Und tuUnder tut wieder, als sei nix passiert
Morgen will er sich erneut zum Boss wählen lassen. Europäer fordern Verschiebung
Zürich – Gestern sieben Festnahmen und Razzia im Hauptquartier, morgen Wiederwahl des Präsidenten – schon heute startet in Zürich der wohl absurdeste FIFA-Kongress der FußballGeschichte.
Über allem und allen steht dabei wie immer einer: Joseph S. Blatter (79), nennen wir ihn „Don Sepp“, den Paten des Fußballs. FIFA-Präsident seit Juni 1998. Schon nach seiner ersten Wahl vor 17 Jahren gab es Bestechungsvorwürfe, zahlreiche Skandale und Affären pflastern seine Amtszeit. Doch schuld waren immer andere. Auch diesmal wird in beiden Verfahren nicht gegen Blatter ermittelt. „Don Sepp“pocht auf eine weiße Weste und wird sich morgen in seine fünfte Amtsperiode wählen lassen.
Es sei denn, die Europäer können sich durchsetzen. Die UEFA forderte gestern eine Verschiebung der Wahl und eine Neuansetzung innerhalb der nächsten sechs Monate. Die Festnahmen seien „ein Desaster für die FIFA“und beschmutzten das Bild des Fußballs, Korruption sei in der Kultur der FIFA tief verwurzelt, erklärte das UEFA-Exekutivkomitee mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach.
„Der Kongress wird stattfinden, die Wahl wird stattfinden“, stellte dagegen FIFA-Medienchef Walter De Gregorio trocken klar. „Herr Blatter ist entspannt“, erzählte dieser allen Ernstes, um nach einer gewissen Entrüstung seitens der Journalisten klarzustellen: „Er tanzt natürlich nicht in seinem Büro auf dem Tisch. Nicht diese Art von relaxt.“Dass vier Stimmberechtigte, darunter zwei Vize-Präsidenten, nicht im Saal, sondern in Haft sitzen – Schwamm drüber.
Am Abend meldete sich dann auch Blatter selbst zu Wort und präsentierte sich mal wieder als „Saubermann“: „Das ist eine schwierige Zeit für den Fußball, die Fans und die FIFA. Es sollte aber klar sein, dass wir die Untersuchungen begrüßen.“Diese würden „die Maßnahmen stärken, welche die FIFA bereits eingeleitet hat, um falsches Handeln im Fußball zu beenden“,.
Blatters einziger und nach allen bis gestern vorliegenden Erkenntnissen chancenloser Gegenkandidat, Prinz Ali bin Al Hussein (39, Jordanien), sprach gestern von einem „traurigen Tag für den Fußball“. Das könnte man so sehen. Nur Blatter blieb natürlich ganz entspannt.
So wie auch im Juli 2012. Damals gab er unter dem Druck der Beweislast zu, von Bestechungen im Zuge der ISL-Affäre gewusst zu haben. Blatter sprach von „Provisionszahlungen“und stellte klar, man könne „die Vergangenheit nicht mit den Maßstäben von heute messen“, dies sei „Moraljustiz“.
So tickt der Mann halt.