Drei Weltreligionen in der Musik vereint in Krumbach
In der Kirche Maria Hilf präsentierte die Schwäbische Chorgemeinschaft die Friedensmesse „The Armed Man – A Mass for Peace“von Karl Jenkins.
Ein großes musikalisches Projekt fand in der Kirche MariaHilf in Krumbach statt. Die schwäbische Chorgemeinschaft Ichenhausen führte unter Leitung von Daniel Böhm „The Armed Man – A Mass for Peace“von Karl Jenkins in der besonderen „Augsburger Version“auf. Die schwäbische Chorgemeinschaft Ichenhausen steht für besondere Konzertformate. So auch dieses Mal. Die Friedensmesse „The Armed Man – A Mass for Peace“ist ein Werk des walisischen Komponisten Karl Jenkins. Karl Jenkins zählt weltweit zu den meist aufgeführten Komponisten im Bereich Klassik-Crossover und Weltmusik.
Der Komponist möchte das Stück „The Armed Man – A Mass for Peace“einerseits als Antikriegsstück andererseits als Aufruf zum interreligiösen Dialog zwischen Muslimen, Juden und Christen verstanden wissen. Der Chor führte zusammen mit der Liedertafel Babenhausen dieses zeitgenössische anspruchsvolle Werk in einer erweiterten Fassung auf. Von einem Imam, Ibrahim Alic, wurde ein muslimischer Gebetsruf (Adhaan) vorgetragen. Das Judentum wurde solistisch gewürdigt durch einen Beitrag des israelischen Sängers und Kantors Yoed Sorek. Er sang den „Kaddisch“ein jüdisches Totengebet. Beides wurde stimmgewaltig, eindringlich und ergreifend vorgetragen. Das Christentum als eine der drei monotheistischen Weltreligionen wurde durch den LutherChoral „eine feste Burg ist unser Gott“repräsentiert. Hannes Haider sang zusammen mit der evangelischen Pfarrerin Christa Auernhammer (St. Peter und Paul Ichenhausen), begleitet von Abt em. Emmeram Kränkl OSB an der Viola, den Luther-Choral. In der letzten Strophe stimmten die gesamten Konzertbesucher mit ein. Eine sehr gelungene Umsetzung.
Zudem wurde im Verlauf des Konzerts der berühmte AntiKriegs-Schulaufsatz des Augsburger Dramatikers Bertolt Brecht über das Horaz-Zitat „Süß und ehrenvoll ist es für das Vaterland zu sterben“und das Brecht Gedicht „Rückkehr“, welches sich mit der bombenzerstörten Stadt des Dichters beschäftigt, von Daniel Böhm bewegend vorgetragen.
Die aus der Türkei stammende Solo-Cellistin Deniz Ayse Birdal begleitete die Solosängerin Isabell Münsch und sorgte für einen weiteren bewegenden Moment. Die ganze Komposition bestach durch ihre aufrüttelnde Darstellung als auch durch die musikalisch berührende Umsetzung. Eine gelungene Lichtgestaltung setzte dies unterstützend in Szene. Die schwäbische Chorgemeinschaft unter der Leitung von Daniel Böhm, das internationale Mozartorchester Augsburg, die Liedertafel Babenhausen sowie den Solisten gelang es mit dieser Aufführung zu berühren. Zum Abschluss des Konzerts gab es eine Zugabe: Das viel gesungene geistliche Lied „Von guten Mächten wunderbar geborgen“. Der Text war ein geistliches Gedicht des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer.
Verfasst im Dezember 1944 in der Gestapo-Haft, ist es Bonhoeffers letzter erhaltener theologischer Text vor seiner Hinrichtung am 9. April 1945. So gelang es bis zum Schluss, das Publikum auf mehreren Ebenen emotional für die Dringlichkeit der Friedensthematik und die Probleme des interreligiösen Zusammenlebens und deren möglichen Folgen eines Scheiterns zu sensibilisieren. Das Publikum war nach zweistündiger Dauer von dieser Aufführung sichtlich ergriffen und applaudierte lange den Künstlern zu.