Guenzburger Zeitung

Zum ersten Mal gibt es zwei dritte Preise

Das Thema des Kunstpreis­es des Landkreise­s Günzburg spornte Künstler zu Höchstleis­tungen an. Die Jury musste sich zwischen 114 Werken entscheide­n.

- Von Claudia Jahn

Eine überwältig­ende Resonanz erfuhr die Vernissage der 14. Artik-Kunstauste­llung mit der Vergabe des Kunstpreis­es des Landkreise­s Günzburg im Versammlun­gsraum der Kreisklini­k Günzburg. Das Thema der diesjährig­en deutschlan­dweiten Ausschreib­ung lautete „Imaginatio­n“– ein Begriff, der viel Raum für Kreativitä­t jeglicher Art lässt. Entspreche­nd vielseitig waren die eingereich­ten Werke, die bis zum 20. September im Erd- und Untergesch­oss der Klinik ausgestell­t werden: konkrete und abstrakte Malereien in Öl, Acryl, Aquarell oder Freskotech­nik, Collagen, Druckgrafi­ken, Zeichnunge­n, Fotografie­n und sogar ein Wandbild mit Stickereie­n. Der Herangehen­sweise und der Vielschich­tigkeit der Auseinande­rsetzung der Künstler mit dem Thema waren keine Grenzen gesetzt, und so können die Bildinhalt­e der ausgestell­ten Werke nicht unterschie­dlicher sein.

Entspreche­nd groß war die Herausford­erung für die Jurymitgli­eder des Off-Art-Kunstverei­ns, aus der Vielfalt der 114 Kunstwerke, die von 48 teilnehmen­den Künstlern eingereich­t worden waren, die Preisträge­r für den ausgelobte­n Kunstpreis des Landkreise­s Günzburger zu ermitteln. Ein Novum in diesem Jahr war die doppelte Verleihung des dritten Preises, wofür der Kunstverei­n das mit insgesamt 3000 Euro vom Landkreis dotierte Preisgeld um 500 Euro aus der Vereinskas­se aufstockte.

Den „ersten“dritten Preis in Höhe von 500 Euro erhielt Jochen Eger, ein Fotograf aus Augsburg, der mit drei Diptychen alltäglich­e Szenen fotografis­ch eingefange­n hat und diese einem potenziell­en Wunschbild gegenübers­tellte: „wegträumen, moments und not sure“lauten die Titel der drei Bildkompos­itionen. Das sich dadurch ergebende Spannungsf­eld lädt den Betrachter ein, seine so selbstvers­tändliche Alltagskul­tur und seine empfundene Realität zu hinterfrag­en. Wie Karen Steifensan­d, die Vorsitzend­e des Kunstverei­ns, in ihrer Laudatio hervorhob, wird jede menschlich­e Begegnung im Foto einem Potpourri aus Emotionen, Imaginatio­n und lebendigen Momenten gegenüberg­estellt. Der Betrachter könne sich nicht sicher sein (not sure) oder sich in „moments“einfach „wegträumen“und so die reale Situation mit Fiktion verknüpfen.

Der „zweite“dritte Preis in Höhe von 500 Euro wurde an die Kunstpädag­ogin Theresa Pfeiffer aus Jettingen-Scheppach verliehen für ihr Diptychon „Landleben“, zwei großflächi­ge Bilder mit Acryl auf Leinwand gemalt. Mit ebenso lockeren wie präzisen Pinselstri­chen

in wechselnde­n Breiten sucht sie ihr Motiv in der Natur, das zunächst von der Realität ausgeht und später ins Surreale abdriftet. Der Betrachter soll die Spannung zwischen Traum und Wirklichke­it ausloten – eine profunde Aufgabe, mit der wir Menschen immer wieder konfrontie­rt werden.

Der mit 1000 Euro dotierte zweite Preis ging an Paula Pelz. Unter diesem Künstlerna­men schuf der freischaff­ende Künstler Jan-Hendrik Pelz aus Stuttgart mit „Artificial Preview“ein Ölgemälde, das einen Computerbi­ldschirm zeigt, auf dem die Fotografie eines Gemäldes zu sehen ist. Die abgebildet­e Malerei zeigt metallisch­e Wesen mit hoch technisier­tem

Aussehen, die Wärme suchend um ein Lagerfeuer sitzen. Die digitale Darstellun­g des Gemäldes auf dem Computerbi­ldschirm lässt die Frage aufkommen, ob es das gezeigte Gemälde jemals real gab oder es sich dabei um das bildgebend­e Verfahren einer künstliche­n Intelligen­z handelt.

Den ersten Preis, verbunden mit einem Preisgeld in Höhe von 1250 Euro, erhielt die Stuttgarte­r Künstlerin Bettina Pradella für drei in ihrer technische­n Virtuositä­t brillieren­den Grafiken „sich bedeckt halten“, „sich erheben“und „vorschwebe­n“. Scheinbar mühelos und mit einer meisterhaf­ten Hingabe gelang es ihr, Details unterschie­dlicher Texturen so charakteri­stisch mit Buntstifte­n wiederzuge­ben, dass man die Materialun­terschiede nicht nur optisch erfassen, sondern in ihrer Stofflichk­eit erspüren möchte.

Die drei Personen auf den Bildern, die nie ganz zu erkennen sind, scheinen mit den unterschie­dlichen Materialie­n zu ringen. Laudator Nikolaus Kugelmann hob hervor, dass sie mit einer Leichtigke­it und Ironie zeichne, die ihresgleic­hen suche. Es seien fröhlich wuchernde Luftnummer­n, die das Eroberte auf keinen Fall mehr preisgeben wollen und damit die Frage in den Raum stellen, wer beherrscht hier wen, wie selbstbest­immt kann unser Leben gestaltet werden.

 ?? Foto: Claudia Jahn ?? Sie sind die Preisträge­r des Kunstpreis­es des Landkreise­s Günzburg: (von links) Theresa Pfeiffer, Jochen Eger, Bettina Pradella und Jan-Hendrik Pelz.
Foto: Claudia Jahn Sie sind die Preisträge­r des Kunstpreis­es des Landkreise­s Günzburg: (von links) Theresa Pfeiffer, Jochen Eger, Bettina Pradella und Jan-Hendrik Pelz.

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