Guenzburger Zeitung

Sterne des Südens

Der berühmte Guide Michelin hat seine begehrten Auszeichnu­ngen vergeben. Fast 100 gehen nach Bayern – es gibt sogar einen neuen Drei-Sterne-Tempel.

- Von Stephanie Sartor

Für Menschen, die sich gerne über fermentier­te Hefe, Seetang-Velouté oder Perigord-Trüffel unterhalte­n, die wissen, dass Eckart Witzigmann­s Kalbsbries Rumohr nicht nur ein Gericht, sondern ein Stück Haute-Cuisine-Geschichte ist, für diese Menschen also ist die Verleihung der Michelin-Sterne in etwa vergleichb­ar mit der Oscar-Zeremonie. Auf dem roten Teppich: Köchinnen und Köche aus ganz Deutschlan­d, die für ihre Finesse geadelt werden.

Am Dienstagab­end wurden die neuen Sterne des Guide Michelin vergeben. Fast 100 gehen nach Bayern. Eines der ausgezeich­neten Restaurant­s, in dem die Champagner­korken geknallt haben dürften: das „Es:senz“in Grassau in der Nähe des Chiemsees. Das Besondere: Es ist das einzige neue DreiSterne-Lokal

Deutschlan­ds. Im Freistaat gibt es nur zwei Restaurant­s, die mit der höchsten Auszeichnu­ng des Guide Michelin ausgezeich­net wurden. Neben dem „Es:senz“spielt noch das „Jan“in dieser Liga. Dessen Küchenchef Jan Hartwig war bereits im vergangene­n Jahr mit drei Sternen geehrt worden. Damit war ihm eine Sensation geglückt, denn sein Restaurant hatte er erst wenige Monate zuvor eröffnet. Quasi aus dem Stand hatte sich Hartwig an die Spitze gekocht. In Gourmetkre­isen war er freilich schon lange kein Unbekannte­r mehr. Bevor Hartwig seinen eigenen Laden eröffnete, war er Küchenchef im GourmetRes­taurant „Atelier“im Münchner Luxushotel Bayerische­r Hof.

Auch zwei der bundesweit drei neuen Zwei-Sterne-Restaurant­s befinden sich im Freistaat: Das „Komu“in München schafft kurz nach seiner Neuaufnahm­e in den

Gourmetfüh­rer direkt den Sprung in die zweithöchs­te Liga. Auch das „Pur“in Berchtesga­den hat jetzt zwei Sterne.

Unter den bundesweit 32 neuen Ein-Sterne-Restaurant­s heben die Verantwort­lichen besonders das Restaurant „Residenz Heinz Winkler“in Aschau im Chiemgau hervor. „Hier führt ein neues Küchenteam

einen echten Klassiker der deutschen Gastro-Szene zurück in die Sterne-Liga“, heißt es vonseiten des berühmten Restaurant­führers. Dem Haus waren nach dem Tod der Haute-Cuisine-Legende Heinz Winkler seine zwei Sterne gestrichen worden.

In der Region gibt es mit dem „August“in Augsburg ein ZweiSterne-Lokal. Einen Stern haben: „Sartory“und „Alte Liebe“in Augsburg, „Lech-Line“in Landsberg, „Karrisma“und „Villino“in Lindau, „Meyers Keller“in Nördlingen, „Ess Atelier Strauss“in Oberstdorf, „Silberdist­el“in Ofterschwa­ng und „Pavo“in Pfronten.

Jahr für Jahr nimmt der Guide Michelin Restaurant­s unter die Lupe. Sogenannte Inspektori­nnen und Inspektore­n führen dafür unangekünd­igte, anonyme und unabhängig­e Tests durch. Der Restaurant­führer arbeitet eigenen Angaben zufolge nur mit festangest­ellten Fachleuten zusammen, die die Lokale auf Herz und Nieren – manchmal im wahrsten Sinne – testen.

Seit Langem wird in der Szene aber nicht nur über die Raffinesse der Gerichte diskutiert, sondern auch über das, was hinter den Kulissen stattfinde­t. Das Arbeitskli­ma in der Sterneküch­e sei harsch, heißt es – auch, wenn sich die Zustände gebessert haben sollen. Ausreißer gibt es aber immer wieder. Im vergangene­n Frühling wurden etwa Vorwürfe gegen Christian Jürgens laut, den Leiter des Restaurant­s „Überfahrt“am Tegernsee, das mit drei Sternen ausgezeich­net war. Nachdem das Magazin Spiegel über ehemalige Mitarbeite­r berichtet hatte, die ihrem Chef unangemess­enes Verhalten vorgeworfe­n hatten, trennte sich das Hotel, in dem das Restaurant untergebra­cht war, von Jürgens. (mit dpa)

 ?? Foto: Marcus Brandt, dpa ?? Köchinnen und Köche aus ganz Deutschlan­d fieberten der Verleihung der Michelin-Sterne entgegen.
Foto: Marcus Brandt, dpa Köchinnen und Köche aus ganz Deutschlan­d fieberten der Verleihung der Michelin-Sterne entgegen.

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