Hamburger Morgenpost

Das Speed-Boot der Öko-Krieger

Die „Brigitte Bardot“ist das schnellste Schiff der Sea-Shepherd-Flotte Tausende bewerben sich als Crew – ein St. Pauli-Fan hat’s geschafft

- Von SANDRA SCHÄFER

So viele Totenköpfe gibt es sonst wohl nur am Millerntor. Er prangt auf der im Wind flatternde­n schwarzen Flagge, auf dem Schiffsbug des Trimarans und natürlich auf dem Sweatshirt des spanischen Kapitäns David (44) und seiner internatio­nal zusammenge­würfelten Crew. Und dann verbirgt sich der Totenkopf noch auf der Haut von Sven „Maddy“Matthießen (45): Der Geschäftsf­ührer von Sea Shepherd Deutschlan­d kommt aus Hamburg und ist Pauli-Fan.

„Mit ihren 25 Knoten lässt sie sich von keinem Harpunen-Boot abhängen“, schwärmt Matthießen von der „Brigitte Bardot“. Der letzte Einsatz des Trimarans war zum Schutz der Grindwale auf den Färörer Inseln. Im Nordatlant­ik werden jeden Sommer Hunderte Wale mit Booten an die Ufer getrieben, bis die Tiere stranden und geschlacht­et werden.

Die „Brigitte Bardot“ist zum Hafengebur­tstag nach Hamburg gekommen und wird bei der Parade dabei sein. Sie ist das schnellste Schiff der Öko-KriegerFlo­tte und hat den Katamaran „Ady Gil“ersetzt, der vor einigen Jahren bei einem Einsatz in der Antarktis von japanische­n Walfängern gerammt und zerstört wurde.

Matthießen selbst war bereits bei zwei Kampagnen als Volunteer dabei. Ein begehrter Job, um den sich jedes Jahr Tausende bewerben. Er schloss für diese Mission monatelang sein Tattoo-Studio und lebte von dem, was er auf die hohe Kante gelegt hatte. Denn alle Freiwillig­en sind Ehrenamtli­che. „Ich war im Einsatz gegen japanische Walfänger, es war ein unglaublic­hes Erlebnis.“

Monatelang habe er fast nur Wasser, Eisscholle­n und Pinguine gesehen. Und eine absolute Stille erlebt. „Wenn du dann mit dem Gefühl nach Hause fährst, dass du den Walfängern die Tour vermiest und 750 Walen das Leben gerettet hast, das ist großartig.“

Dafür ist das Leben auf den kleinen Schiffen entbehrung­sreich. „Ich bin noch nicht einmal richtig seefest“, lacht Matthießen. „Bei meiner ersten FünfMeter-Welle kamen mir Zweifel an der ganzen Aktion.“Zu essen gibt es an Bord aller Schiffe der Sea Shepherds nur vegane Mahlzeiten und wenn die Lebensmitt­el zur Neige gehen, dann lebt man von Reis und Bohnen. „Geduscht wird nur alle drei Tage und man schläft beengt in Zweier-Kabinen.“Und sechs Stunden Schlaf am Stück sind selten möglich. Denn alle wechseln sich mit den Wachen ab. „Es bleibt aber trotzdem Zeit, um den Kollegen das eine oder andere Tattoo zu stechen.“

Mittlerwei­le ist Matthießen fest angestellt­er Geschäftsf­ührer bei Sea Shepherd und zur Landratte geworden. Ganz anders Koch Marc (39): roter Bart, viele

„ Das Gefühl, 750 Wale gerettet zu haben, ist großartig.“Sven Matthießen ( 45)

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