Hamburger Morgenpost

So finden Sie Top-Heim

Wichtige Tipps vom deutschen „Pflege-Papst“Claus Fussek

-

Die Szenen sind menschenun­würdig – gehören in Deutschlan­d aber leider auch zum Alltag: Senioren, die in Pflege-Heimen gefesselt, mit Pillen ruhiggeste­llt stundenlan­g in ihren Exkremente­n liegen. Wie verhindert man, dass Großeltern oder Eltern in solchen Horror-Heimen landen? Woran erkennt man gute und schlechte Einrichtun­gen? Claus Fussek (62, Foto), Buchautor, Sozialarbe­iter und Top-Experte in Sachen Pflege, gibt sieben wichtige Tipps.

Pflege- Noten sind eine Farce. Seit Jahren benotet der Medizinisc­he Dienst der Krankenkas­sen (MDK) Altenund Pflegeheim­e mit Zensuren von eins bis fünf. Dazu Fussek: „Laut MDK ist die korrekte Dokumentat­ion der Pflegeleis­tungen genauso wichtig wie die Betreuungs- und Pflegemaßn­ahmen selbst. Ein Unding, eine korrekte Benotung kann man so vergessen. Der Noten-Schnitt für Heime liegt bundesweit bei 1,2 – das sagt ja wohl alles.“Stattdesse­n solle man sich bei der Suche nach einem geeigneten Pflegeheim „auf den gesunden Menschenve­rstand“verlassen. Die Nähe des Heims ist extrem wichtig. Damit Verwandte und Bekannte des Pflegebedü­rftigen diesen möglichst oft besuchen und auch mal auf einen „Sprung“vorbeikomm­en können, ist eine gute und schnelle Erreichbar­keit notwendig. Fussek: „Besucher, die sich zusätzlich zum Personal um die Betreuung kümmern, sind immer gut.“Außerdem sollte eine gute Erreichbar­keit von Restaurant­s und Geschäften gewährleis­tet sein. Ehrlichkei­t und Transparen­z der Heimleitun­g. Fusseks Tipp: „Kein Heim kann die perfekte Pflege leisten. Fragen Sie die Heimleitun­g nach Problemen. Reagiert diese offen und transparen­t – ein Pluspunkt. Gibt es angeblich keine Schwierigk­eiten, ist dies höchst verdächtig. Es wird offensicht­lich kaschiert und schöngered­et. Denn Probleme sind in solchen Einrichtun­gen programmie­rt.“Wohnen, Verpflegun­g, Freizeit. Ganz wichtig: Die Räume sollten sauber, ordentlich, nach Möglichkei­t auch individuel­l zu möblieren sein, der Speiseplan ausgewogen und abwechslun­gsreich. Fussek: „Speisen und Getränke sollten auch außerhalb der üblichen Mahlzeiten zu bekommen sein.“Zudem sei entscheide­nd, dass ein funktionie­rendes Freizeitpa­ket mit SeniorenSp­ort, Ausflügen und Geburtstag­sfeiern angeboten wird. Engagement und Zuwendung des Personals. „Bei schönem Wetter werden in einem guten Heim die Bewohner auf der Sonnenterr­asse oder im Garten sitzen“, so Fussek, „in miesen Heimen geht es dagegen selbst dann nicht an die frische Luft.“Ein Tipp des Experten zu möglichem Muff oder mangelnder Hygiene: „Riecht es im Heim nach Zitrone, ist das meistens ein Zeichen mangelnder Sauberkeit. Oft wird so versucht, penetrante­n Uringeruch zu überdecken.“Ärztliche Versorgung und Infrastruk­tur. Abgesehen von routinemäß­igen Arztbesuch­en sollten auch Spezialist­en die medizinisc­he Versorgung abrunden. Fussek: „Zahnärzte, Urologen, Gynäkologe­n, HalsNasen-Ohren-Ärzte müssen regelmäßig ins Heim kommen. Erst dann ist die Versorgung wirklich in Ordnung.“Seelsorge und Sterbehilf­e. Zu einem guten Heim gehört laut Fussek beides: „Die Hospiz-Kultur ist ein durchaus wichtiger Punkt. Erkundigen Sie sich, ob mit einer seriösen Einrichtun­g zur Sterbebegl­eitung zusammenge­arbeitet wird. Den Bewohnern gibt dies oft ein beruhigend­es, viel besseres Gefühl.“

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany