„Endspiel“mit fünf Jahren Verspätung
Bruno Labbadia hat Mitte April einen verunsicherten Haufen übernommen, der dem Untergang geweiht schien. Doch der vierte HSVCoach nach Mirko Slomka, Joe Zinnbauer und Sportchef Peter Knäbel, der für zwei Pleiten den Trainer mimte, hat es geschafft, einer toten Truppe Leben einzuhauchen. Sollte er den Abstieg verhindern, muss man ihm kein Denkmal setzen – aber die Bosse sollten Labbadia langfristig das Vertrauen schenken und ihn nicht bei der ersten Krise gleich wieder infrage stellen. Bevor er sich dem Neuaufbau widmen kann, bekommt der Hoffnungsträger mit fünf Jahren Verspätung sein „Endspiel“. Im April 2010 wurde er entlassen, zwischen den UEFA-Cup-Halbfinals gegen Fulham. Dass man ihm diese historische Chance nahm, wurmt ihn noch heute. Ein Sieg am Freitag gegen Freiburg und ein Quantensprung Richtung Klassenerhalt wären vergleichbar mit einem Europapokal-Endspiel.
MATTHIAS LINNENBRÜGGER
APPLAUS ODER PFIFFE? Adler: Ein Ruhepol hinter der Abwehr – so soll es sein. Souverän, zum Ende hin auch mit guten Paraden.
Westermann: Bravo! Hinten sicher, vorn mit der Flanke zum Mainzer Eigentor. Viel mehr geht eigentlich nicht. Djourou: Gab sich überhaupt keine Blöße und räumte alles weg, was kam. So stellt man sich einen Abwehrchef vor. Rajkovic: Ein Verfechter der klaren, robusten Note. Das passte hervorragend zum gestrigen Spiel. Ganz stark: Hielt nur dank Schmerztabletten durch, biss sich komplett rein.
Ostrzolek: Schade, dass er einmal nicht so richtig gut aussah – das wurde prompt bestraft. Der Rest war von ihm bemerkenswert feurig!
Kacar: Auf seine alten (HSV-)Tage wird er unverzichtbar. Siegtorschütze und Stütze seiner Mannschaft. Ein Märchen, das man kaum fassen kann. Van der Vaart:
Robust, kernig und bei der Sache. Wichtig dabei: Niemand wird ihm bei Sotos tragischer Verletzung Absicht unterstellen können. Müller: Der Ex-Mainzer bekam seine Bewährungschance in der alten Heimat. Musste mit Problemen an der Achillessehne allerdings früh raus. 39. Jansen: Sofort auf Ballhöhe. Willig und mit Pfiff.
Ilicevic: Bemerkenswert viel unterwegs. Sein Bewerbungsschreiben für andere Klubs nimmt Formen an.
77. Stieber: Olic: So unglücklich und zerfahren er begann, so sehr stellte er sich in den Dienst der Mannschaft – und nahm jeden Weg in Kauf. 83. Rudnevs: Lasogga: Auch ohne Treffer wichtig. Beschäftigte permanent zwei Gegenspieler.
SR Sippel ( München): Behielt auch in kniffligen Momenten die Übersicht, bis er Brosinski Rot zeigte – das war viel zu hart!