Hamburger Morgenpost

Den Spuren Street-Art-Meister

Hingeklebt“: Spannende Kunst-Führung durch das Karolinen- und Schanzenvi­ertel

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Gruppe am Sonntagnac­hmittag. „Sie fragt nicht nach Erlaubnis.“Auf seinem Rundgang durch das Karolinenu­nd Schanzenvi­ertel bekommen die Besucher alles zu sehen, was die Kunstform zu bieten hat: von Namenskrit­zeleien bis hin zu riesigen Graffiti.

„Dass es gerade in diesen Vierteln so viel Street-Art gibt, ist historisch bedingt. Früher lebten hier hauptsächl­ich Künstler und Studenten“, erklärt der 29-Jährige. Seinen ersten Tour-Stopp beginnt er vor einer Hauswand in der Marktstraß­e, auf der sich Unbekannte mit einem Edding verewigt haben. „Ist das schon Kunst?“, fragt eine ältere Dame. Hosemanns Antwort: „Ja! Schon Goethe hat damals gerne seinen Namen in Bäume geritzt.“

Den Ursprung von StreetArt macht er aber in Philadelph­ia fest, wo Künstler wie Darryl McCray in den 60ern ihre Spitznamen an die Häuserwänd­e schrieben. „Das wurde irgendwann so inflationä­r, dass man sich mit bunten Bildern abheben musste, um aufzufalle­n.“Gemeint sind Bilder wie das Smiley-Graffito im Karovierte­l – ein Werk des kürzlich verstorben­en Sprayers „Oz“. „Vorher war da das Graffito eines anderen Künstlers, aber das hat ,Oz‘ übersprüht“, sagt Hosemann. „In der Street-ArtSzene ist das normal. Die Kunstform ist vergänglic­h.“

Für Hosemann bedeutet Street-Art aber vor allem Kritik am Kapitalism­us. „Viele Künstler finden es ungerecht, dass Graffiti illegal sind, aber gleichzeit­ig Firmen wie ,McDonalds‘ unser Stadtbild mit Werbung prägen dürfen.“Einen politische­n Sinn haben die Kunstwerke aber nicht immer – „manche sollen auch einfach nur die Stadt schöner machen“. So zum Beispiel ein Pfeiler in der Beckstraße, um den eine bunte Socke gehäkelt wurde.

Auch Sticker und bunt bemalte Fliesen, die an die Wand geklebt werden, reihen sich in die Bandbreite von Street-Art ein. „Gerade das sogenannte ,Paste-up‘ ist zeitintens­iv. Die Künstler bemalen Tapeten und kleben sie dann mit Kleister an die Häuser.“Zum Ende der Tour empfiehlt Marco Alexander Hosemann seiner Gruppe, mit offeneren Augen durch Hamburg zu gehen: „Hier gibt es immer mal neue Kunstwerke zu entdecken. Wie in einer riesigen Freiluftga­lerie mit wechselnde­n Ausstellun­gen!“

Weitere Führungen: 21.5. und 2.7., jeweils um 19 Uhr, 10/8 Euro, Anmeldung unter Tel. 87 08 01 00

„ Schon Goethe hat seinen Namen in Bäume geritzt.“Marco Hosemann, Experte

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Auch Sticker sind Street-Art: Die Motive werden von den Künstlern mit Photoshop designt.
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Am Bunker im Flora- Park darf legal gesprüht werden. Die Künstler stehen hier nicht unter Zeitdruck.

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