MOPO- REPORTEREPORTERIN
Mein Tag als Meerjungfrau
Die kleine Meerjungfrau in Andersens Märchen wünschte sich nichts sehnlicher als zwei Beine – und kleine Menschenmädchen hätten
manchmal sooo gerne einen Fisch-Schwanz, um wie kleine Nixen durchs Wasser zu flitzen. Einmal im Monat wird dieser Traum wahr: beim „Meerjungfrauen-Treff“im Altonaer Bäderland-Bad „Festland“.
So sieht also eine
verzauberte Meerjungfrau aus. Grüner Bikini, ein Netz mit Muscheln über der Schulter, strahlendes Lächeln – und zwei Beine. Noch. Franziska Ernst (42) steht am Beckenrand im Festland und erklärt Eltern und Kindern, wie der kostenlose Meerjungfrauen-Schnupperkurs abläuft. Am Ende des Nachmittags wird die temperamentvolle Ober-Meerjungfrau 90 Kindern (fast nur Mädchen) gezeigt haben, wie viel Spaß man als kleine Wasserratte mit einem Fischschwanz haben kann. Aber erst mal muss man reinkommen, in das Nixen-Leihkostüm. Unten an der Flosse schlüpft man mit den Füßen in zwei Halterun-
„ Das ist so cool. Ich
) ß fühl mich so frei!“
gen, wie bei „normalen“Taucherflossen. Dann den d elastischen Schlauch bis zum e Bauch hochziehen. Erster Eindruck: komisch. Erster Tauchversuch: unelegant. Also: s Üben, runter auf den Boden und mit der Flosse schlagen, eins, zwei, heiliges Seepferd, ist das anstrengend.
„Super, oder?“, strahlt Franziska. Aber die ist ja auch t sicher, dass sie eine verzauberte - Meerjungfrau ist und Doriell heißt. Und dann taucht sie unter und schwimmt mit so geschmeidigen Wellenbewegungen ans Beckenende, dass eigentlich kein Zweifel mehr besteht: An Land ist sie Franziska Ernst, Friseurmeisterin, spezialisiert auf Pflanzenfarbe, sogar Prüferin bei der Handwerkskammer, aber in Wahrheit ist sie... „Doriell“.
Inzwischen ist die erste Kindergruppe startklar. Fünf kleine Mädchen schlagen gekonnt mit ihren Flossen, blau, grün, orange. „Das ist so cool“, jubelt Emma (9), als sie wieder auftaucht: „Ich fühl mich so frei!“
Linda (8) hat sogar ihren eigenen Nixen-Schwanz mitgebracht. Die sind teuer, 140 Euro, aber Linda hat eine spendable Patentante und sie findet das Schwimmen als Meerjungfrau „magisch“.
„Doriell“lässt die Nachwuchsauf dem Wasser schweben, einen Handstand machen, Schaum schlagen. Die Wellenbewegung haben die Mädchen sofort drauf: „Als Erwachsener muss man den Kopf ausschalten“, sagt Franziska, „Kinder schwimmen sofort los.“
Sie selbst träumte schon als Mädchen davon, wie eine Meerjungfrau durchs Wasser zu schweben: „Aber als Erwachsene mit Kleidergröße 46 verschwieg ich diesen Traum meiner Umwelt lieber“, erzählt sie.
Bis sie 2013 im Internet eine deutsche Firma entdeckte, die Schwimmschwänze in allen Größen anbietet: „Was geschah, als ich meine Flosse anzog, ist für Außenstehende kaum nachzuvollziehen“, erinnert sie sich: „Ich war zum ersten Mal in meinem Leben ohne Selbstzweifel. Ich hatte das fehlende Puzzleteil gefunden.“
Nach 20 Minuten müssen Linda, Laura und die anderen aus dem Wasser, die nächste Gruppe steht schon Flosse bei Fuß.
Kennen die Mädchen eigentlich das dänische Märchen von der kleinen Meerjungfrau, die sich in den Prinzen verliebte? Aiyana (9) runzelt die Stirn. „Nee“, sagt sie, „Aber ,H2O – Plötzlich Meerjungfrau‘ kenne ich.“„H2O“ist eine australische TeenieSerie. So hat jede Generation ihre Meerjungfrauen. Egal, Hauptsache magisch. Blub!
Der Meerjungfrauen-Spaßtreff findet jeden letzten Sonnabend im Monat von 1518 Uhr im Festland statt (nächster Termin: 30. Mai). Mitmachen können Kinder ab acht Jahren (Schuhgröße mindestens 34). Infos: meerjungfrauentreff-nord.de.