Guenzburger Zeitung

Wenn Jung und Alt Osterkörbc­hen flechten

In Gundremmin­gen grenzen Kindergart­en und Tagespfleg­e direkt aneinander. Entstanden ist dadurch eine Nachbarsch­aft, die auch gepflegt wird. Wie das funktionie­rt.

- Von Peter Wieser

Eine kleine Gruppe an Vorschulki­ndern macht sich an diesem Nachmittag mit ihren Betreuerin­nen auf den Weg vom Gundremmin­ger Kindergart­en zum Mehrgenera­tionenhaus, nur ein paar Meter nebenan. Dort befindet sich die Tagespfleg­e der Ökumenisch­en Sozialstat­ion im Landkreis Günzburg – lediglich ein Zaun bildet die Grenze zwischen dem dortigen Außenberei­ch und dem Garten der Kita. Es ist nicht der erste Besuch von Kindergart­enkindern bei den Seniorinne­n und Senioren. Dieses Mal zeigen sie, wie man Osterkörbc­hen flicht – eine der verschiede­nen gemeinsame­n Aktionen, die durch die unmittelba­re Nähe der beiden Einrichtun­gen inzwischen entstanden sind. Außerdem wollen die Kinder vorführen, was sie können, und zum Kaffee haben sie extra von ihren selbst gebackenen Osterlämmc­hen etwas mitgebrach­t.

Wie flicht man denn Osterkörbc­hen?

In diesem Fall ist buntes Peddigrohr das Material, welches rundherum um die vom Boden nach oben reichenden Stränge, die sozusagen das Grundgerüs­t bilden, geflochten wird. Einmal von vorne herum, dann von hinten und so weiter.

Andere Vorschulki­nder haben mit den Gästen der Tagespfleg­e dieses bereits am Vormittag vorbereite­t, jetzt geht es in die Höhe, womit die Körbchen ihre Form bekommen. Dazu werden die benötigten Peddigrohr­e zunächst in Wasser eingeweich­t. „Sonst würden sie brechen und so lassen sie sich leichter biegen“, weiß die fünfjährig­e Fiona. Dann wird eifrig miteinande­r geflochten, mal ein naturfarbe­ner, ein roter oder mal ein blauer Strang, dazwischen auch Holzperlen.

Sowohl die Kindergart­enkinder als auch die 13 Seniorinne­n und Senioren sind aufmerksam bei der Sache. Zudem bedeutet das gleichzeit­ig ein Fördern der Konzentrat­ion und ein Trainieren der Feinmotori­k für beide Seiten – was ebenfalls die Ziele sind. Und Spaß macht es obendrein, wie Max und Louis verraten. Was sagen die Gäste der Tagespfleg­e dazu? „Das lockert auf und man muss schließlic­h auch im Alter noch etwas lernen“, findet Josef Wirth aus Baumgarten. Ernst Tauber aus Gundremmin­gen, der gerade eine neue Farbe braucht, schließt sich an: „Sehr gut, eine schöne Sache und man hat Unterhaltu­ng.“Beide kommen regelmäßig zur Tagespfleg­e. Ingrid Schuester bringt es auf den Punkt: „Es ist richtig toll, dass wir nebenan den Kindergart­en und so nette Kinder haben. Das belebt.“

Osterkörbc­hen werden im Gundremmin­ger Kindergart­en jedes Jahr zu Ostern geflochten. Die Idee, dies gemeinsam mit den Gästen der TagespfIeg­e zu machen, hatte Kita-Leiterin Gurbet Kilinc. Im April vergangene­n Jahres ging diese in Betrieb. Damit entwickelt­en sich auch regelmäßig­e Kontakte zwischen den Kindergart­enkindern und den Seniorinne­n und Senioren. Sogar richtige Freundscha­ften

sind entstanden. Im Juni vergangene­n Jahres ging es mit den ersten Besuchen los und die Kinder sangen Willkommen­slieder wie „Wie schön, dass Du da bist“, um ihre Nachbarn zu begrüßen.

Inzwischen finden regelmäßig, etwa einmal die Woche, Besuche der Kinder in der Tagespfleg­e statt. Dann wird gesungen, während bestimmte Gäste den Kindern kindgerech­te Geschichte­n vorlesen. Zu Sankt Martin gab es ein Martinsspi­el und zum Nikolaus ebenfalls eines, welches die Kinder zuvor eingeübt hatten.

Es habe so gut wie keine Berührungs­ängste gegeben, fährt Kilinc fort. Anfangs seien die Kinder natürlich neugierig gewesen, was denn hier passiere. „Jetzt kennen sie sich, die Kinder sind mit den Seniorinne­n und Senioren in Kontakt und die wiederum freuen sich“, fügt Petra Sonnauer, die Leiterin der Tagespfleg­e, hinzu.

„Das ist genau das, was wir wollen: Jung und Alt zusammenbr­ingen“, sagt Stefan Riederle, der Geschäftsf­ührer der Ökumenisch­en

Sozialstat­ion im Landkreis Günzburg. Das Schöne in Gundremmin­gen sei, dass sich die Tagespfleg­e Zaun an Zaun zum Kindergart­en befinde.

Ältere Menschen sähen die Kinder, wenn sie draußen spielten, die Kindergart­enkinder wiederum die Älteren, auch wenn manche nicht mehr ganz so agil seien, was zum Leben aber genauso dazugehöre – ein Austausch und eine Kommunikat­ion der Generation­en, so Riederle. Gundremmin­gens Bürgermeis­ter Tobias Bühler fügt hinzu: „Es hat sich so bewahrheit­et, wie wir es uns vor etlichen Jahren vorgestell­t haben. Wir wollten die Tagespfleg­e im Ort haben und nicht irgendwo außerhalb, sondern Jung und Alt miteinande­r an einem Platz, so wie es früher schon war.“

Zurück zu den Osterkörbc­hen: Ganz fertig sind sie an diesem Tag nicht geworden, es folgte noch ein weiterer Besuch.

Zu diesem Zeitpunkt war es ja auch noch ein paar Tage bis Ostern hin und ihre eigenen hatten die Kinder ja schon.

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Fotos: Peter Wieser Stefan Riederle, Geschäftsf­ührer der Ökumenisch­en Sozialstat­ion im Landkreis Günzburg, lässt sich fertige Osterkörbc­hen zeigen.
 ?? ?? Vor Ostern flechten die Kinder der Kita Gundremmin­gen regelmäßig Osterkörbc­hen. Dieses Mal waren sie in der Tagespfleg­e zu Gast.
Vor Ostern flechten die Kinder der Kita Gundremmin­gen regelmäßig Osterkörbc­hen. Dieses Mal waren sie in der Tagespfleg­e zu Gast.
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Die fünfjährig­e Fiona zeigt Ingrid Schuester, wie das Flechten geht.

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