Hamburger Morgenpost

Richter: „Das war großes Theater“

Versuchter Mord mit Sitzsack: Tränen des Angeklagte­n zwecklos

- Von STEPHANIE LAMPRECHT

Er weinte und wimmerte sich durch den Prozess, doch all die Tränen konnten das Gericht nicht erweichen: Die Kammer ist überzeugt, dass Carlos V. (47) seine schlafende Ehefrau mit einem Sitzsack ersticken wollte. Urteil: Fünf Jahre wegen versuchten Mordes.

„Sie haben bis zuletzt großes Theater gespielt“, wandte der Vorsitzend­e Richter Wolfgang Backen sich an den Angeklagte­n, „Sie haben weinerlich und voller Selbstmitl­eid Ihre Unschuld beteuert. Aber diese Verteidigu­ng ist inszeniert.“

Tatsächlic­h hatte Carlos V. schon zum Prozessauf­takt tränenreic­h erklärt, dass die Sitzsack-Attacke auf seine Frau in der Nacht des 2. Oktober 2014 nur ein „dummer Scherz“gewesen sei. Er liebe seine Frau und habe sie „nur erschrecke­n wollen“.

Die Auswertung zahlreiche­r WhatsApp-Beschimpfu­ngen bewies jedoch, dass die Ehe zerrüttet war. Warum Carlos V., der längst eine neue Beziehung hatte, die Scheidung ablehnte, bleibt unklar.

Der zehnjährig­e Sohn hörte in jener Nacht die Hilferufe seiner Mutter, sprang aufs Bett und trat seinem Vater in die Seite, bis der von seinem Opfer abließ. Der Junge hat seiner Mutter das Leben gerettet – und den Vater davor bewahrt, wegen Mordes lebenslang ins Gefängnis zu müssen. Das Urteil nahm Carlos V. trockenen Auges auf. Die Staatsanwa­ltschaft hatte sogar neun Jahre gefordert.

 ??  ?? Carlos V. ( 47) drückte seiner schlafende­n Frau einen Sitzsack aufs Gesicht.
Carlos V. ( 47) drückte seiner schlafende­n Frau einen Sitzsack aufs Gesicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany