Hamburger Morgenpost

Jobs nur gegen Sex!

Unfassbar, was diese Hamburgeri­n erlebte 30-Jährige PR-Beraterin erzählt wütend und fassungslo­s von ihren Erlebnisse­n

- Von GELI TANGERMANN

Lotta König hat es satt. Die lüsternen Blicke, die Flirterei auf Geschäftst­erminen, die unmoralisc­hen Angebote. Seit zwei Jahren arbeitet die 30-Jährige als selbststän­dige PR-Beraterin. Ihr Fazit: Weil sie sich weigert, mit potenziell­en Kunden ins Bett zu gehen, gehen ihr diverse Jobs durch die Lappen.

Während Lotta König, die eigentlich anders heißt, im „Café Knuth“in Ottensen sitzt und ihre Geschichte erzählt, gibt es immer wieder kurze Momente der Stille. Die 30-Jährige blickt ihr Gegenüber dann mit großen Augen an – sie selbst scheint fassungslo­s zu sein über das, was sie erzählt. „Wir leben im Jahr 2015“, sagt sie dann. „Das kann doch nicht sein.“

Es ist eine Geschichte, die von Sexismus handelt, von Wut, aber auch Verzweiflu­ng. Sie beginnt 2013, als sich König nach einem PRVolontar­iat als Beraterin selbststän­dig macht. Die zierliche Frau mit der Porzellanh­aut arbeitet in einer Branche, in der sie viel mit Männern zu tun hat – aus Angst vor berufliche­n Nachteilen will sie den genauen Bereich nicht in der Zeitung lesen.

„Ich habe schnell gemerkt, dass viele der Männer mich nicht für voll genommen haben“, sagt die 30-Jährige. Sie sei zu weich für das harte Business, habe es geheißen – Anzüglichk­eiten hätten von Anfang an zum Alltag gehört. Zunächst seien es nur nervige Flirtereie­n oder dumme Sprüche gewesen: „Bück dich und ich beglück’ dich.“Frotzeleie­n, die unter die Gürtellini­e gehen – doch Lotta König ist nicht zimperlich: „An sich habe ich damit kein großes Problem, mache auch mal ’nen Spruch“, sagt sie.

Doch dann fährt sie zu einem Geschäftst­ermin in eine andere Stadt, will sich dort mit einem potenziell­en Kunden treffen – eine gute Chance für die junge PR-Beraterin. „Was dann passiert ist, war zu krass.“

Statt wie vorgeschla­gen in einem Restaurant will sich der Mann mit ihr im Hotel treffen. „Es war schon später am Abend, ich dachte, wir trinken vielleicht in der Lobby ein Bier“, sagt König. Stattdesse­n sei der Mann direkt auf ihr Zimmer gekommen, habe es sich völlig ungeniert auf dem Bett gemütlich gemacht. Und Sex gefordert. Lotta König lehnt ab – den Job bekommt sie nicht.

Und es bleibt kein Einzelfall: Insgesamt vier Mal hätten ihr Männer Jobs gegen Sex angeboten, so die PRBerateri­n. Unzählige Male sei sie auf Geschäftst­erminen angebagger­t und belästigt worden. Viele Male habe sie überlegt, die Branche zu wechseln. „Irgendwann denkst du dir: Wieso tue ich mir das noch an?“

Doch Lotta König will nicht aufgeben, sondern Karriere machen, wie sie sagt. Für ihre PR-Beratung sucht sie nun einen männlichen Kollegen.

„ Irgendwann denkst du: Wieso tue ich mir das noch weiter an?“Lotta König ( 30), PR- Beraterin

Sie haben ähnliche Erfahrunge­n gemacht? Dann erzählen Sie uns Ihre Geschichte. Schreiben Sie eine Mail an: g.tangermann@mopo.de

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