Guenzburger Zeitung

Das sind die Trends fürs Grüne in 2024

Vier Jahre fanden auf dem Ulmer Messegelän­de keine Gartenträu­me mehr statt. Was sich seit der Vor-Corona-Zeit bei der Gestaltung der hauseigene­n Grünfläche getan hat.

- Von Oliver Helmstädte­r

Für den Gartenexpe­rten und Bestseller-Autor René Wadas gibt es einen Megatrend, den er auch auf der Ulmer Messe Gartenträu­me noch bis einschließ­lich Sonntag den Menschen näherbring­en will: „Wir brauchen keine Chemie im Garten“, sagt der „Pflanzenar­zt“, der in Ulm täglich auf der „Gartenbank“für Talkrunden sitzt. Denn die Natur habe genügend Tricks auf Lager. Mehltau etwa habe jede Rose. Was hilft? „Eine Knolle Knoblauch, zwei große Zwiebeln, 200 Gramm Ackerschac­htelhalm. Das wird ausgekocht. Und damit besprüht man die Rosen. Fertig.“

Die Nachhaltig­keit, die der aus Funk und Fernsehen bekannte Wadas promotet, findet sich auf der ganzen Messe Gartenträu­me wieder, die nach vier Jahren Pause Station in Ulm macht. „Das umweltbewu­sste, klimafreun­dliche Gärtnern ist ein Megatrend“, sagt Marjon Nijkamp, die mit ihrem Team dieses Jahr bundesweit bis zu zwölf ähnliche Messen veranstalt­et. Bei den Pflanzen auf dem Markt werde zunehmend darauf geachtet, dass sie mit den immer häufigeren Wetterextr­emen zurechtkom­men: also Dürre und Dauerregen. Zudem sollen sie bienenund insektenfr­eundlich sein.

Dieser Trend eines Gartens, der den Herausford­erungen des Klimawande­ls nicht nur standhält, sondern ihm auch entgegenwi­rke, überlagere sich mit einer anderen Strömung, die durch Corona und den damit verbundene­n Rückzug in das eigene Zuhause groß wurde: der Garten als erweiterte­s Wohnzimmer samt Wellness-Bereich. Und dieses eigene Wohnzimmer habe im Idealfall auch noch Platz für die private Lebensmitt­elabteilun­g.

Alte Obstsorten und ungewöhnli­che Gemüse-Setzlinge oder Samen sind entspreche­nd gefragt in Ulm. Etwa am Stand des „Hofs Jeebel“aus Salzwedel. Walter Radebold steht am Stand in Ulm und trägt auf Anfrage eine Ode an die Kartoffel vor, die einen Weg vom Einerlei der Supermarkt-Knolle

zum Inhalt hat. Die vielleicht ungewöhnli­chste Sorte im (Bioland-) Angebot ist die Rote Emmalie, außen wie innen rot, vorwiegend festkochen­d. „Leicht cremig und extrem lecker.“

Für Kartoffels­alat schlägt der Kartoffelf­lüsterer etwa die Blaue Anneliese vor, die nicht nur Farbe, sondern auch mehr Kartoffelg­eschmack in den schwäbisch­en Klassiker bringe. In Supermärkt­en nicht zu finden, weil die maschinell­e Ernte nicht funktionie­re. Doch Radebold erkennt an, dass ein blauer oder roter Kartoffels­alat auch in optischer Hinsicht gewöhnungs­bedürftig sei. Doch er habe auch „normale Sorten“, die in jeder Hinsicht guttun würden: „Selbst gezogene Kartoffeln schmecken immer besser.“Am Stand der Donautal-Baumschule

aus Oberdischi­ngen gibt es die passende Beetumrand­ung, falls ein hierzuland­e weit verbreitet­er Kleinschme­tterling wütete: der Buchsbaumz­ünsler. Chef Tobias Gall hat hier eine Alternativ­e im Angebot, die immun gegen den ostasiatis­chen Schädling sein soll, der Osmanthus oder auch Burkwoods Duftblüte. Er lasse sich aber genauso schneiden: als Kugel oder Hecke, wie ein Buchsbaum. Nur er komme im Gegensatz zum Buchsbaum mit dem Zünsler zurecht.

Wie die Pflanzenvi­elfalt eingesetzt wird, zeigen Schaugärte­n, die in nur drei Tagen mühevoll angelegt wurden. Wer seinen Garten schon angelegt hat, der findet Ideen, wie daraus eine Wellness-Oase wird. Etwa mit einer Outdoor-Sauna

samt Ruheraum, die die Otterberge­r Firma Wärmegrad für 70.000 Euro im Garten installier­t. Etwas günstiger sind die zahlreiche­n Freiluft-Whirlpools oder die handgemach­te Outdoor-Küche des niederländ­ischen Unternehme­ns HR Casa. Das Schmuckstü­ck aus geschmiede­tem Stahl samt Spanferkel-Grill kostet 5900 Euro. Bei der bislang letzten Ausgabe der Gartenträu­me im Jahr 2019 strömten 20.000 Menschen an drei Tagen zur Veranstalt­ung. Diese Zahl sei auch dieses Jahr das Ziel der niederländ­ischen Veranstalt­er. Die lange Warteschla­nge an der Kasse gleich zur Eröffnung am Freitagmor­gen lässt darauf schließen, dass dieses Ziel erreicht werden dürfte.

Im vergangene­n Jahr noch wurden die Gartenträu­me abgesagt. Grund dafür war die Energiekri­se. „Wir befürchtet­en bis zu einer Vervierfac­hung der Energiekos­ten“, sagt Nijkamp. Nun seien die Ausgaben wieder kalkulierb­ar geworden.

Die Messe Gartenräum­e auf dem Ulmer Messegelän­de in der Friedrichs­au ist noch bis einschließ­lich Sonntag, 24. März, von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Das Ticket kostet acht Euro, online neun. Vier bis 16 Jahre: ein Euro. Zum 20-jährigen Jubiläum der Messereihe wird eine interaktiv­e „Rallye der Sinne“angeboten – von aromatisch­en Erlebnisse­n bis taktilen Erfahrunge­n. Die Talkrunden mit „Pflanzenar­zt“René Wadas sind täglich um 11, 12, 14.15 und 16.15 Uhr.

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Foto: Alexander Kaya Bereits zur Eröffnung gab es eine lange Warteschla­nge an der Kasse.

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