„ Nichts ist selbstverständlich“
Die Sängerin über ihr Album „ Muttersprache“, Lebenskrisen und ihr Engagement für Flüchtlinge
Mit 19 nahm sie ihre ersten Songs auf und wurde auf Anhieb ein Star. Mehr als sieben Millionen Platten hat Sarah Connor bisher verkauft. Heute ist sie 34, dreifache Mutter und schreibt erstmals eigene Songs auf Deutsch. Die MOPO sprach mit der Sängerin über das neue Album „Muttersprache“, ihr Engagement für Flüchtlinge und ihre herzkranke Tochter.
MOPO: Frau Connor, was bedeutet es für die Psyche, wenn man mit 19 ein Popstar wird? Sarah Connor: Man wird auf jeden Fall schneller erwachsen. Als ältestes von mittlerweile sieben Geschwistern musste ich früh Verantwortung übernehmen. Ich bin mit 16 ausgezogen. Mit 19 habe ich meinen Plattenvertrag unterschrieben und der PopZirkus hat mich verschlungen. Irgendwann habe ich die Quittung bekommen, spätestens als meine erste Ehe zu Ende ging und ich vor einem Scherbenhaufen stand. Wo stehen Sie heute, zehn Jahre nach der Fernsehhochzeit mit Marc Terenzi? Ich freue mich über meine Platte, die ich selbst gemacht habe, und darüber, dass ich noch hier bin. Was vor zehn Jahren gewesen ist, erscheint mir heute als total unwichtig. Ich habe drei Kinder, eines davon ist herzkrank geboren und ihre Gesundheit macht mir immer noch Sorgen. Ich zieh’ mir jeden Moment rein, den ich mit ihr habe, und nichts ist selbstverständlich. Warum klingt Ihr Album „ Muttersprache“so melancholisch? Es sind nicht die glücklichen Momente, aus denen heraus meine Songs entstehen, sondern Situationen, die mich emotional aufreiben. Das kann eine Begegnung in einem Flüchtlingsheim sein. Ich schreibe über Dinge, die mich nachts wach halten. Sie engagieren sich für Flüchtlinge in Deutschland. Wen haben Sie in den Heimen getroffen? Ich habe einen syrischen Vater kennengelernt, dessen Tochter aufgrund einer chemischen Bombe behindert ist. Dieses achtjährige Mädchen ist verstummt und kann seine Arme und Beine nicht mehr bewegen. Solche Begegnungen machen mich ernster. Haben Sie als erfolgreicher Mensch das Gefühl, etwas an die Gesellschaft zurückgeben zu müssen? Das ist so ein Klischee. Ich sage ganz klar zu meinen Kindern, wie privilegiert wir sind aufgrund unserer Herkunft. Bei uns in Deutschland gibt es Meinungs- und Sarah Connor wurde 1980 in Hamburg geboren. Mit dem Song „ Let’s Get Back to Bed – Boy!“feierte sie 2001 ihren großen Durchbruch. 2004 heiratete sie den Sänger Marc Terenzi. Das Paar ließ sich damals von Pro7 begleiten, in der Doku-Soap „Sarah & Marc in Love“. 2010 ließen sich die beiden scheiden, sie haben zwei gemeinsame Kinder. Ihr drittes Kind bekam Sarah Connor mit ihrem jetzigen Lebensgefährten Florian Fischer (Foto), der auch ihr Manager ist. Religionsfreiheit. Wir verfügen über ein schützendes Sozialsystem. Nur ein paar Kilometer weiter sieht es mit den Grundrechten ganz anders aus. Mit den deutschen Songs wollten Sie die echte Emotionalität Ihrer Stimme einfangen. War Ihnen das rückblickend mit Ihren englischen Platten nicht gelungen? Ich würde nicht sagen, dass meine Musik früher unaufrichtig war. Ich habe damit viele Menschen erreicht, weil es meine Gefühle waren. Die Inhalte hatten aber nichts mit mir privat zu tun. Diesmal sind es meine Worte. Früher hatte ich Leute, die für die ganze Bandbreite meiner Stimme Songs schrieben. Heute ist meine Motivation eine andere: Die Melodien sind sanfter, weniger aufdringlich und schmeicheln den Texten. Nichts sollte sich profilieren. Weder der Gitarrist noch der Drummer, aber auch nicht meine Stimme. Ich habe die Klänge erst nach den Worten gesucht.
Konzert: Am 14.9. in der Laeiszhalle (Großer Saal), 20 Uhr, 39-65 Euro
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