„Der Zug hätte mich überrollen können!“
Mahboobeh H. soll von Zugbegleiter Niels S. aus anfahrender Bahn geschubst worden sein
Er wollte eine Frau nicht mehr einsteigen lassen: Zugbegleiter Niels S. (37) soll Mahboobeh H. (41) zurückgeschubst haben, als diese während der Zug-Anfahrt noch einsteigen wollte. Weil sie daraufhin auf den Bahnsteig fiel und sich verletzte, stand er gestern vorm Amtsgericht St. Georg.
„Ich hatte Angst um mein Leben“, schildert die 41-Jährige aufgebracht. „Der Zug hätte mich überrollen können.“Am 23. Oktober 2014 wollte sie vom Hamburger Hauptbahnhof mit einem Regionalexpress nach Neumünster fahren. Als sie in den Zug einsteigen wollte, waren aber bereits alle Türen geschlossen – bis auf eine.
Dort traf sie auf Niels S., der ihr den Weg versperrte.
„Der Zug war abfahrbereit, ich durfte niemanden mehr reinlassen“, schilderte der Angeklagte. Also habe er „nach Dienstvorschrift gehandelt“und ihr gesagt, dass sie nicht mehr einsteigen dürfe. Der Zug würde sich jeden Moment in Bewegung setzen.
Mahboobeh H. empfand die Situation anders: „Der Zug stand noch! Ich bin doch nicht lebensmüde und springe in einen fahrenden Zug“, so die Frau. „Vielleicht wollte er mich nicht einsteigen lassen, weil ich Ausländerin bin.“Als sie trotz Verbots des Zugbegleiters dennoch den anfahrenden Zug betreten wollte, soll Niels S. sie schließlich geschubst haben, so dass sie auf den Bahnsteig fiel und sich dabei Blutergüsse und eine Handverletzung zuzog.
Der Zugführer nahm die Situation wahr und leitete umgehend eine Schnellbremsung ein. Die gerufene Polizei regelte die Situation, die Abfahrt verzögerte sich um eine halbe Stunde. „Ich habe einen Bußgeldbescheid von der Bahn bekommen, weil ich den Verkehr aufgehalten haben soll“, schildert Mahboobeh H. fassungslos. Der Prozess wird am 15. Juni fortgesetzt.