Wenn Jung und Alt Osterkörbchen flechten
In Gundremmingen grenzen Kindergarten und Tagespflege direkt aneinander. Entstanden ist dadurch eine Nachbarschaft, die auch gepflegt wird. Wie das funktioniert.
Eine kleine Gruppe an Vorschulkindern macht sich an diesem Nachmittag mit ihren Betreuerinnen auf den Weg vom Gundremminger Kindergarten zum Mehrgenerationenhaus, nur ein paar Meter nebenan. Dort befindet sich die Tagespflege der Ökumenischen Sozialstation im Landkreis Günzburg – lediglich ein Zaun bildet die Grenze zwischen dem dortigen Außenbereich und dem Garten der Kita. Es ist nicht der erste Besuch von Kindergartenkindern bei den Seniorinnen und Senioren. Dieses Mal zeigen sie, wie man Osterkörbchen flicht – eine der verschiedenen gemeinsamen Aktionen, die durch die unmittelbare Nähe der beiden Einrichtungen inzwischen entstanden sind. Außerdem wollen die Kinder vorführen, was sie können, und zum Kaffee haben sie extra von ihren selbst gebackenen Osterlämmchen etwas mitgebracht.
Wie flicht man denn Osterkörbchen?
In diesem Fall ist buntes Peddigrohr das Material, welches rundherum um die vom Boden nach oben reichenden Stränge, die sozusagen das Grundgerüst bilden, geflochten wird. Einmal von vorne herum, dann von hinten und so weiter.
Andere Vorschulkinder haben mit den Gästen der Tagespflege dieses bereits am Vormittag vorbereitet, jetzt geht es in die Höhe, womit die Körbchen ihre Form bekommen. Dazu werden die benötigten Peddigrohre zunächst in Wasser eingeweicht. „Sonst würden sie brechen und so lassen sie sich leichter biegen“, weiß die fünfjährige Fiona. Dann wird eifrig miteinander geflochten, mal ein naturfarbener, ein roter oder mal ein blauer Strang, dazwischen auch Holzperlen.
Sowohl die Kindergartenkinder als auch die 13 Seniorinnen und Senioren sind aufmerksam bei der Sache. Zudem bedeutet das gleichzeitig ein Fördern der Konzentration und ein Trainieren der Feinmotorik für beide Seiten – was ebenfalls die Ziele sind. Und Spaß macht es obendrein, wie Max und Louis verraten. Was sagen die Gäste der Tagespflege dazu? „Das lockert auf und man muss schließlich auch im Alter noch etwas lernen“, findet Josef Wirth aus Baumgarten. Ernst Tauber aus Gundremmingen, der gerade eine neue Farbe braucht, schließt sich an: „Sehr gut, eine schöne Sache und man hat Unterhaltung.“Beide kommen regelmäßig zur Tagespflege. Ingrid Schuester bringt es auf den Punkt: „Es ist richtig toll, dass wir nebenan den Kindergarten und so nette Kinder haben. Das belebt.“
Osterkörbchen werden im Gundremminger Kindergarten jedes Jahr zu Ostern geflochten. Die Idee, dies gemeinsam mit den Gästen der TagespfIege zu machen, hatte Kita-Leiterin Gurbet Kilinc. Im April vergangenen Jahres ging diese in Betrieb. Damit entwickelten sich auch regelmäßige Kontakte zwischen den Kindergartenkindern und den Seniorinnen und Senioren. Sogar richtige Freundschaften
sind entstanden. Im Juni vergangenen Jahres ging es mit den ersten Besuchen los und die Kinder sangen Willkommenslieder wie „Wie schön, dass Du da bist“, um ihre Nachbarn zu begrüßen.
Inzwischen finden regelmäßig, etwa einmal die Woche, Besuche der Kinder in der Tagespflege statt. Dann wird gesungen, während bestimmte Gäste den Kindern kindgerechte Geschichten vorlesen. Zu Sankt Martin gab es ein Martinsspiel und zum Nikolaus ebenfalls eines, welches die Kinder zuvor eingeübt hatten.
Es habe so gut wie keine Berührungsängste gegeben, fährt Kilinc fort. Anfangs seien die Kinder natürlich neugierig gewesen, was denn hier passiere. „Jetzt kennen sie sich, die Kinder sind mit den Seniorinnen und Senioren in Kontakt und die wiederum freuen sich“, fügt Petra Sonnauer, die Leiterin der Tagespflege, hinzu.
„Das ist genau das, was wir wollen: Jung und Alt zusammenbringen“, sagt Stefan Riederle, der Geschäftsführer der Ökumenischen
Sozialstation im Landkreis Günzburg. Das Schöne in Gundremmingen sei, dass sich die Tagespflege Zaun an Zaun zum Kindergarten befinde.
Ältere Menschen sähen die Kinder, wenn sie draußen spielten, die Kindergartenkinder wiederum die Älteren, auch wenn manche nicht mehr ganz so agil seien, was zum Leben aber genauso dazugehöre – ein Austausch und eine Kommunikation der Generationen, so Riederle. Gundremmingens Bürgermeister Tobias Bühler fügt hinzu: „Es hat sich so bewahrheitet, wie wir es uns vor etlichen Jahren vorgestellt haben. Wir wollten die Tagespflege im Ort haben und nicht irgendwo außerhalb, sondern Jung und Alt miteinander an einem Platz, so wie es früher schon war.“
Zurück zu den Osterkörbchen: Ganz fertig sind sie an diesem Tag nicht geworden, es folgte noch ein weiterer Besuch.
Zu diesem Zeitpunkt war es ja auch noch ein paar Tage bis Ostern hin und ihre eigenen hatten die Kinder ja schon.