Alle gegen Nockemann
Ex-Senator macht sich mit plumpen Sprüchen im Rathaus unbeliebt
Er stichelt gern, wird bei seinen Reden in der Bürgerschaft zur Mäßigung ermahnt: Dirk Nockemann, Ex-Schillianer und stellvertretender Fraktions-Chef der Hamburger AfD. Wenn er im Rathaus ans Pult tritt, rollen viele Abgeordnete mit den Augen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass Nockemann nun schon zum zweiten Mal mit seiner Kandidatur für die Härtefallkommission gescheitert ist.
Die Härtefallkommission kann Menschen vor der Abschiebung bewahren. Wenn ihre Ausreise moralisch nicht vertretbar ist, zum Beispiel – unabhängig von der Rechtslage.
Dass ausgerechnet der rechtskonservative Hardliner Nockemann Mitglied dieses Gremiums werden will, scheint dem Großteil der Bürgerschaftsabgeordneten Bauschmerzen zu bereiten: Gerade einmal elf Stimmen konnte der ExSchillianer für sich gewinnen – von 109!
Auch unabhängig von der wiederholten Wahlniederlage ist der 57-Jährige wohl schon jetzt der unbeliebteste Redner im Rathaus. Immer wieder wird er ermahnt, den „parlamentarischen Sprachgebrauch“zu wahren, wenn er zum Beispiel die Grünen als „Leichtmatrosen“bezeichnet. Nachdem er zuvor über die „sonore und monotone Stimme des Bürgermeisters“hergezogen ist. Wenn Nockemann spricht und gestikuliert, geht immer wieder ein genervtes Raunen durch den Saal.
Es gehe ihm nicht um Applaus, sondern um wahre Worte, sagt Nockemann dann. Längst ist seine aggressive Rhetorik zum Sinnbild für das Auftreten der AfD geworden.
Gleichzeitig verschwindet Parteichef Jörn Kruse immer mehr im Schatten des ExSchillianers. Der pensionierte Professor Kruse mag es gemäßigt. Von plumpen Parolen halte er nichts, hat er mal gesagt. Bleibt die Frage, wie lange er sich genau die noch anhören wird.
Für ein Gespräch war Nockemann gestern nicht erreichbar. Und auch bei der AfD-Pressestelle ist niemand ans Telefon gegangen. Wie üblich.
Nockemanns aggressive Rhetorik ist zum Sinnbild für das AfDAuftreten geworden.