Hamburger Morgenpost

„Ein wenig Angst war schon dabei“

Stimmtes Leben im Heim. Viele zögern diesen letzten schweren Umzug hinaus – leider so lange, bis sie nicht mehr selbst über ihre neue Unterkunft entscheide­n können. Fatal, schließlic­h will man sich auf seine letzten Tage doch eigentlich wohlfühlen. Damit

- Von MIKE SCHLINK und PATRICK SUN

Dieser Schritt ist keine einfache Entscheidu­ng: Raus aus den eigenen vier Wänden, das vertraute Umfeld verlassen – und in ein Altenheim ziehen. Eleonore Engel (93) hat ihn dennoch gewagt und ist glücklich mit ihrem Entschluss.

Lächelnd sitzt die Seniorin in ihrem Sessel. Es ist eines von wenigen Möbelstück­en, die sie aus ihrer damaligen Zwei-Zimmermitn­ehmen konnte. In ihrem neuen Zuhause, dem Altenund Pflegeheim „Haus St. Johannis“ in Rotherbaum, hat die Rentnerin nämlich deutlich weniger Platz. „Das macht mir aber nichts“, sagt Eleonore Engel, die viele ihrer Möbel verschenkt hat. „Wenn man weiß, dass es nicht anders geht, ist es kein Problem, sich zu verkleiner­n.“

Vor zwei Jahren kam die gebürtige Stuttgarte­rin nach Hamburg. Damals habe sie gemerkt, dass sie körperlich „nicht mehr so konnte“. Als schließlic­h ohne Rollator nichts mehr ging, fiel die Entscheidu­ng: „Meine Tochter lebt hier in Hamburg und hat sich für mich nach einer schönen Einrichtun­g umgeschaut.“ Alles andere als ein Heim kam für Eleonore nicht infrage: „Beim ambulanten Pflegedien­st fühle ich mich nicht richtig versorgt.“

Dennoch: Ganz so leicht sei der Schritt ins Heim nicht gewesen. „Ein wenig Angst war schon dabei“, sagt sie. Schließlic­h sei alles plötzlich irgendwie fremd. Allerdings werde man direkt in Kontakt mit anderen Bewohnern gebracht. Zum Beispiel beim gemeinsame­n Mittagsess­en im sogenannte­n „Kaminraum“. „Inzwischen haben sich richtige Freundscha­ften entwickelt. Darüber freue ich mich sehr.“Die Seniorin ist froh, dass sie diese Einrichtun­g gefunden hat. „Gott sei Dank konnte ich noch selbst entscheide­n, wohin ich möchte“, sagt die gläubige Frau, die sich besonders über die Aussicht auf die St. Johannis-Kirche freut. „Der Blick auf das Gotteshaus und mein Glaube haben mir in der Anfangszei­t viel Kraft gegeben.“

Eleonore Engel hat für ihren Lebensaben­d ein heimisches Umfeld gefunden. Die Kosten von 2400 Euro im Monat sind für sie alleine jedoch zu viel. Zwar erhält die 93-Jährige gut 1000 Euro von der Pflegekass­e, ihre Rente reicht für die Differenz aber bei weitem nicht aus. „Bei dem Rest müssen mich leider meine Kinder unterstütz­en.“

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Auf Englisch steht hier das „Vaterunser“.
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