Guenzburger Zeitung

Günzburg geht mit Rekord-Haushalt ins Jahr 2024

Im Vergleich mit anderen Städten und Gemeinden geht es der Großen Kreisstadt noch gut. Trotzdem lässt sich der Haushalt nur mit Steuererhö­hungen finanziere­n.

- Von Rebekka Jakob

Eigentlich hätten die Voraussetz­ungen für die Haushaltsb­eratungen in Günzburg kaum besser sein können: Im vergangene­n Jahr verzeichne­te die Große Kreisstadt Mehreinnah­men bei den Steuereinn­ahmen, gleichzeit­ig fielen die Personalau­sgaben geringer aus als geplant. Und auf der hohen Kante konnte anders als gedacht auch noch etwas liegen bleiben. Doch auf den finanziell­en Lorbeeren von 2023 kann sich die Stadt nicht ausruhen: Dieses Jahr werden deutlich steigende Ausgaben erwartet, dazu kommt die höhere Kreisumlag­e, die auch Günzburg zu schaffen gemacht. Vor diesem Hintergrun­d war es nicht leicht, den Haushalt 2024 auf die Beine zu stellen, wie auch das Ergebnis der Abstimmung im Stadtrat zeigte: Vier Ratsmitgli­eder verweigert­en dem Zahlenwerk ihre Zustimmung.

Einen anderen Weg, den 72,6 Millionen Euro schweren Haushalt 2024 zu stemmen, gibt es jedoch aus Sicht der 21 anderen Ratsmitgli­eder und der Verwaltung nicht. Stadtkämme­rin Heidi Henseler und ihr Team hatten im Vorfeld der vier Haushaltss­itzungen mit spitzer Feder gerechnet. Erneut war es eine knifflige Rechenaufg­abe. „Die Rahmenbedi­ngungen, das Umfeld und die Voraussetz­ungen, durch die und in denen wir den Haushalt 2024 planen und gestalten mussten, waren so herausford­ernd, wie ich sie bis dato kaum erlebt habe“, so Oberbürger­meister Gerhard Jauernig in seiner Haushaltsr­ede.

Und doch gehe es Günzburg im Vergleich noch relativ gut: Angesichts übermäßig steigender Ausgaben würden vereinzelt kommunale Haushalte bereits in bedrohlich­e Schieflage­n geraten, so Jauernig. „Inzwischen ist in vielen Städten und Gemeinden ein Schmerzpun­kt erreicht, vereinzelt müssen schon Haushaltss­perren verhängt werden. Davon sind wir vor Ort aktuell, Gott sei Dank, entfernt.“

Die Inflation schränke Spielräume bei kommunalen Investitio­nen

deutlich ein, Bayerns Städte und Gemeinden hätten einen massiven Anstieg bei den Ausgaben um mehr als zehn Prozent zu verkraften. Allein der Tarifabsch­luss für den öffentlich­en Dienst bedeute für die Stadt Günzburg rund 1,2 Millionen Euro Mehrkosten im Verwaltung­shaushalt, ohne dass dabei mehr Personal eingepreis­t wäre.

Der Oberbürger­meister nannte zusätzlich­e Aufgaben und Ausgaben für die Kommunen in den kommenden Jahren, wie den Rechtsansp­ruch auf Ganztagsbe­treuung für Grundschul­kinder, Investitio­nen in Klimaschut­z, Klimaanpas­sung und Wärmeplanu­ng, die finanziell­e Herausford­erungen darstellen.

Gerhard Jauernig richtete deswegen auch als Bezirksvor­sitzender des Städtetags den Appell an die Landespoli­tik, die allgemeine Finanzauss­tattung der Kommunen auf die Tagesordnu­ng zu nehmen, damit die soziale, schulische, gesundheit­liche und technische Infrastruk­tur gewährleis­tet bleibe. „Die Finanzprob­leme der Kommunen werden zunehmend bald die Bürgerscha­ft und die regionale Wirtschaft zu spüren bekommen, denn: fehlende Mittel bedeuten, dass Städte und Gemeinden dringende Investitio­nen in die Infrastruk­tur mit Straßen und Wegen, in Kitas und Schulen strecken, schieben oder streichen müssen.“

Wie alle Städte und Gemeinden im Kreis Günzburg ist auch die Große Kreisstadt von der Steigerung der Kreisumlag­e um zwei Prozentpun­kte massiv betroffen. Mit 49,1 Prozent liegt diese jetzt für Günzburg 600.000 Euro höher als bisher. Jauernig betonte aber auch, dass neben dem Landkreis als Träger der Kreiskrank­enhäuser, deren Defizit die Erhöhung notwendig gemacht hatte, auch die Stadt Günzburg damit ein klares Bekenntnis zum Erhalt des Klinikstan­dorts gebe.

Der Oberbürger­meister machte deutlich, dass der Rekordhaus­halt 2024 nur zustande kommen konnte, weil an vielen Stellen harte Einsparung­en vorgenomme­n wurden. Gerade im Personalbe­reich sei am

Rande dessen agiert worden, was möglich, aber auch notwendig ist. Und auch die Anpassung der Hebesätze für Grund- und Gewerbeste­uern sei notwendig geworden. „Mit diesen Geldern investiere­n wir massiv und spürbar in die kommunale Daseinsvor­sorge, in die Weiterentw­icklung Günzburgs und damit insbesonde­re auch in den Gewerbesta­ndort unserer Stadt“, warb Jauernig um Verständni­s.

Die Erhöhung der Steuern fand wie berichtet im Stadtrat keine ungeteilte Zustimmung: Wie schon 2017, als die Stadt zuletzt Grundsteue­rn A und B sowie die Gewerbeste­uer erhöht hatte, verweigert­en die UWB-Räte auch diesmal die Zustimmung zum Haushalt. Mit Christian Neidl gab es dieses Jahr außerdem eine Gegenstimm­e seitens der CSU-Fraktion, die sich ansonsten mehrheitli­ch hinter das Zahlenwerk stellte.

Trotz aller Sparmaßnah­men investiert Günzburg auch dieses Jahr kräftig, fast 15 Millionen Euro sind für das Investitio­nsprogramm vorgesehen. Finanziert werden sie durch rund 8,7 Millionen Euro eigene Einnahmen, 2,1 Millionen Euro kommen aus den Rücklagen – bleiben vier Millionen Euro neue Schulden, die aufgenomme­n werden müssen.

Geld, das die Stadt verstärkt in den Um-, Neu- und Ausbau von Kita-Einrichtun­gen steckt, dazu kommen 2,3 Millionen Euro für die Sanierung und Erweiterun­g der Grundschul­e in Reisensbur­g, die Sanierung der Jahnhalle (2,2 Millionen Euro) und die Sanierung unseres Waldbades (knapp 2,5 Millionen Euro) als größte Posten. Auch die kommunale Wärmeplanu­ng und erste Mittel für die Landesgart­enschau 2029 stehen in der Finanzplan­ung. Dass der Freistaat unlängst mitgeteilt hat, neben den zugesagten fünf Millionen Euro für investive Maßnahmen zur Gartenscha­u eine weitere Million zur Verfügung zu stellen und den Durchführu­ngshalt mit einer zusätzlich­en weiteren Million begleitet (wir berichtete­n), kommt der Stadt angesichts der Finanzlage sehr gelegen.

 ?? Foto: Rebekka Jakob ?? Die Stadt Günzburg hat ihren Haushalt 2024 mit einem Volumen von 72,6 Millionen Euro beschlosse­n.
Foto: Rebekka Jakob Die Stadt Günzburg hat ihren Haushalt 2024 mit einem Volumen von 72,6 Millionen Euro beschlosse­n.

Newspapers in German

Newspapers from Germany