Hamburger Morgenpost

Demenz: SS-Mann entgeht Prozess

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Die Staatsanwa­ltschaft Hamburg hat die Ermittlung­en gegen den ehemaligen SS-Unterschar­führer Gerhard Sommer (93) aus Volksdorf eingestell­t. Begründung ist die fortgeschr­ittene Demenz des Greises, der als junger SSMann an einem der schwersten Kriegsverb­rechen des Zweiten Weltkriegs beteiligt war.

Am 12. August 1944 hatte der damals 24-Jährige als Kompaniefü­hrer der SSPanzergr­enadier„Reichsführ­er SS“das toskanisch­e Bergdorf Sant’Anna di Stazzema überfallen. 560 Frauen und Kinder wurden an jenem Tag mit Maschineng­ewehren und Handgranat­en getötet.

Von 2002 bis 2012 ermittelte die Staatsanwa­ltschaft Stuttgart gegen Sommer und weitere Männer. Dann wurden die Ermittlung­en eingestell­t, weil die Morde den Männern nicht nachgewies­en werden konnten.

Erst nach einer Klageerzwi­ngung war das Verfahren gegen Sommer an die Hamburger Staatsanwa­ltschaft übergeben worden – zu spät für eine Anklage. Es war eine Macht-Demonstrat­ion: Mit Rasseln und Trillerpfe­ifen zogen gestern 15 000 Erzieher durch Hamburg. Die Ansage: Wir bestreiken die Kitas, bis ein Angebot der Arbeitgebe­r vorliegt. Die Wut der Eltern ist derweil im Rathaus angekommen. Immerhin wurde jetzt eine Notdienst-Vereinbaru­ng beschlosse­n.

Der seit knapp drei Wochen andauernde Kita-Streik zerrt nicht nur an den Nerven der Eltern. Auch die Politik ist gereizt – und teilt gegen die Erzieher aus: „Die Lage für viele Eltern ist dramatisch. Es ist schändlich, den Streik bis zu den Sommerferi­en zu denken auf dem Rücken von Kindern und Eltern, wie es die Gewerkscha­ften tun“, sagte Sozialsena­tor Detlef Scheele (SPD).

Kritiker fordern, er solle endlich im Konflikt vermitteln. Scheele kontert: „Wir haben keine Chance, friedensst­iftend und verhandeln­d einzugreif­en. Auch wenn wir es gerne wollen.“Denn er könne nicht für alle Bürgermeis­ter bundesweit mitverhand­eln. Es müsse ein Konsens her, dem alle Städte und Kommunen zustimmen.

Für etwas Entspannun­g sorgte eine Notdienstv­ereinbarun­g zwischen den Tarifparte­ien: Die derzeit angebotene­n 6000 Notplätze werden ab 5. Juni auf bis zu 12 000 aufgestock­t. „Ich begrüße die Vereinbaru­ng. Sie ist ein wichtiger Schritt zur Entlastung

„Wir haben keine Chance, friedensst­iftend einzugreif­en.“Detlef Scheele ( SPD)

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Gerhard Sommer, inzwischen 93 Jahre, als junger SS- Mann

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