Das sind die Trends fürs Grüne in 2024
Vier Jahre fanden auf dem Ulmer Messegelände keine Gartenträume mehr statt. Was sich seit der Vor-Corona-Zeit bei der Gestaltung der hauseigenen Grünfläche getan hat.
Für den Gartenexperten und Bestseller-Autor René Wadas gibt es einen Megatrend, den er auch auf der Ulmer Messe Gartenträume noch bis einschließlich Sonntag den Menschen näherbringen will: „Wir brauchen keine Chemie im Garten“, sagt der „Pflanzenarzt“, der in Ulm täglich auf der „Gartenbank“für Talkrunden sitzt. Denn die Natur habe genügend Tricks auf Lager. Mehltau etwa habe jede Rose. Was hilft? „Eine Knolle Knoblauch, zwei große Zwiebeln, 200 Gramm Ackerschachtelhalm. Das wird ausgekocht. Und damit besprüht man die Rosen. Fertig.“
Die Nachhaltigkeit, die der aus Funk und Fernsehen bekannte Wadas promotet, findet sich auf der ganzen Messe Gartenträume wieder, die nach vier Jahren Pause Station in Ulm macht. „Das umweltbewusste, klimafreundliche Gärtnern ist ein Megatrend“, sagt Marjon Nijkamp, die mit ihrem Team dieses Jahr bundesweit bis zu zwölf ähnliche Messen veranstaltet. Bei den Pflanzen auf dem Markt werde zunehmend darauf geachtet, dass sie mit den immer häufigeren Wetterextremen zurechtkommen: also Dürre und Dauerregen. Zudem sollen sie bienenund insektenfreundlich sein.
Dieser Trend eines Gartens, der den Herausforderungen des Klimawandels nicht nur standhält, sondern ihm auch entgegenwirke, überlagere sich mit einer anderen Strömung, die durch Corona und den damit verbundenen Rückzug in das eigene Zuhause groß wurde: der Garten als erweitertes Wohnzimmer samt Wellness-Bereich. Und dieses eigene Wohnzimmer habe im Idealfall auch noch Platz für die private Lebensmittelabteilung.
Alte Obstsorten und ungewöhnliche Gemüse-Setzlinge oder Samen sind entsprechend gefragt in Ulm. Etwa am Stand des „Hofs Jeebel“aus Salzwedel. Walter Radebold steht am Stand in Ulm und trägt auf Anfrage eine Ode an die Kartoffel vor, die einen Weg vom Einerlei der Supermarkt-Knolle
zum Inhalt hat. Die vielleicht ungewöhnlichste Sorte im (Bioland-) Angebot ist die Rote Emmalie, außen wie innen rot, vorwiegend festkochend. „Leicht cremig und extrem lecker.“
Für Kartoffelsalat schlägt der Kartoffelflüsterer etwa die Blaue Anneliese vor, die nicht nur Farbe, sondern auch mehr Kartoffelgeschmack in den schwäbischen Klassiker bringe. In Supermärkten nicht zu finden, weil die maschinelle Ernte nicht funktioniere. Doch Radebold erkennt an, dass ein blauer oder roter Kartoffelsalat auch in optischer Hinsicht gewöhnungsbedürftig sei. Doch er habe auch „normale Sorten“, die in jeder Hinsicht guttun würden: „Selbst gezogene Kartoffeln schmecken immer besser.“Am Stand der Donautal-Baumschule
aus Oberdischingen gibt es die passende Beetumrandung, falls ein hierzulande weit verbreiteter Kleinschmetterling wütete: der Buchsbaumzünsler. Chef Tobias Gall hat hier eine Alternative im Angebot, die immun gegen den ostasiatischen Schädling sein soll, der Osmanthus oder auch Burkwoods Duftblüte. Er lasse sich aber genauso schneiden: als Kugel oder Hecke, wie ein Buchsbaum. Nur er komme im Gegensatz zum Buchsbaum mit dem Zünsler zurecht.
Wie die Pflanzenvielfalt eingesetzt wird, zeigen Schaugärten, die in nur drei Tagen mühevoll angelegt wurden. Wer seinen Garten schon angelegt hat, der findet Ideen, wie daraus eine Wellness-Oase wird. Etwa mit einer Outdoor-Sauna
samt Ruheraum, die die Otterberger Firma Wärmegrad für 70.000 Euro im Garten installiert. Etwas günstiger sind die zahlreichen Freiluft-Whirlpools oder die handgemachte Outdoor-Küche des niederländischen Unternehmens HR Casa. Das Schmuckstück aus geschmiedetem Stahl samt Spanferkel-Grill kostet 5900 Euro. Bei der bislang letzten Ausgabe der Gartenträume im Jahr 2019 strömten 20.000 Menschen an drei Tagen zur Veranstaltung. Diese Zahl sei auch dieses Jahr das Ziel der niederländischen Veranstalter. Die lange Warteschlange an der Kasse gleich zur Eröffnung am Freitagmorgen lässt darauf schließen, dass dieses Ziel erreicht werden dürfte.
Im vergangenen Jahr noch wurden die Gartenträume abgesagt. Grund dafür war die Energiekrise. „Wir befürchteten bis zu einer Vervierfachung der Energiekosten“, sagt Nijkamp. Nun seien die Ausgaben wieder kalkulierbar geworden.
Die Messe Gartenräume auf dem Ulmer Messegelände in der Friedrichsau ist noch bis einschließlich Sonntag, 24. März, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Das Ticket kostet acht Euro, online neun. Vier bis 16 Jahre: ein Euro. Zum 20-jährigen Jubiläum der Messereihe wird eine interaktive „Rallye der Sinne“angeboten – von aromatischen Erlebnissen bis taktilen Erfahrungen. Die Talkrunden mit „Pflanzenarzt“René Wadas sind täglich um 11, 12, 14.15 und 16.15 Uhr.