeinde, die anfallende Kosten umlege.
Arnold verwies auf Erfahrungswerte von etwa 60 bis 80 Bestattungen
im Jahr. In der Regel finde die Trauerfeier im Heimatort statt, die Beisetzung nur noch im engen Kreis und es gebe nur wenige Besucher, wo etwa zehn Parkplätze ausreichten.
Man wolle eine Win-win-Situation für den Waldbesitzer wie auch für die Gemeinde. Hinsichtlich einer Zufahrt könne man gemeinsam eine Lösung finden, die allen
entgegenkomme. Weiter sei möglich, dass die Gemeinde einen gewissen Prozentsatz als Beteiligung erhalte.
Grundsätzlich sei die Idee einer Waldbestattung nicht schlecht, aber nicht mit der angedachten Zufahrt, betonte Sonja Foag. Jörgen Söll sah die Bestattungsform als zusätzliches Angebot und Ansehen für den Ort. Dieser Meinung war auch Markus Heinrich: Ein Friedwald habe etwas Schönes und bringe kein massives Verkehrsaufkommen mit sich. Die Zuwegung aber müsse vernünftig geregelt sein. Bürgermeisterin Doris Egger erklärte: In erster Linie gehe es darum, abzustimmen, ob man das Vorhaben Ruheforst genehmige und dieses eine Chance habe. Wie der Wegebau aussehe, müsse dann vertraglich geregelt werden.
Dritter Bürgermeister Martin Erber sah das anders: Man sattle das Pferd von hinten, wenn dies ohne ein Wegekonzept geschehe. Peter Finkel wollte eine Wirtschaftlichkeitsberechnung und wie sich das vertraglich gestalte, bevor man darüber abstimme. So lautete letztlich auch der mehrheitliche Beschluss: Beides müsse vorliegen, um eine Entscheidung zu fällen.
Die Totenhühle kam auch im weiteren Verlauf der Sitzung aufgrund des Antrags eines Bürgers zur Verminderung der Staubbelastung zur Sprache. Bevor Maßnahmen ergriffen werden, soll zunächst das Wegekonzept für den Ruheforst abgewartet werden.