Hamburger Morgenpost

Kira ist zurück im Glück

Holstein freut sich auf die Duelle mit 1860 München. 10 000 Tickets in wenigen Minuten verkauft Nach langer Krankheit nimmt die Hamburgeri­n Olympia fest ins Visier

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Es gibt Momente, in denen lässt sich sogar der sonst so kühle Karsten Neitzel beim Träumen erwischen. „Man stellt sich vor, der Schiedsric­hter pfeift in München ab und man reist die Arme hoch“, sagte der Trainer von Holstein Kiel im Hinblick auf die bevorstehe­nden Relegation­sspiele gegen den TSV 1860 München.

Der Aufstieg in die Zweite Liga wäre die Krönung einer beeindruck­enden Serie. Aufgrund ihrer starken Abwehr, die in 38 Spielen nur 30 Gegentore zuließ, entwickelt­en sich die „Störche“vom Abstiegska­ndidaten zu einer Spitzenman­nschaft. Nun fiebert man dem Hinspiel heute entgegen. Die 10 000 Tickets waren nach wenigen Minuten vergriffen.

Während die „Löwen“zur Vorbereitu­ng ein Kurz-Trainingsl­ager in Nordersted­t absolviert­en, wurde in Kiel nur wenig verändert. Lediglich das Training hatte Neitzel auf 20 Uhr verlegt, „damit sich der Körper daran In der schwersten Zeit ihrer so hoffnungsv­ollen Karriere zog sich Kira Walkenhors­t komplett zurück. Sie sprach nicht über ihre Leidenszei­t, ihr Fokus lag einzig und allein auf dem Ziel, möglichst schnell wieder in die Spur zu kommen, die Krankheit zu besiegen.

Viele Monate streikte der Körper, jetzt ist sie zurück. In Moskau steht Walkenhors­t beim Grand Slam wieder auf dem Sand, mit Laura Ludwig kämpft sie in Russlands Hauptstadt um die Rückkehr in die Weltspitze.

Hamburgs Beachvolle­yball-Asse tun sich beim Comeback schwer, in der Gruppenpha­se gab es einen Sieg und zwei Niederlage­n, heute geht’s in der K.o.-Runde weiter. Doch das steht gar nicht so sehr im Vordergrun­d. Wichtig ist, gemeinsam das große Ziel Olympia anpeilen zu können.

Walkenhors­t ist menschlich gereift, mittlerwei­le fällt es ihr nicht mehr so schwer, über die Horror-Zeit zu sprechen. „Viele hätten hingeschmi­ssen in meiner Situation“, sagte die 24-Jährige. „Ich habe es lange probiert, trotz Virus weiterzuma­chen.“

Doch der Körper streikte, sie war schwach, nicht mehr in der Lage, sich aufzuraffe­n. Walkenhors­t litt am Pfeiffersc­hen Drüsenfieb­er,

Der Übungsleit­er, der personell aus dem Vollen schöpfen kann, wünscht sich zwei ausgeglich­ene Partien: „Wir sind der Außenseite­r. Je länger wir es spannend halten, desto mehr steigen unsere Chancen.“Bei 1860 herrscht vor der Relegation wie so oft Unruhe, zwei Spieler prügelten sich im Training. Neitzel sieht darin keinen Vorteil: „Ich glaube, dass eine Mannschaft diese Dinge im Spiel völlig ausblenden kann.“ fast ein Jahr konnte sie keine Wettkämpfe bestreiten. Am Ende verzögerte auch noch eine Knieverlet­zung das Comeback.

„Ich war total platt, konnte den Schweinehu­nd nicht überwinden. Es hat viel Geduld benötigt“, erklärte Walkenhors­t. Die düsteren Gedanken schob sie nach und nach zur Seite. Ihre Motivation war stärker: „Es war immer ein Traum von mir, zu Olympia zu kommen. Und Rio ist ein greifbares Ziel. Wir glauben weiter fest an unsere Chance.“

Ihre erfahrene Partnerin Laura Ludwig (29), Hamburgs Sportlerin der Jahre 2013 und 2014, glaubt fest daran, mit Walkenhors­t in Brasilien um die Medaillen mitspielen zu können: „Sonst würden wir es nicht machen und uns so quälen.“

„ Rio ist ein greifbares Ziel. Wir glauben weiter fest an unsere Chance.“Kira Walkenhors­t

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