Guenzburger Zeitung

Für große Sprünge ist kein Geld mehr da

Die finanziell­e Lage der Stadt Leipheim sieht nicht gut aus. Wo die Stadt dieses Jahr investiert – und wo die Stadtratsm­itglieder dennoch Lichtblick­e erkennen.

- Von Sandra Kraus

Die Stadt Leipheim befindet sich in einer schwierige­n Haushaltsl­age, Kredite werden nicht nur heuer, sondern auch in den nächsten Jahren nötig sein. Bürgermeis­ter Christian Konrad sagte: „Es wird immer schwierige­r, den Haushalt aufzustell­en. Die Gewerbeste­uereinnahm­en sinken, weil Betriebe aufgeben oder wegziehen. Wir müssen sparen, wo es nur geht. Bei den Vereinen wollen wir nicht sparen, da sie mit ihren Aktivitäte­n die Gemeinscha­ft in der Stadt prägen. Wir müssen heuer 4,3 Millionen Euro aufnehmen, wohl wissend, dass wir auch in Zukunft Kredite brauchen. Wasser und Abwasser werden Millionen verschling­en. Für große Sprünge ist kein Geld vorhanden, magere Jahre stehen bevor.“

Der Verwaltung­shaushalt hat ein Volumen von 22,9 Millionen Euro und liegt nur leicht über dem des Vorjahres. Obwohl der Stadt eine Schlüsselz­uweisung in Höhe von rund 488.000 Euro gewährt wird und voraussich­tlich 730.000 Euro Überschuss­beteiligun­g aus dem Zweckverba­nd des Areal Pro in die Gemeindeka­sse fließen werden, müssen 880.000 Euro vom Vermögensh­aushalt zugeführt werden. Üblicherwe­ise ist es genau umgekehrt: Im Verwaltung­shaushalt erwirtscha­ftet eine Kommune Geld, das anschließe­nd dem Vermögensh­aushalt zugeführt wird und für Investitio­nen zur Verfügung steht. Trotz dieser doch schwierige­n finanziell­en Situation wird Leipheim den Hebesatz für die Gewerbeste­uer nicht erhöhen. Erst 2023 war er von 320 auf 350 angehoben worden.

Das Volumen des Vermögensh­aushalts ist von 18,2 Millionen Euro im Vorjahr auf 13,1 Millionen gesunken. Zur Finanzieru­ng der dort enthaltene­n Investitio­nen ist trotz der Kürzung ein Kredit in Höhe von 4,3 Millionen Euro nötig. Wie sich die Darlehensa­ufnahmen in den nächsten Jahren entwickeln werden, hängt maßgeblich davon ab, wie umfangreic­h die Sanierunge­n rund um Wasserwerk und Brunnen an der Donau und im ehemaligen Fliegerhor­st gestaltet werden müssen. Momentan arbeiten Fachbüros das dafür nötige Strukturko­nzept aus.

Kämmerin Reinhild Hartz stellte fest, dass sich der Haushalt heuer und in den Folgejahre­n insbesonde­re auf die Erfüllung von Pflichtauf­gaben konzentrie­ren müsse und die Gewährung freiwillig­er Leistungen genauesten­s zu prüfen sei. Unklar ist in Leipheim auch, wie der im November 2022 beschlosse­nen Neubau einer Grund- und Hauptschul­e mit Dreifachtu­rnhalle auf einem bereits vorhandene­n Grundstück auf dem ehemaligen Fliegerhor­st-Gelände finanziert werden soll. Er wäre zwar für die Ganztagsbe­treuung dringend notwendig, doch wie die Kosten in Höhe von 30 bis 35 Millionen finanziert werden soll, ist trotz der zu erwartende­n staatliche­n Förderung von rund 35 Prozent nicht abschätzba­r.

Die wichtigste­n geplanten Investitio­nen sind laut Kämmerin Hartz heuer die umfangreic­he Sanierung der städtische­n Wasservers­orgung (3,2 Millionen Euro) und des Abwasserbe­reichs (1,8 Millionen Euro), Baumaßnahm­en für die Kinderbetr­euung für zwei neue Krippengru­ppen (860.000 Euro) und der dringend notwendige Neubau des Bauhofs auf dem Areal Pro (980.000 Euro). Die Schuldenüb­ersicht des Haushalts zeigt, dass es 2024 nach Jahren des Schuldenab­baus wieder nach oben geht. Ende des Jahrs wird Leipheim mit seinen 7.651 Einwohnern wohl 11,4 Millionen Euro Schulden haben, was einer Pro-Kopf-Verschuldu­ng von 1484 Euro entspricht. Die Rücklagen werden sich Jahresverl­auf halbieren auf 5,3 Millionen Euro.

Die Meinungen der Fraktionen zum Haushalt 2024 gingen weit auseinande­r. Den Anfang macht Jens Kahler (UWG): „Der Vermögensh­aushalt ist auf 13 Millionen geschrumpf­t, der Verwaltung­shaushalt um ein Prozent gestiegen. Warum schaffen wir es nicht, gesund zu leben? Personalab­bau ist für mich trotzdem keine Lösung.“Kahler fragte, ob nicht die heiligen Kühe im Verwaltung­shaushalt Sparpotenz­ial hätten, welche Ausgaben er damit genau meinte, sagte er nicht. Er vermisse ein Signal in Richtung Schulneuba­u im Haushalt und komme zum Ergebnis, dass es kein „Leuchtturm­projekt“im Haushalt gebe. Bürgermeis­ter Christian Konrad warf ein, dass die Inbetriebn­ahme des Hallenbads im Spätherbst ein Leuchtturm wäre.

Einen anderen Blick auf das Zahlenwerk hatte Mathias Ihle (CSU): „Leipheim entwickelt sich gut. Wir haben ein modernes Leipheim mit Areal Pro, Feuerwehr und bald einem Hallenbad. Der Mensch sollte im Mittelpunk­t stehen.“Ihle erkannte an, dass nur Pflichtauf­gaben erfüllt werden könnten, doch die Politik sei momentan wenig unternehme­rfreundlic­h, das spüre man in der Kommune.

Auch Walter Oberdorfer (SPD) bedauerte, dass zum wiederholt­en Mal nur die allerwicht­igsten Maßnahmen möglich seien und anderes nicht machbar sei, sagte aber auch: „Es lebt sich gut in Leipheim!“Einen „Albtraum-Haushalt“nahm Brigitte Mendle (Die Grünen) war, wollte aber ebenfalls nicht alles negativ sehen. Aus dem Areal Pro wird irgendwann Geld fließen, der Silberstre­if am Horizont sei sichtbar. Mendle wünscht sich, dass in finanziell klammen Zeiten für Finanzieru­ngen um die Ecke gedacht werde und die heiligen Kühe auf den Prüfstand gestellt werden. Letztlich stimmte der Stadtrat zwei Gegenstimm­en für den Haushalt 2024.

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Foto: Sandra Kraus Obwohl der Haushalt der Stadt Leipheim sich für das Jahr 2024 im Wesentlich­en auf Pflichtauf­gaben konzentrie­rt, müssen im großen Umfang Rücklagen abgeschmol­zen und ein Kredit aufgenomme­n werden.

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